Uber Großaktionär verklagt Ex-Chef Kalanick

Führungslos in die Agonie: Angesichts fallender Bewertungen am Kapitalmarkt verklagt ein namhafter Investor den Fahrdienstvermittler Uber und seinen früheren Vorstandschef Travis Kalanick.

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Großinvestor Benchmark Capital will Travis Kalanick endgültig aus dem Aufsichtsgremium des Unternehmens drängen. Quelle: Reuters

San Francisco Uber und sein Ex-Vorstandschef Travis Kalanick kreuzen die Klingen mit einem ihrer größten Aktionäre. Benchmark Capital will den in Ungnade gefallenen Kalanick endgültig aus dem Aufsichtsgremium des Unternehmens drängen. Denn dort sei er nur noch durch List und Tücke vertreten. Die Vorwürfe umfassen Betrug, Verletzung der Sorgfaltspflicht und Vertragsbruch. Die Tech-Seite Axios.com hatte zuerst über die Klage berichtet.

Der Kernpunkt der Klage vor einem Gericht im US-Staat Delaware ist die Erweiterung des Aufsichtsrats von Uber um drei auf elf Personen durch Kalanick im Juni 2016. Die neuen Posten sollten von Aktionärsvertretern besetzt werden, die Kalanick bestimmen sollte. Doch als er nach seinem Rauswurf Mitte 2016 als CEO die Board-Position des Chefs räumen musste, buchte er sich gleich wieder auf einen der neuen Aufsichtsratsplätze ein.

Benchmark behauptet nun, sie hätten der Board-Erweiterung niemals zugestimmt, wenn sie damals von den weitreichenden Vorwürfen der sexuellen Belästigungen innerhalb der Firma und dem schwelenden Konflikt mit Alphabets Tochter Waymo gewusst hätten. Waymo hat Uber auf Patentverletzung und Datendiebstahl verklagt.

Benchmark verlangt den Rauswurf von Kalanick aus dem Board und eine Verkleinerung auf wieder acht Personen. Denn Kalanick hat angeblich den Plan, das Aufsichtsgremium mit eigenen Leuten zu besetzen, um seine Rückkehr vorzubereiten. Tatsächlich konnte das Board bislang niemanden finden, der Kalanick als CEO ersetzt. Zuletzt hatte HPE-Chefin Meg Whitman offiziell alle Gerüchte zurückgewiesen, sie wäre im Gespräch.

Daneben wird in dem Gerichtspapier ein nicht genauer spezifizierter Schadenersatz gefordert. Ein Sprecher von Kalanick erklärte laut „CNBC“, die Klage sei „völlig ohne Substanz“ und sei nur ein Zeichen mehr, wie Benchmark „im eigenen Interesse gegen Uber, Mitarbeiter und alle anderen Anteilseigner“ vorgehe. Die Risikokapitalgeber waren treibende Kraft hinter Kalanicks Rauswurf.

Es ist ein Kampf der Giganten: Kalanick hält zehn Prozent der Aktien und 16 Prozent der Stimmrechte. Benchmark, einer der frühesten Investoren in Uber, kommt mit 13 Prozent der Aktien auf 20 Prozent der Stimmrechte. Die Wut über die anhaltenden Turbulenzen und die Rückschläge in China und Russland, wo Uber seine eigenen Aktivitäten eingestellt und mit Konkurrenzunternehmen verschmolzen hat, könnte vom berühmten Wirtschaftstreffen in Sun Valley im Juli angefacht worden sein. Dort, so berichtet „The Information“, hätten die Benchmark-Partner Matt Cohler und Peter Fenton mit Softbanks Masayoshi Son über Anteilsverkäufe gesprochen.

Doch statt auf der Basis der bisher gehandelten Bewertung von 70 Milliarden Dollar, wollte Son nur zu einer Bewertung von 40 bis 45 Milliarden Dollar kaufen. Ein gewaltiger Einschnitt. Doch Uber muss Geld auf dem Kapitalmarkt aufnehmen können. 2016 war bei einem Nettoumsatz von 6,5 Milliarden Dollar ein Verlust von 2,8 Milliarden Dollar angefallen. Im ersten Quartal 2017 fiel erneut ein Fehlbetrag von 708 Millionen Dollar bei einem Umsatz von 3,4 Milliarden Dollar an.

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