Außerdem sei es üblich, private Notizblöcke und Smartphones am Arbeitsplatz zu benutzen. „Die persönlichen Daten von Vodafone-Kunden abzuschreiben oder abzufotografieren ist überhaupt kein Problem“, sagt Exmitarbeiter Aksar. Auch die Daten von Prominenten seien leicht einsehbar. „Aus Spaß“ habe er das Telefonverhalten von Otto Waalkes nachvollzogen, sagt ein anderer Ex-Mitarbeiter. „Natürlich“ verstoße das gegen das Fernmeldegeheimnis, Teamleiter schritten aber kaum ein.
Wer sich auf eine Stellenanzeige bewirbt, muss ein türkisches Führungszeugnis vorlegen. Vorstrafen aus Deutschland listet das nicht auf. „Arvato stellt Mitarbeiter ein, die in Deutschland vorbestraft oder sogar zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden sind, sich aber in die Türkei abgesetzt haben“, sagt Ex-Mitarbeiter Aksar.
Vodafone weist die Vorwürfe zurück. Nach Warnhinweisen hätten eigene Sicherheitsexperten mit einem externen Auditor den Standort überprüft. „Dabei wurden keine Verstöße gegen geltende Datenschutz-Bestimmungen oder systematische Mängel festgestellt“, heißt es offiziell. „Die Sicherheit unserer Kunden und der Schutz ihrer persönlichen Daten haben bei Vodafone oberste Priorität.“
Ein nur kurzfristig angekündigter Vor-Ort-Besuch in Istanbul zeigt jedoch, dass die Sorgen berechtigt sind. So gibt es für die 60 Mitarbeiter zu wenige Schließfächer, Angestellte legten ihre Smartphones demonstrativ auf einen bewachten Tisch hinter der Milchglasscheibe. Außerdem liefen die Einlasskontrollen so ab, wie von den Ex-Mitarbeitern beschrieben. Das Einschleusen Externer in der Gruppe wäre durchaus möglich.
Bei den Zutrittskontrollen will Arvato noch in diesem Jahr nachbessern. Mitarbeiter sollen das Callcenter dann nicht mehr in Gruppen, sondern nur noch einzeln nach elektronischer Ausweiskontrolle betreten. Das werde das bereits vorhandene Sicherheitsniveau noch weiter erhöhen, heißt es bei Vodafone.
Ob türkische Bewerber, die lange in Deutschland gelebt haben, künftig ein Führungszeugnis von hiesigen Behörden vorlegen müssen, ist noch offen. Vodafone will „die rechtlichen Möglichkeiten zur erweiterten Prüfung neuer Mitarbeiter gemeinsam mit Arvato prüfen“.