Vodafone Erste Lebenszeichen des Mobilfunkriesen

Ein halbes Jahr nach seinem Amtsantritt kann der neue Vodafone-Deutschland-Chef Hannes Ametsreiter zum ersten Mal seit langem wieder Marktanteilsgewinne im Mobilfunk vermelden. Baustellen gibt es dennoch genug.

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Quelle: dpa

Sieht so ein Sieger aus? Als Hannes Ametsreiter am Dienstag auf seiner ersten Bilanzpressekonferenz im Düsseldorfer Campus die Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr erläutert, kann sich der neue Deutschland-Chef von Vodafone ein Lächeln nicht verkneifen.

Am 1. Oktober, vor zwei Quartalen, hat der Österreicher die schwierige Aufgabe übernommen, den schwer angeschlagenen Mobilfunkbetreiber aus der Krise zu führen. Und offenbar setzt Ametsreiter an den richtigen Hebel an, um dem Primus Deutsche Telekom wieder Paroli zu bieten. Der Kundenschwund ist jedenfalls gestoppt. Und bei der wichtigsten Kennziffer – dem Umsatz aus Mobilfunkdiensten -  meldet der britische Mobilfunkriese erstmals seit dreieinhalb Jahren wieder einen leichten Anstieg.

Gegenüber dem Vorjahr stieg damit der Marktanteil von Vodafone im Mobilfunk von 33,1 auf 33,5 Prozent. Der Vorsprung der Telekom betrug in den ersten drei Monaten des Jahres 2016 nur noch 144 Millionen Euro – so wenig wie schon lange nicht mehr. „Die rote Rennmaschine kommt wieder auf Touren“, erklärte Ametsreiter – und in seinen Worten klang ein klein bisschen Stolz mit.

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Allerdings bleibt für Ametsreiter noch viel zu tun, um sich mit der Telekom wieder auf Augenhöhe zu duellieren. Im Mobilfunknetz der Telekom nutzen bereits 8,8 Millionen Kunden die superschnelle LTE-Technik mit den entsprechend höherwertigen Tarifmodellen. Bei Vodafone sind erst 7,7 Millionen.

Insbesondere bei den drei größten Sorgenkindern – dem Geschäft mit vorausbezahlten Prepaid-Karten, den Verkauf von traditionellen DSL-Anschlüssen und den langfristigen Verträgen mit Geschäftskunden – weist der Geschäftsbericht noch ein Minus aus. Aber Ametsreiter gibt sich zuversichtlich, dass auch dort seine Korrekturen greifen. Seine Ziel: Noch im gerade angelaufenen Geschäftsjahr 2016/2017 will er in allen Geschäftsbereichen eine Trendwende schaffen und wieder auf den Wachstumspfad beim Umsatz zurückkehren.

Helfen soll dabei auch eine bessere Vermarktung der TV-Kabelanschlüsse. Bereits jetzt können ein Drittel aller deutschen Haushalte – etwa 13 Millionen – bei Vodafone Internet-Anschlüsse mit einer Geschwindigkeit von 100 Megabit pro Sekunde buchen. Diesen Trumpf will Vodafone in den nächsten Monaten deutlich stärker ausspielen. „Wir wollen Deutschland beschleunigen“, sagt Ametsreiter.

Das größte Wachstumspotenzial hat Vodafone in einem Bereich, der bislang weitgehend brach liegt. Anders als in Nachbarländern wie Belgien, Österreich und Spanien schrecken die Deutschen noch davor zurück, alle Produkte – Festnetz, Mobilfunk und Fernsehen – aus einer Hand bei einem einzigen Anbieter zu buchen. Vodafone-interne Umfragen zeigen, dass sich die Kunden solche gebündelten Angebote – von Experten Triple Play  genannt – durchaus anfreunden können. Doch bislang trauen sich nur wenige, die gesamte Kommunikation einem Anbieter anzuvertrauen.

Die Bindungsängste überwinden könnten die jetzt von der Deutschen Fußball-Liga neu ausgeschriebenen Live-Übertragungsrechte. Doch ob Vodafone in die teure Pokerrunde einsteigt und dem Pay-TV-Sender Sky die Fußball-Bundesliga wegschnappt, dazu wollte Ametsreiter nicht einmal andeutungsweise etwas sagen. Ein Zugpferd wie Fußball würde natürlich massenhaft Neukunden für TV-, Internet- und Mobilfunk-Abonnements anlocken.

Die Frage ist nur, ob ein Konzern wie Vodafone, der nach Monaten auf der Intensiv-Station gerade erst wieder das Laufen lernt, schon bereit ist, so viele Millionen Euro in ein äußerst langfristig angelegtes Zukunftsprojekt zu stecken.

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