United Internet schluckt Drillisch Eine neue vierte Kraft im Telekommarkt formt sich

Der deutsche Mobilfunkmarkt bleibt in Bewegung. Nach der Neusortierung bei den Netzbetreibern durch den Zusammenschluss von O2 und E-Plus, steht nun auch bei anderen Anbietern ein Milliardendeal ins Haus.

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United-Internet-Chef Ralph Dommermuth Quelle: dpa

Jetzt also doch: Der Internet- und Telekomkonzern United Internet will das Mobilfunkunternehmen Drillisch schlucken. United-Internet-Chef Ralph Dommermuth will mit dem Milliarden-Deal eine starke vierte Kraft im deutschen Markt neben den Netzbetreibern Deutsche Telekom, Vodafone und Telefonica Deutschland schmieden. Dazu will United Internet seine Sparte 1&1 Telecommunication über zwei Kapitalerhöhungen in die Drillisch AG einbringen und so schon einmal die Mehrheit an dem TecDax-Unternehmen erwerben. 1&1 werde dabei mit 5,85 Milliarden Euro bewertet.

Zudem bietet United Internet allen Drillisch-Aktionären 50 Euro je Anteil, wie die Unternehmen am Freitagmorgen in Montabaur und Maintal mitteilten. Das ist Aufschlag von rund drei Prozent auf den Drillisch-Schlusskurs vom Donnerstag.

United Internet hält bereits 20 Prozent der knapp 55 Millionen Drillisch-Aktien. Das Gebot für die übrigen Aktien liegt damit bei rund 2,2 Milliarden Euro. Allerdings müssen die Aufsichtsbehörden dem Deal zustimmen. Anbieter wie Drillisch bieten zwar Mobilfunk an, betreiben aber keine eigenen Netze, sondern nutzen die der großen drei Anbieter.

Diese Länder haben das schnellste Internet
Breitband-Internet Quelle: dpa
Platz 25: DeutschlandDeutschland landet mit einer durchschnittlichen Downloadrate von 14,6 Mbit/s noch knapp unter den 25 Ländern mit dem schnellsten Internet. Während das Internet in den Städten ordentliche Geschwindigkeiten vorweisen kann, tropft es in vielen ländlichen Gebieten mit nicht einmal zwei Megabit aus der Leitung. In einer zweiten Statistik hat Akamai erfasst, wie viele der Anschlüsse es über die Marke von recht lahmen 4 Mbit/s schaffen – hier liegt Deutschland mit nur 89 Prozent der Anschlüsse auf Rang 33.Anmerkung: Die Datenübertragungsrate wird in Megabit pro Sekunde (Mbit/s) gemessen. Ein Megabit entspricht einer Million Bit. Quelle: dpa
Platz 10: Niederlande Quelle: dpa
Platz 9: Japan Quelle: AP
Platz 8: Singapur Quelle: dpa
Platz 7: Finnland Quelle: dpa
Platz 6: Dänemark Quelle: dpa

„1&1 verfügt über eine starke Marke, einen riesigen Kundenstamm und enorme Vertriebskraft. Drillisch ist ein schnell wachsender Mobilfunkanbieter mit einem attraktiven Produktportfolio“, sagte Dommermuth, der auch an der Spitze des zusammengeschlossenen Mobilfunkanbieters stehen will. Der Mitgründer und mit 40 Prozent größte Aktionär von United Internet hatte Übernahmeabsichten in den vergangenen Jahren mit Verweis auf den stark gestiegenen Aktienkurs von Drillisch kleinzureden versucht.

Beide zusammen haben nach eigenen Angaben mehr als zwölf Millionen Kundenverträge und kommen auf einen Umsatz von mehr als 3,2 Milliarden Euro. 1&1 hat 8,7 Millionen Telefon- und Mobilfunk-Kunden unter Vertrag, Drillisch steuert 3,62 Millionen Handy-Kunden bei. Das Großkunden-Geschäft von 1&1 bleibt dabei außen vor.

Drillisch ist für United Internet vor allem wegen seines langfristigen Zugangs zum Mobilfunknetz von Telefonica in Deutschland attraktiv.

Doch Drillisch ist vor allem deswegen attraktiv, weil das Unternehmen mit Telefonica Deutschland einen Deal zur Netzmiete eingegangen ist. Drillisch kann demnach schrittweise bis zu 20 Prozent der Netzkapazitäten des Münchener O2-Betreibers nutzen – und hat eine Option auf weitere 10 Prozent bis 2020. Die Netzmiete war eine Voraussetzung der Aufseher für die milliardenschwere E-Plus-Übernahme durch Telefonica 2014. „Unser Vertrag mit Telefonica zahlt sich immer mehr aus. Er garantiert uns für die nächsten Jahre vollen Zugriff auf die Netztechnologien der neuesten Generation, und das zu sehr guten Konditionen“, sagte Drillisch-Chef Vlasios Choulidis.

Unter anderem dadurch erwartet United Internet Synergieeffekte von 150 Millionen Euro im Jahr bis 2020. Fünf Jahre später sollen diese sogar auf 250 Millionen Euro steigen. Die Integration soll zunächst aber rund 50 Millionen Euro kosten.

Drillisch ist mit seinen Marken Smartmobil sowie Yourfone bekannt und soll eigenständig an der Börse notiert bleiben. Mit dem Zusammenschluss wird auch die Konkurrenz für den Mobilfunkanbieter Freenet größer, der ebenfalls ohne eigenes Netz Vorleistungen von Netzbetreibern kauft und die Leitungen dann weitervermietet. Mit dem Zusammenschluss von United Internet und Drillisch will Dommermuth auch Kosten im Einkauf bei den Netzbetreibern einsparen. Die Einsparungen durch die Übernahme sollen 2020 bei rund jährlich 150 Millionen liegen und bis 2025 dann auf rund 250 Millionen Euro ansteigen.

Drillisch-Chef Choulidis erklärte: „Wir führen unser Unternehmen damit in eine völlig neue Dimension.“ Drillisch werde seinen Umsatz damit etwa verfünffachen. Technisch ist die Abwicklung der Fusion komplex. Im ersten Schritt stockt United Internet seinen Drillisch-Anteil auf gut 30 Prozent auf. Für den größten Teil der Transaktion braucht Drillisch die Zustimmung von 75 Prozent der Aktionäre. Sie sollen am 25. Juli auf einer Hauptversammlung eine Verdreifachung des Kapitals beschließen. Die neuen Aktien gehen an United Internet, die im Gegenzug ihre Telekommunikations-Tochter komplett bei Drillisch einbringt.

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