Vodafone-Störung Warum das Netz immer wieder ausfällt

Millionen Vodafone-Kunden waren von der jüngsten Großstörung betroffen. Immer wieder fallen die Netze der Telekomanbieter aus. Warum das Problem so schwer in den Griff zu bekommen ist.

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Immer wieder kommt es bei den großen Netzbetreibern zu Störungen. Quelle: dpa

Düsseldorf Kein Internet, kein Telefon: Donnerstagabend, 17.30 Uhr, in weiten Teilen Deutschlands sitzen Kunden von Vodafone im digitalen Dunklen. Das Kabelnetz ist weg, 1,8 Millionen Kunden sind betroffen. Das Mobilfunknetz funktioniert weiterhin, das Problem liegt laut dem Konzern an einer Serververbindung zwischen Berlin und Frankfurt. Die Techniker versuchen weiterhin, das Problem in den Griff zu bekommen. Am Freitagmorgen waren noch 250.000 Kunden betroffen, am Mittag waren es noch 25.000. Der Konzern empfiehlt, das Modem neu zu starten.

Vodafone steht mit dem Problem, dass auf einmal das Netz weg ist, nicht alleine da. Erst Mitte des Monats war das Mobilfunknetz der Deutschen Telekom großflächig ausgefallen. Wie viele Kunden betroffen waren, konnte der Konzern nicht sagen.

Das Problem war ein Registrierungsserver, der kontrolliert, ob ein Smartphone sich ins Netz der Telekom einwählen kann oder nicht. Damit waren fast alle betroffen, die sich in der Zeit der Störung von einer Funkzelle in eine andere bewegt haben, da sich das Handy jedes Mal neu registriert. Die Deutsche Telekom hat in Deutschland mehr als 40 Millionen Mobilfunkkunden. Auch Kunden von Unitymedia, Telefónica und anderen Telekommunikationsunternehmen hatten bereits ähnliche Ausfälle hinzunehmen.

Warum ist das so? Der Betrieb eines Mobilfunknetzes sei ein hochkomplexer Prozess, heißt es bei Telefónica, den man so ausfallsicher wie möglich zu gestalten versuche. Auch ein Vodafone-Sprecher erklärte vor einigen Tagen, es gebe nirgends eine 100-prozentige Ausfallsicherheit. Zwar würde das Netz durch zahlreiche Maßnahmen rund um die Uhr überwacht, aber es gebe eben auch diverse Gründe für Einschränkungen: „Angefangen vom Bagger, der bei Bauarbeiten Glasfaserkabel durchtrennt bis zu Unwettern, die für Probleme durch Überschwemmungen oder durch Sturmschäden sorgen.“ Zentrale Netzelemente seien grundsätzlich redundant, es gibt sie also zweimal.

Trotzdem könne es zu Ausfällen kommen, so der Vodafone-Sprecher. „Darum erfüllt es auch uns nicht mit Häme, wenn es bei Mitbewerbern zu Problemen kommt.“ Im Gegenteil: Die Netzbetreiber würden sich sowohl mit den Systemlieferanten als auch untereinander über Maßnahmen zur Sicherstellung des Netzbetriebs austauschen.

Wie die „Welt“ berichtete, laufen zudem Gespräche über eine Art nationales Roaming zwischen Vodafone und der Telekom: Wenn ein Netz ausfällt, könnte dann auf das andere zugegriffen werden. Dies ist dem Bericht zufolge allerdings vornehmlich für die Maschine-zu-Maschinen-Kommunikation geplant, spricht vernetzte Geräte und Autos. Das Internet der Dinge gilt gemeinhin als Wachstumstreiber für die ganze Industrie. Untersuchungen zufolge werden in den kommenden vier Jahren rund sechs Billionen Dollar weltweit in solche Produkte investiert.

Laut einer Studie des Marktforschungsinstituts Gartner nutzen 29 Prozent der befragten Unternehmen das Internet der Dinge bereits, zusätzlich 14 Prozent planen die Einführung innerhalb der nächsten zwölf Monate, und weitere 21 Prozent wollen das Internet der Dinge nach Ablauf des Jahres einführen. Damit steigt die Abhängigkeit von einem funktionierenden Netz deutlich. Laut „Welt“ gab es etwa beim Netzausfall der Telekom Probleme beim Carsharing-Anbieter Car2Go, weil sich auch die Mobilfunkkarten in den Autos nicht im Netz registrieren konnten.

Mit Firmenkunden treffen die Telekomanbieter meist spezielle Regelungen, welche Entschädigungen sie im Fall eines Ausfalls bekommen. Privatkunden steht ebenfalls eine Entschädigung zu, wenn der Ausfall des Internets eine zentrale Bedeutung für ihre Lebensführung hat. Allerdings sind die Entschädigungssummen gering (Az.: III ZR 98/12).

Für Netzbetreiber gelten spezielle Regeln, weil sie Teil der kritischen Infrastruktur sind. Sie müssen etwa technische Standards für die Energieversorgung einhalten. Die Bundesnetzagentur prüft das Sicherheitskonzept der Anbieter und kann Bußgelder erlassen. Allerdings geht es dabei um Schutz vor Angriffen von außen, nicht um die betriebliche Sicherheit. Fällt das Netz aus, müssen die Netzanbieter das der Behörde melden. Die prüft dann, ob es Sicherheitsverletzungen gegeben hat oder ob Daten abgeflossen sind. Ist es wie im Fall der Telekom oder vielleicht nun auch bei Vodafone ein technisches Problem, also eine Betriebsstörung, liegt es in der Verantwortung des Anbieters.

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