Auch anderthalb Wochen nach dem Flugzeugabsturz in Slowenien steht der DNA-Beweis für den Tod der Unister-Gesellschafter Thomas Wagner und Oliver Schilling noch aus. Das Institut für Forensische Medizin in Ljubljana warte immer noch auf biologisches Material für einen Abgleich, teilte die Polizei in Nova Gorica mit. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Leipzig wurden DNA-Proben der Gründer des Leipziger Internetkonzerns in digitaler Form an die slowenischen Behörden übermittelt.
Das Landeskriminalamt habe DNA-Material der mutmaßlichen Opfer sicherstellen und auswerten können. Die Ergebnisse seien in digitaler Form an das Bundeskriminalamt weitergegeben und von dort an die Behörden in Slowenien übermittelt worden, sagte Jana Friedrich, Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Erst wenn der Abgleich positiv ausfalle, werde ein sogenanntes Todesermittlungsverfahren eingeleitet. „Dabei geht es auch um ein mögliches Fremdverschulden.“
„Wir haben keine begründbaren Zweifel, dass es sich bei den Toten um Wagner und Schilling handelt“, sagte der Sprecher der Sächsischen Generalstaatsanwaltschaft, Wolfgang Klein. Dennoch sei es entscheidend für den Fortgang der Ermittlungen, dass die Identität der Toten endgültig geklärt sei. Nach slowenischen Angaben steht bisher nur die Identität des 73-jährigen Piloten zweifelsfrei fest. Einzelheiten wollte die Polizei aber nicht nennen.
Unister-Chef Thomas Wagner
Thomas Wagner wurde einst als Shooting-Star der deutschen Internet-Szene gefeiert. 1978 in Dessau (Sachsen-Anhalt) geboren, studierte er nach dem Dienst bei der Bundeswehr in Leipzig Betriebswirtschaftslehre (BWL).
Nach dem Vordiplom brach der 23-Jährige das Studium ab und gründete 2002 das Onlineportal unister.de - eine Studententauschbörse. Daraus bauten er und seine Mitstreiter schnell ein Firmengeflecht aus Reise-, Finanz- und Versicherungsportalen wie fluege.de und ab-in-den-urlaub.de auf.
„Er war ein Unternehmer durch und durch“, sagt Mitgründer und Gesellschafter Daniel Kirchhof. Über Wagners Privatleben indes ist wenig bekannt. Mit Auskünften dazu hielt er sich stets bedeckt, galt als vorsichtig und pressescheu.
2012 stoppte der berufliche Höhenflug zunächst, es kam zu strafrechtlichen Ermittlungen. Ihm und drei weiteren Managern wurden unter anderem unerlaubte Versicherungsgeschäfte und Steuerhinterziehung vorgeworfen. Unister wies die Vorwürfe stets zurück. Zum Prozess kam es bisher nicht, weil das Landgericht Leipzig derzeit eine weitere Anklage prüft, eine erste Anklage war nur teilweise zugelassen worden.
Bei dem Absturz der einmotorigen Maschine in einem Waldgebiet im Westen Sloweniens waren alle vier Insassen ums Leben gekommen. Neben Wagner, Schilling und dem Piloten soll noch ein weiterer 65-jähriger Deutscher an Bord gewesen sein. Sie befanden sich auf dem Rückflug von Venedig nach Leipzig. Wagner soll in der Lagunenstadt bei einem Treffen mit einem vermeintlichen Investor um gut eine Million Euro betrogen worden sein.
Absturzursache ist noch unklar
Die Absturzursache steht laut Generalstaatsanwaltschaft ebenfalls noch nicht endgültig fest. „Wir haben aber keine Hinweise darauf, dass es kein Unglück gewesen sein könnte.“ Die Ermittlungen um den Absturz und den angeblichen Betrug werden von der bei der Generalstaatsanwaltschaft angegliederten Integrierten Ermittlungseinheit Sachsen (Ines) geführt, die auch schon im Zusammenhang mit Steuerhinterziehungsvorwürfen und wegen des Verdachts des unerlaubten Betreibens von Versicherungsgeschäften gegen Unister-Manager ermittelt hat.
Zweifel an der Objektivität der Ermittler wies Klein zurück. Generell seien Staatsanwälte verpflichtet, bei der Aufklärung von Straftaten objektiv vorzugehen. „Das gilt zugunsten und zulasten der Beteiligten.“
Laut „Leipziger Volkszeitung“ (LVZ) wird der Ines-Einsatz bei Unister kritisch gesehen. Im Rahmen der Untersuchungen der Todesumstände von Wagner könnten die Ermittler auch an Dokumente gelangen, die zur Verteidigungsstrategie des Unternehmens in dem Verfahren vor dem Landgericht Leipzig gehörten, schrieb die „LVZ“ unter Berufung auf Unister-Insider.
Nach dem Tod der Firmenchefs hatte zunächst die Unister Holding GmbH Insolvenz angemeldet. Inzwischen sind sechs Töchter aus der Unister-Gruppe, die über 40 Internetportale wie fluege.de oder ab-in-den-urlaub.de betreibt, im vorläufigen Insolvenzverfahren.