United-Internet-Chef Ralph Dommermuth Ein Milliardär zurück im Maschinenraum

United-Internet-Chef Ralph Dommermuth bündelt 1&1 und den Mobilfunkdiscounter Drillisch in seinem Konzern. Damit formiert er einen starken neuen Konkurrenten am Markt – den er auch selbst operativ führen wird.

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Das Telekomgeschäft ist seine „Leidenschaft“. Quelle: Uta Wagner

Düsseldorf Die neue „vierte Kraft“ will der Chef selber führen. United-Internet-Chef Ralph Dommermuth formiert einen mächtigen Spieler im Telekommunikationsmarkt und wird über dessen Wohl und Wehe selber entscheiden. Er geht zurück in den Maschinenraum.

United Internet mit seiner Telekomtochter 1&1 und der Mobilfunkanbieter Drillisch bündeln ihre Marktmacht unter dem Dach von Dommermuths Konzern. Das gaben beide Unternehmen am Freitag bekannt. Damit werden sie die drei größten Anbieter Telekom, Vodafone und Telefónica Deutschland mächtig unter Druck setzen können.

Die neuen Angreifer nennen sich selber die „vierte Kraft“ im Telekommunikationsmarkt. Sie sind weitestgehend unabhängig von den drei anderen Netzbetreibern. Dank eines Deals, den Drillisch mit Telefónica geschlossen hat, hat das Unternehmen uneingeschränkten Zugriff auf 30 Prozent dessen Netzkapazitäten – und mit dem Zusammenschluss in Zukunft auch United Internet.

Das ist auch eine späte Genugtuung für Dommermuth. Angeblich hatte er diesen Deal abschließen wollen, aber kam nicht zum Zug. Telefónica musste sich auf den Deal einlassen, sonst hätte die EU-Kommission die Fusion mit E-Plus im Jahr 2014 nicht genehmigt.

Es wird in nächster Zeit ein fröhliches Wechselspiel von Aktien geben, an dessen Ende aber wohl folgendes Ergebnis stehen wird: Telekommunikationsanbieter 1&1 ist dann Teil des Mobilfunkanbieters Drillisch und Drillisch wiederrum Teil der Konzernwelt von United Internet. Zu dem Telekommunikations- und Internetkonglomerat gehören noch E-Mail-Dienste wie GMX und Web.de. Dazu kommen noch Anbieter wie etwa Strato, der Internetseiten betreut, sogenanntes Hosting.

Das Telekomgeschäft jedoch sei seine „Leidenschaft“ erklärte Ralph Dommermuth am Freitag. Sobald Drillisch unter seinem Konzerndach hängt, wird er CEO der Telekommunikationstochter. An seiner Seite sind dann Martin Witt, der derzeit 1&1 führt, und André Driesen, der jetzige Finanzchef von Drillisch. Vlasios Choulidis, Vorstandschef des Mobilfunkers, bekommt dann einen Posten im Aufsichtsrat. Er hat Drillisch gemeinsam mit seinem Bruder Paschalis Choulidis aufgebaut. Der hatte vergangenes Jahr das Unternehmen verlassen.

Choulidis und Dommermuth kennen sich gut. Sie haben 2008 versucht, gemeinsam den Anbieter Freenet zu kaufen. Am Ende kamen sie allerdings nicht zusammen. Der United-Internet-Chef erklärt, er sein nun verpflichtet, das Lebenswerk der Brüder „gut weiterzuführen.“

Dazu gehört auch: Wieder mehr im täglichen Geschäft Entscheidungen zu treffen. Er wolle Gespräche „gut begleiten“, nennt Dommermuth das und verkneift sich den Hinweis, nichts dass er auch die „notwendige Autorität“ habe.


Verhandlungsstärke ist gefragt

Der heute 53-Jährige hat 1&1, aus der später United Internet hervorging, 1988 gegründet. Was an einem gemieteten Schreibtisch begann, hat heute eine Marktkapitalisierung von fast 10 Milliarden Euro. Das „Forbes“-Magazin schätzt Dommermuths Vermögen auf aktuell 4,8 Milliarden US-Dollar. Die meisten seiner Deals hat selber verhandelt, das Unternehmen immer weiter entwickelt. Das wird er nun wieder machen müssen.

Denn nun muss verhandelt werden. Über Einkaufsbedingungen, Kundenansprachen, Synergiemöglichkeiten, Einsparungen. „Wir haben zurzeit eine große Chance, und es hängt immer davon ab, wie man es macht“, sagt Dommermuth. Die Mitarbeiter müssen sich allerdings keine Sorgen um ihren Arbeitsplatz machen. Beide Unternehmenschefs betonen, die Prozesse seien ohnehin schon so schlank, das man nicht vorhabe, weiter abzubauen.

Die Wettbewerber werden es hingegen zu spüren bekommen. Bisher kauft 1&1 Mobilfunkkapazitäten vornehmlich von Vodafone. Doch da bekommt der Anbieter kein schnelles LTE. Dank des Drillisch-Deals mit Telefónica-Deals hat er demnächst darauf Zugriff. Deswegen werden das Geschäft mit Vodafone „eher rückläufig sein“, sagt Dommermuth. Außerdem wird er mit der neuen Größe von 12 Millionen Kunden deutlich besser verhandeln können: „Der Vorleistungseinkauf wird sich verschieben.“

Die Wettbewerber werden wahrscheinlich nicht aus das Kartellamt hoffen können, um den Zusammenschluss von United Internet und Drillisch doch noch zu verhindern. In der Vergangenheit hatte Kartellrechtler eher die Tendenz dazu gesehen, dass eine neue starke Kraft am Markt von den Behörden als positiv für den Wettbewerb eingeschätzt wird.

Dabei werden die Kunden erst einmal nicht auf sinkende Preise setzen können. „Ich sehe auch ganz klar keine sinkende Preise, weil wir schon in Regionen agieren, die sehr günstig sind“, erklärte Dommermuth.

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