„Eine gewisse Kompetenz im Umgang mit einer Facebook-Seite bringen die meisten von Haus aus mit“, sagt Nelly Riggenbach, Expertin für Digital Broadcasting. „Was die Nutzung von Youtube angeht, sind sie nicht so bewandert.“
Für die Chimney Group, ein Unternehmen, das sich auf Videoproduktionen und Unternehmenskommunikation spezialisiert hat, untersuchte sie für verschiedene Länder, darunter Polen, Dänemark, Schweden und Australien, die Youtube-Präsenzen der erfolgreichsten Unternehmen.
Riggenbach nutzte dafür öffentlich zugängliche Daten. „Die Analyse ist oberflächlich“, räumt sie ein. Aufschlussreich ist die Auswertung trotzdem. Um die Performance der einzelnen Video-Kanäle im Jahr 2014 zu ermitteln, hat die Chimney Group die Anzahl der Videoaufrufe im vergangenen Jahr durch die Zahl der Videos insgesamt dividiert.
Die Unternehmen mit den meisten Views auf Youtube
Die Tabelle zeigt die Youtube-Kanäle deutscher Unternehmen nach Views pro Video im Jahr 2014.
DM
Der Youtube-Kanal von DM wartet mit 23.000 Abonnenten auf. Die 195 Videos wurden insgesamt fast sechs Millionen Mal angeschaut – was im Schnitt rund 30.000 Views pro Video bedeutet. Berechnet man den Durchschnitt der Views im vergangenen Jahr – immerhin zwei Millionen – anhand aller Videos auf dem Kanal, kommt DM auf durchschnittlich 10.712 Klicks im vergangenen Jahr.
C&A
C&A erreicht mit seinem Youtube-Kanal 1900 Abonnenten. Fast acht Millionen Views generierten die 614 Videos der Modekette. Alleine 2014 wurden 416 dieser Videos hochgeladen – und über sechs Millionen Views eingefahren. Im Schnitt macht das für C&A 2014 10.734 Views pro Video.
Airbus
Airbus hat 106.000 Abonnenten – damit gibt es deutschlandweit nur zwei Unternehmen, die mehr überzeugte Anhänger haben. Die 602 Videos wurden über 17 Millionen Mal betrachtet. 2014 wurde rund ein Viertel dieser Videos hochgeladen. Der Gesamtbestand wurde im Schnitt 11.028 Mal angeklickt.
Bauhaus
Was die Abonnenten betrifft, ist Bauhaus ein kleiner Fisch im Vergleich zu Airbus – es sind etwa 9000. Die 161 Videos, die sich auf dem Kanal finden, wurden immerhin sieben Millionen Mal betrachtet. 2014 lud Bauhaus allerdings nur 30 Videos hoch. Insgesamt fuhr Bauhaus im vergangenen Jahr fast zwei Millionen Views ein – im Schnitt also 11.269 pro Video.
Hornbach
Hornbach hat nicht nur im TV in den vergangenen Jahren einige Werbeerfolge feiern können. Mit Abonnenten wurde die Baumarktkette dafür nicht belohnt – nicht einmal 10.000 sind es. Insgesamt finden sich auf dem Hornbach-Kanal 107 Videos, die insgesamt 1,4 Millionen Mal angeschaut wurden. Einen Großteil der Videos – 84 – hat die Baumarktkette im vergangenen Jahr hochgeladen und damit auch einen Großteil der Views generiert – 1,2 Millionen. Im Schnitt wurden sämtliche Videos im vergangenen Jahr 11.729 Mal betrachtet.
Volkswagen
Volkswagen hat 37.000 Abonnenten. Insgesamt finden sich 556 Videos auf dem Kanal – über die Hälfte davon wurde im vergangen Jahr hochgeladen. Von den 25 Millionen Views, die der Kanal insgesamt generiert hat, entfallen 6,5 Millionen auf das Jahr 2014. Damit hat Volkswagen im Schnitt 11.740 Views im Vorjahr erhalten.
Penny
Der Discounter Penny hat nur 19 Videos auf seinem Kanal – und dementsprechend auch nur 550 Abonnenten. Insgesamt wurden die Videos von Penny 400.000 Mal betrachtet. Elf von ihnen wurden im vergangenen Jahr hochgeladen und brachten Penny 240.000 Views. Im Schnitt hat Penny damit im vergangenen Jahr pro Video 12.649 Views eingeholt.
Ford
Ford hat unter den Automarken die wenigsten Abonnenten – 5000. Insgesamt hat der Autobauer 207 Videos hochgeladen, die über zehn Millionen Mal betrachtet wurden. Im vergangenen Jahr hat Ford 37 Videos hochgeladen und 2,7 Millionen Views generiert. Im Schnitt macht das für das Jahr 2014 13.146 Views.
Puma
84.745 Abonnenten hat Puma – und insgesamt über 2635 Videos. Geklickt wurden diese über 66 Millionen Mal. Im Jahr 2014 lud Puma 483 Videos hoch, die über 66 Millionen Mal geklickt wurden. Im Schnitt wurde jedes Video 2014 damit 13.923 Mal betrachtet.
Audi
Kein Unternehmen deutschlandweit hat so viele Abonnenten wie Audi – 438.000 sind es. Gelockt wurden sie mit über 1500 Videos, die insgesamt über 45 Millionen Mal geklickt wurden. Im vergangenen Jahr hat Audi 286 Videos hochgeladen und 23 Millionen Views generiert. Im Schnitt sind es damit 15.167 Views pro Video.
Deichmann
Gegen Audi sehen die 1281 Abonnenten von Deichmann mager aus. Die 282 Videos, die sich auf dem Kanal befinden, sorgten für 4,8 Millionen Views. Die Hälfte der Videos – 140 – hat Deichmann 2014 hochgeladen – im selben Jahr hat Deichmann auch fast seine gesamten Views eingefahren: 4,6 Millionen. Das macht im Schnitt 16.424 Views pro Video.
ThyssenKrupp
ThyssenKrupp hat 788 Abonnenten und 42 Videos hochgeladen – 41 davon 2014. Auch von den 771.000 Views wurden fast alle im vergangenen Jahr generiert. Pro Video waren das 2014 18.433 Views.
Kaufland
Kaufland hat noch weniger Abonnenten als ThyssenKrupp – 760 sind es. Auf dem Kanal finden sich 27 Videos, die insgesamt 711.000 Mal betrachtet worden. 2014 wurden davon 14 Videos hochgeladen und der Kanal wurde 668.000 Mal geklickt – im Schnitt also 21.068 Mal.
Porsche
Nach Audi hat Porsche mit 223.481 Abonnenten die treueste Gefolgschaft. 1081 Videos sind auf dem Kanal verfügbar, die insgesamt 72 Millionen Mal betrachtet wurden. Im vergangenen Jahr lud Porsche 188 Videos hoch und generierte 23 Millionen Views – was im Schnitt 21.549 Views für das vergangene Jahr ergibt.
Opel
Opel hat nur ein Hundertstel der Abonnenten von Porsche – 2582. Die 95 Videos auf dem Kanal wurden fast 26 Millionen Mal angesehen. Sie wurden alle im vergangenen Jahr hochgeladen – dementsprechend generierte Opel 27.951 Views pro Video 2014.
O2
6511 Youtube-Nutzer haben den Kanal von O2 abonniert. 204 Videos finden sie dort, die insgesamt 6,7 Millionen Mal angeschaut wurden. Die Hälfte der Videos – 104 – hat O2 im vergangenen Jahr hochgeladen. In diesem Zeitraum generierte O2 5,7 Millionen Views – was im Schnitt pro Video 27.965 Views macht.
Rewe
Der Kanal der Supermarktkette Rewe abonnierten 2747 Nutzern. Insgesamt befinden sich dort 91 Videos, die fast zehn Millionen Mal abgespielt worden. 48 Videos davon wurden im Vorjahr hochgeladen. Rewe generierte 2014 5,8 Millionen Views – und damit pro Video 64.044 Views.
Hugo Boss
25.000 Youtube-Nutzer haben den Kanal des Modelabels Hugo Boss abonniert. Die 94 Videos dort generierten über elf Millionen Views. Hugo Boss hat 37 Video 2014 hochgeladen und fast elf Millionen Views in diesem Zeitraum generiert. 116.000 Mal wurden die Videos im Schnitt im Vorjahr betrachtet.
Edeka
Supergeil! Edeka betreibt den zweiterfolgreichsten Youtube-Kanal Deutschlands. 30.000 Abonnenten haben sich die mittlerweile 106 Videos über 47 Millionen Mal angeschaut. Alleine 13 Millionen Views davon entfallen auf den Werbe-Hit von Friedrich Liechtenstein. 2014 lud die Supermarktkette 43 Videos hoch und generierte mit 46 Millionen Views fast die Gesamtzahl. Im Schnitt wurden die Videos im Vorjahr 437.511 Mal betrachtet.
Procter & Gamble
Procter & Gamble hat den erfolgreichsten Youtube-Kanal Deutschlands – und das obwohl der Konsumgüter-Konzern nur 3313 Abonnenten hat. Die 11 Videos, die sich auf dem Kanal finden, wurden 13 Millionen Mal geklickt. Neun davon wurden 2014 hochgeladen. In diesem Zeitraum generierte P&G pro Video 873.187 Views.
Die Zahlen für Deutschland liegen WirtschaftsWoche Online exklusiv vor. Demnach konnte P&G Deutschland mit den Baby Brown Eye-Clips und den hochgeladenen TV-Clips im vergangenen Jahr pro Video rund 800.000 Views generieren – und ist damit das erfolgreichste deutsche Unternehmen auf Youtube.
Besonders begeistert zeigt sich Riggenbach davon nicht. Betrachtet man die Zahl der Abonnenten, steht P&G mit seinen mageren 3313 gerade einmal auf Platz 33. Der Youtube-Kanal von Audi dagegen kommt auf über 400.000 Abonnenten, Gronkh, der wohl bekannteste deutsche Youtuber, hat mit über 3,4 Millionen Abonnenten das Tausendfache von P&G.
Gekaufte Views als einzige Chance
„Bei P&G ist es offensichtlich, dass die Views gekauft sind“, sagt Riggenbach. Das würde auch die niedrige Zahl an Abonnenten erklären. Da P&G die Statistik zu dem Video Baby Brown Eye in „Zuckerberg“ nicht getarnt hat – was mit wenigen Klicks möglich ist – kann man die Behauptung, der Clip habe die „Herzen der Menschen im Sturm erobert“, getrost als starke Übertreibung abschreiben.
Das Video wurde zwar bis heute über eine Million Mal aufgerufen – aber nur ein Abonnement entstand dadurch und es wurde lediglich acht Mal geteilt. Die Nutzer haben sich also nicht besonders intensiv damit beschäftigt.
Youtube bietet Unternehmen die Möglichkeit, sogenannte pre-roll ads zu schalten. Wer ein Video von Rapper Cro anschauen will, muss vor Beginn des gewünschten Clips einen kleinen Werbefilm sehen – den der Nutzer allerdings nach fünf Sekunden wegklicken kann. Sieht er das Video mindestens 30 Sekunden, erhält P&G einen sogenannten TrueView – und zahlt dafür an Youtube.
Manche Werbetreibenden hoffen, dass aus den gekauften Views irgendwann organische entstehen. Ein Blick auf die Kanäle zeigt allerdings: Die Unternehmen sorgen selbst dafür, dass das nicht funktioniert.
„90 Prozent der untersuchten Youtube-Kanäle sind Archive, in denen sämtliche Clips landen – egal wie viral-fähig sie sind“, sagt Riggenbach. Auf dem Kanal von Siemens finden sich etwa mehr als 5000 Videos – darunter Clips, die älter als sechs Jahre sind und nur wenige hundert Mal angesehen wurden. Veraltete TV-Werbungen, veraltete Image-Filme – allesamt Videos, die nicht extra für soziale Netzwerke produziert wurden.