» So ostwestfälisch geerdet Begemann redet, so langfristig sind seine Pläne: „Wir haben keinerlei Verkaufsabsichten“, beteuert er. „Unsere Vision lautet, Spiele bis 2020 zu einem gleichberechtigten Unterhaltungsmedium neben Musik und Video zu machen.“
Corporate Finance Partners
DIE SPINNE IM NETZ
Sollte Wooga-Gründer Begemann es sich doch anders überlegen, dürfte sein erster Anruf Andreas Thümmler gelten. „Der Andi“, wie ihn alle in der Berliner Szene nennen, ist Gründer und Chef von Corporate Finance Partners (CFP). Das Unternehmen hat seinen Hauptsitz in Frankfurt, „aber ich bin meist in San Francisco oder Berlin“, sagt Thümmler. Er bezeichnet sich selbst als die Spinne im Netz, denn CFP kümmert sich um Kapital für Startups und um die Exits – also den gewinnbringenden Ausstieg von Gründern oder Kapitalgebern.
Insgesamt 400 Deals hat der 39-jährige Thümmler laut eigenen Angaben abgewickelt, darunter viele der ganz großen in Berlin: 2004 den Verkauf von Jamba an Verisign, des Berliner Online-Shopping-Clubs Brands4Friends an Ebay Ende 2010 oder die Übernahme des Gutschein-Startups DailyDeal durch Google 2011. Es gibt kaum eine Transaktion in der Szene, bei der Thümmler nicht mitmischt.
Und im Anschluss lassen sie es alle gemeinsam im Felix ordentlich krachen. „Fragen Sie mal den Eigentümer, welche Gründer dort alle in der Dom-Perignon-Lounge ein paar Magnum-Flaschen nach einem Deal haben springen lassen“, sagt Thümmler. Felix ist einer der angesagtesten Clubs der Hauptstadt, liegt in der Nähe des Brandenburger Tors und wartet unter anderem mit einem 20 Meter langen Bartresen auf.
Der Franke Thümmler, der sich für einen Zeitschriftenartikel schon mal im Darth-Vader-Kostüm hat ablichten lassen, kümmert sich seit 1998 mit inzwischen 80 Leuten weltweit um Firmenzusammenschlüsse und -übernahmen. „Berlin ist auf der Überholspur und hat inzwischen eine Gründerkultur, die selbst den Großraum London hinter sich gelassen hat“, sagt er. Deshalb kämen auch internationale Risikokapitalgesellschaften wie Kleiner Perkins, Index Venture, Accel oder Sequoia Capital nach Berlin: „Im Vergleich zum Silicon Valley“, sagt er, „könnten es noch gut und gerne 40 Kapitalgeber mehr sein.“
IBB Beteiligung
DER SPARKASSEN-MANN
Solange es die nicht gibt, braucht es in Belin auch Leute wie Roger Bendisch, Geschäftsführer bei der IBB Beteiligungsgesellschaft, einer Tochter der landeseigenen Investitionsbank Berlin. Der 53-Jährige, Typ Sparkassen-Direktor mit Schnäuzer und Brille, arbeitet in einem hässlichen Siebzigerjahre-Bau an der Bundesallee in Westberlin, weit weg von allem Gründer-Schnickschnack. Im Erdgeschoss des Hauses sitzt eine Sparkassen-Filiale.