Telekom Mutmaßlicher Hacker in London verhaftet

Im November traf ein Hackerangriff eine Million Telekom-Kunden. Die Polizei hat nun in London einen 29-jährigen Briten verhaftet. Ihm drohen bis zu zehn Jahre Haft.

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Die Telekom und ihre Kunden wurden im November Opfer eines sogenannten Botnetz-Angriffs. Quelle: dpa

Deutsche und britische Behörden haben einen mutmaßlichen Drahtzieher der Hacker-Attacke auf die Deutsche Telekom gefasst. Am Mittwoch sei ein 29 Jahre alter Brite an einem Londoner Flughafen von Einsatzkräften der britischen National Crime Agency festgenommen worden, teilten das Bundeskriminalamt und die Staatsanwaltschaft Köln am Donnerstag mit. Die Festnahme erfolgte aufgrund eines von den Staatsanwälten erwirkten europäischen Haftbefehls. Dem Briten werde versuchte Computersabotage in einem besonders schweren Fall vorgeworfen, darauf stehen bis zu zehn Jahre Haft. Die Kölner Anklagebehörde arbeitet daran, ihn nach Deutschland zu holen.

Der Mann wird verdächtigt, im November 2016 einen Angriff gegen Internet-Zugangsrouter ausgeführt zu haben, wodurch bei einer Million Telekom-Kunden das Internet ausfiel. Die Festnahme ist eine Überraschung, da die Hintermänner solcher virtuellen Attacken ihre Identität verschleiern und deshalb oft nicht zur Rechenschaft gezogen werden können. Die Verhaftung in London sei das Ergebnis einer Kooperation deutscher, britischer und zyprischer Strafverfolgungsbehörden, erklärten das BKA und die Staatsanwälte. Nach Aussagen der Telekom ist die Festnahme ein großer Schlag gegen Verbrecher im Internet. "Das Beispiel zeigt, dass das Recht auch im Cyberraum durchgesetzt werden kann", sagte Datenschutzvorstand Thomas Kremer. Der Konzern werde rechtliche Schritte gegen den mutmaßlichen Täter prüfen.

Die Telekom und ihre Kunden wurden im November Opfer eines sogenannten Botnetz-Angriffs. Dabei handelt es sich um Computer, Webcams oder Stereoanlagen, die heimlich von Kriminellen übernommen wurden. Die gekaperten Geräte bilden zusammengeschaltet eine Art Supercomputer, der IT-Systeme attackiert. Ein anderer spektakulärer Vorfall ereignete sich im Oktober, als das Botnetz Mirai einen Teil der US-Internet-Infrastruktur lahmlegte. Dienste wie Netflix oder Spotify verschwanden zeitweise. Mirai kam auch beim Angriff auf die Telekom zum Einsatz.

Deutsche Politiker und Experten forderten nach Bekanntwerden der Attacke im November, dass die Hersteller Sicherheitslücken auf ihren Internet-gestützten Geräten auch Jahre nach dem Verkauf noch schließen müssen. Denkbar seien auch die Einführung von Mindeststandards ähnlich wie beim CE-Siegel für Elektrogeräte, hatte Raimund Genes, Technologiechef des IT-Sicherheitskonzerns Trend Micro, damals zu Reuters gesagt. "Da wird ja auch dafür gesorgt, dass ich beim Anschalten des Toasters keinen Stromschlag erhalte."

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