Vor Apples Keynote Warum das neue iPhone Apple die Magie klaut

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Apple-Revolution vorerst vorbei

Die spannendste Neuerung liegt im Zauberwort Force Touch. Das neueste Feature der Watch dürfte demnächst auch Einzug auf Apples Smartphone halten. Force Touch erkennt, wie fest der Nutzer auf den Touchscreen tippt – und bietet so neue Steuerungsmöglichkeiten.

Da Force Touch neben der Apple Watch auch schon bei den neuen MacBooks Verwendung findet, dürfte es auch beim neuen iPhone kommen. „Ich könnte mir vorstellen, dass es für die Touch-Devices wie iPhone und iPad naheliegend ist, Force Touch ins Display zu integrieren, um weitere Bedienelemente am Gehäuse der Geräte zu vermeiden“, schätzt Apple-Experte und Buchverleger Anton Ochsenkühn.

Mit 178 Milliarden Dollar könnte Apple...

Alternativ könnte die Force-Touch-Technik allerdings auch in den Home-Button und nicht ins Display integriert werden. Die Folge: Apple würde seinem iPhone 6s einen völlig neuartigen Home-Button verleihen, der dann auch nicht mehr physikalisch heruntergedrückt wird. Das würde Apple auch mehr Freiheiten beim Design geben, denn mit einem solchen Home-Button wäre eine durchgängige Front für das Smartphone möglich.

Eigentlich kein Gerücht, sondern eine Selbstverständlichkeit: In Sachen Leistung wird Apple ebenfalls wieder etwas drauf legen. „Bislang war es so, dass die iPhone-Modelle von Version zu Version dramatisch besser und schneller wurden“, sagt Apple-Experte Ochsenkühn. Im kommenden iPhone 6s dürfte deshalb der Apple A9 Chipsatz zum Einsatz kommen, der als System-on-a-Chip CPU, GPU und RAM zusammenbringt. Mehr Arbeitsspeicher und eine schnellere CPU erwartet man damit ebenfalls. Deshalb soll das neue Modell auch 2 GB Arbeitsspeicher haben.


Welche Innovationen Apple sich sichert
Akkulaufzeit neu verwaltenApple hat ein neues Patent angemeldet, dass eine neue clevere Funktion beschreibt. Diese merkt sich über die Geoinformationen den Ort, an dem der Nutzer sein Smartphone in der Regel auflädt. Je nach Akkustand und Entfernung zu der gespeicherten Position, werden im Smartphone Funktionen abgeschaltet, um die Stromversorgung bis zur Energiequelle zu sichern. So würden zum Beispiel bestimmte Apps, die selten benutzt werden und im Hintergrund Strom ziehen ausgestellt, um so den Akku zu schonen.
Patente für den iPenNachdem Steve Jobs den Stift für das iPad und das iPhone immer abgelehnt hatte, setzt Samsung voll auf die Möglichkeiten eines intelligenten Stylus. Vor allem Architekten, Ingenieure und Zeichner wissen die Funktion zu schätzen. Auch Drittanbieter haben versucht die Apple-Produkte mit ihren Stiften zu erweitern. Nun legt Apple offensichtlich nach und setzt voll auf Gesten. Laut Patentantrag soll der sogenannte iPen angeblich erkennen, wie er gehalten wird und diese Informationen über Orientierungssensoren direkt an das Tablet übermitteln. Auf diesem Weg könnte der Zeichner zum Beispiel die Strichbreite einstellen – ganz wie beim Halten eines Füllers. Insgesamt soll Apple laut der Website Patentlyapple  bereits über 20 Patente für Stylus-Geräte bekommen haben. Etliche davon dienen wohl auch nur der Absicherung der Rechte. Ob daraus am Ende auch wirklich ein Stift wird, ist bisher noch nicht klar. Quelle: dpa
Kopfhörer mit SensorenApple hat in den USA ein Patent für neue Kopfhörer eingereicht und genehmigt bekommen. Die neuen "In-Ear" sollen mit Sensoren ausgestattet werden, die Körpertemperatur, Puls und Schweißabsonderung messen und die Daten speichern. Der Vorteil gegenüber Fitnessarmbändern: Die Kopfhörer sind kein Extra-Gadget, sie werden von den meisten Sportlern sowieso am Körper getragen. Erstmals hat sich Apple mit so einer Anwendung vor über sieben Jahren beschäftigt, wie der Patentantrag zeigt. Neben der Tracking-Funktion sollen die Sensoren auch Kopfnicken erkennen. Über diesen Weg ließe sich zum Beispiel die Musik steuern. Quelle: WirtschaftsWoche Online
Beim Mac und iPad anklopfenEs wäre eine spannende Erweiterung der Tastatur - zumindest hat Apple einen Patentantrag genehmigt bekommen, in dem beschrieben wird, wie Tablet und Notebook auf akustische Signale reagieren. Gemeint ist zum Beispiel das Kratzen oder Klopfen am Gehäuse der Geräte. Sensoren im Gerät sollen die Töne erfassen und sie zur Auswertung an den Prozessor schicken, der sie interpretiert. Erleichtern könnte die Technik das Markieren von Texten oder das Aufrufen eines Kontextmenüs. Quelle: REUTERS
Krumme Sensoren auf dem iPhoneApple hat in den USA das Patent für gekrümmte Touch-Sensoren zugesprochen bekommen. Die Herstellung der gekrümmten Sensoren ist aufwendig. Zunächst werden die Sensoren als Rohling mit einer leitenden Filmschicht und dem Deckmaterial in flacher Form angefertigt. Durch gleichmäßige Wärmezufuhr wird das Material gekrümmt. So stellen die Handybauer außerdem sicher, dass die Sensoroberfläche den gleichen Abstand zum Deckmaterial behält. Nur so ist die Touch-Oberfläche in der Mitte wie am Rand empfindlich. Quelle: REUTERS
Solardeckel für das MacbookFür einen ganz neuen Notebookdeckel hat Apple in den USA ein Patent erhalten. Der Deckel soll mit einer Solarzelle den Akku des Computers laden und gleichzeitig als zweiter Display mit Touchscreen arbeiten. Bekannt ist die Technik bereits als elektrochromes Glas in Form eines Sonnen- oder Sichtschutzes im Kfz-Bau. Auch als Trennwand in Büros wird die Technik eingesetzt - allerdings ohne die Displayfunktion. Klappt man das Macbook künftig zu, könnten also auf der Außenseite trotzdem Verkehrsinformationen oder Statusupdates aus sozialen Netzwerken eingeblendet werden. Inwieweit das Patent jedoch wirklich zu einem konkreten Produkt wird, ist derzeit noch fraglich. Quelle: dpa
iWatch aus der Entfernung aufladenSamsung hat mit der Computeruhr Galaxy Gear vorgelegt, nun will Apple nachziehen. Angeblich arbeitet der Konzern bereits seit Jahren mit einer hundert Mitarbeiter starken Mannschaft an dem Gadget fürs Handgelenk. Ein Patentantrag gibt den Gerüchten neuen Aufwind, wie das chinesische Magazin ctech berichtet. Demnach soll sich der Akku der iWatch sogar über mehrere Meter hinweg aufladen lassen. Somit ließe sich das Gadget über den Apple-Laptop oder -Computer laden, ohne es abzunehmen. Quelle: REUTERS


Eines zeigen so auch schon die Gerüchte zum neuen iPhone: Sie sind vor allem bodenständig. „Die Entwicklungen auf dem Smartphone sind vorerst weitestgehend ausgereizt“, erklärt Janata. „Die Modelle werden mal größer oder kleiner und immer schneller und besser, aber wirkliche Innovationen hat derzeit niemand – auch nicht Apple.“ Somit wird das iPhone 6s auch keine ungewöhnlich neue Zielgruppe für sich gewinnen: „Das iPhone 6s spricht exakt die gleiche Zielgruppe an wie bisher“, sagt Apple-Experte Ochsenkühn.


Ebenso wenig Überraschungspotenzial bieten die anderen Produkte, die bei der Keynote vermutlich als Upgrade-Version vorgestellt werden - etwa das iPad oder die Apple Watch. Sie werden vielleicht feiner, größer oder kleiner und schneller – aber nicht mehr revolutionär Neues liefern. „Man wird sich so zukünftig auf einem Normallevel bewegen, wie das bei den meisten Unternehmen üblich ist“, schätzt Analyst Janata.

„Aber da muss man fragen, entspricht das Apples eigenem Anspruch und dem, was man von Apple erwartet, und ich glaube das ist es nicht.“ Apple-Experte Cherif sieht das anders: „Der Tim-Cook-Kurs ist mehr Transparenz, soziales Engagement, Umweltschutz und Privatsphäre. Dafür etwas weniger magische Tricks aus dem Zauberhut“. Der fehlende magische Effekt drossele die Erwartungen an das Unternehmen, aber der Kurs sei dadurch viel besser. „Das stärkt wesentlich die Zukunft von Apple“, sagt Cherif.

Die nächste Revolution, die Apple-Beobachter am Horizont sehen, ist derzeit lediglich das mögliche Apple-Auto. Das ist aber noch in sehr weiter Ferne. Die nächste Apfelrevolution lässt also wahrscheinlich noch auf sich warten – außer Apple zaubert doch noch etwas aus dem Hut und weckt noch einmal die Apple-Magie. Ansonsten muss auch das Apple-Universum sich vorerst wohl an das Langsam-Stapeln gewöhnen.

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