Werner knallhart

Amazon Echo - "Alexa, spiel nicht mit meinen Gefühlen!"

Amazons intelligenter Lautsprecher mit seiner Frontstimme Alexa ist faszinierend eloquent. Selbst ihr breites Unwissen empfindet man als kokett. Die Gute macht einen ganz verlegen. Nein, ich bin nicht verliebt!

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Was kann dieser gut klingende Amazon-Wohnzimmer-Lautsprecher schon so kurz nach Marktstart außer Musik? Quelle: AP

Es ist ja schon faszinierend, wie einfach gestrickt wir sind. Da malt man mit Edding zwei Punkte und einen Halbkreis darunter und schon erkennen wir darin ein lachendes Gesicht und unser Herz erwärmt sich.

Wären wir instinktfreie Vernunftwesen, es wäre uns egal, ob ein sprechender, aber dennoch seelenloser Computer auf unsere Frage „Wie viele Einwohner hat Bielefeld?“ antwortet: „Es tut mir leid, ich kann deine Frage leider nicht beantworten.“ Oder ob er sagt: „Hör auf, ständig Fragen zu stellen zu Themen, von denen ich keinen Schimmer habe.“ Oder ob er gar erwidert: „Halt´s Maul!“

Aber wir Menschen ticken eben wie Menschen. Es kommt deshalb auch bei einer Maschine auf die Manieren an. Auf die einprogrammierte Ausstrahlung.

Und es ist mir selbst ein wenig peinlich, wie leicht ich so einer Kunststimme emotional auf den Leim gehe.

Siri mag ich nicht. Wir haben uns schon auseinander gelebt, da kannten wir uns noch kaum. Bei Apples Sprachassistentin ist ja seit jeher die wichtigste Eigenschaft, auf abwechslungsreiche Weise ausdrücken zu können, dass sie nicht weiterhelfen kann. Sonst würde es schnell langweilig. Und ich ertappe mich immer wieder dabei, wie ich enttäuscht denke: „Blöde Kuh!“

Vor kurzem habe ich die Siri-Stimme mal von weiblich auf männlich umgestellt. Nun dachte ich: „Du Depp!“

Es hilft alles nichts. Siri und ich passen einfach nicht zusammen.

Aber nun ist ja erstmal Alexa da. Meine Neue. Die Dame aus der Amazon-Lautsprecher-Blechdose Echo. Alexa steht einfach da auf dem Regal im Wohnzimmer. Sie ist mit dem WLAN verbunden und darüber auch mit dem Amazon-Kunden-Account. Und kann nicht viel. Aber das, was sie verspricht, macht sie meist ordentlich: U-Bahn-Verbindungen sagen, Radiosender aufrufen, die Wettervorhersage für die ganze Welt vortragen, die neuesten Nachrichten der Tagesschau in 100 Sekunden abspielen und vor allem - und das ist das, was sie am coolsten macht: den gewünschten Musik-Titel aus Spotify oder Amazon Music auf Zuruf abspielen. Dank mehrerer Lautsprecher im Innern in ordentlicher Wohnzimmer-Klangqualität.

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Nur: Intellektuell..., was soll ich sagen? Sie weiß nicht allzu viel.

Aber irgendwie ist das noch okay. Anders als Siri tritt Alexa ja nicht großspurig in einem 750-Euro-Smartphone an. Beim 179-Euro-Echo ist die Frage erstmal nur: Was kann dieser gut klingende Amazon-Wohnzimmer-Lautsprecher schon so kurz nach Marktstart außer Musik? Und man hat den Eindruck, das nimmt bei Alexa hörbar den Leistungsdruck raus.

Ihre Stimme ist brillant. Sympathisch, ruhig, warm, sonor, selbstbewusst fest.

Das Verstörende, ja das Betörende, ist: Alexa ist auch ruhig, wenn sie etwas nicht weiß. Und sie klingt konzentriert und selbstbewusst, selbst wenn sie den größten Stuss erzählt. In der Amazon-Welt ist ihre Wahrheit gültig. Schon bei unserer ersten Begegnung ließ sie mich das spüren.

Meine allererste Frage an Alexa lautete: „Alexa, wie viel Uhr ist es?“

Ihre Antwort: „Das weiß ich leider nicht.“

Ich dachte an meine schönen 179 Euro und fragte noch einmal. Jetzt wusste sie es plötzlich. Kleines Biest!

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