WDR-Manager Loeb "Wir müssen das Internet umarmen"

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"Filme auf Abruf sind nicht das Ende des Fernsehens"

Aber Netflix profitiert in den USA doch sehr stark davon, davon, dass viele Zuschauer es leid sind, bis zu 100 Dollar im Monat für Kabel-TV zu zahlen?

Das stimmt. Und deutsche Zuschauer haben ein viel größeres Angebot an frei empfangbaren Sendern. Aber in beiden Ländern schauen immer mehr Menschen im Netz Bewegtbilder an. Dieser Trend wird sich durchsetzen. Die Leute bleiben länger im Netz, und das Angebot an Filmen und Serien wird größer.

Die wichtigsten Anbieter im Online-Fernsehen

Ist Fernsehen mit Filmen zu festen Sendezeiten Schnee von gestern?

Wir gehen davon aus, dass beide Nutzungsmöglichkeiten bestehen bleiben. Filme auf Abruf sind nicht das Ende des Fernsehens. Tatsächlich müssen die traditionellen Kanäle sich die Möglichkeiten des Internets erschließen, dann kann es sogar positive Rückflüsse auf die lineare Ausstrahlung haben, weil beispielsweise Serien im Internet ein jüngeres Publikum erreichen, das dann die neue Staffel wieder im TV verfolgt.

Berater sagen, das Netz sei das neue Leitmedium und das Fernsehen tot.

Das ist Quatsch. Das Internet ist ein Verbreitungsweg. Ob es für Fernsehunternehmen eine Gefahr oder eine Chance ist, hängt von der Strategie der einzelnen Sender ab. Klar erreichen wir heute über das normale TV-Programm junge Leute nicht mehr so wie früher. Aber für die platzieren wir Programme wie „Mord mit Aussicht“ eben auch auf Plattformen zum Abrufen und hoffen, dass ein zufriedener Zuschauer sich die nächste Folge direkt im TV anschaut. Wir müssen das Internet umarmen, anders geht es nicht.

Einige Sender hoffen, Netflix klaue vor allem Video-Plattformen wie Maxdome und Bezahlkanälen wie Sky die Zuschauer?

Nein, das trifft alle. In den USA haben die großen, werbefinanzierten TV-Sender in den vergangenen zwei Jahren in den jungen Zielgruppen viel Reichweite verloren. Die sind praktisch eins zu eins zu Netflix, Hulu und vergleichbaren Angeboten abgewandert. Im Markt für Filme auf Abruf wird es aber auch zu einem harten Verdrängungswettbewerb kommen. Alle diese Dienste kosten Abogebühren. Da werden Kunden sehr genau hinsehen, für welches Angebot sie zahlen wollen. n

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