„Dann gibt es Option drei: Ich setze sich auf die Warteliste. Das dauert dann rund drei Stunden.“ Er strich auf dem iPad umher.
„Wie bitte? Und ich soll drei Stunden um den Block laufen?“
„Du bekommst ja eine SMS, wenn du dran bist.“
„Ich kann keine drei Stunden hier in der Gegend bleiben. Himmel, das von euch hergestellte Telefon ist kaputt. Selbst bei Saturn geht es schneller mit einem Umtausch.“
Ein Wort ergab das andere. Und dann brach sie aus ihm heraus: die von Android-Fans so verhasste Apple-Arroganz. Er sagte wortwörtlich:
„Diese Diskussion bringt mir nichts.“
Mir fiel Kinnlade so tief herab, dass die Kiefergelenke knackten. Ich deutete mit beiden Zeigefingern auf meine Brust und presste leise hervor: „Aber der Kunde bin doch ich.“
Der Headset-Bengel verwies mich an seine Managerin. Ich sollte beiseite treten und warten. Ich dachte: Geht der Toaster kaputt, dann isst man halt eine Weile Müsli. Aber geht das Telefon kaputt, ist man ab sofort von der Außenwelt abgeschnitten. Ein paar Tage ohne funktionierendes Handy ist wie ein paar Tage ohne Schuhe. Beides treibt einen in die Isolation. Dass das im Apple Store keiner einpreist...
Die Managerin war von einer professionell charmanten Freundlichkeit und Aufrichtigkeit, die mich aufblühen ließ: Sie war ein ganz normaler Mensch! Nachdem ich ihr mein Leid geklagt hatte, klagte sie mir ihres:
„Wir müssen in diesem Store halb Osteuropa mit abdecken. Wir sind einfach zu wenig Leute. Guck dich um.“
„Und die in der Apple-Zentrale lassen euch zappeln?“
Sie zuckte lächelnd mit den Schultern: „Wenn du dringend bedient werden willst, dann empfehle ich dir: Geh zu Gravis. Allerdings bekommst du da kein Ersatzgerät.“
Boa! Ein sympathisch ehrlicher Offenbarungs-Eid. Willst du schnellen Service für deine 149-Euro-Versicherung, dann geh schnell zur Tür raus und in einen anderen Laden.
„Ihr von Apple müsst echt aufpassen. Die Stimmung kippt doch gerade. Keine durchschlagenden Innovationen mehr beim iPhone. Da kommt nichts nach, Apple wird uncool. Das ist schon überall Thema. Irgendwann seid ihr nur noch teuer. Dazu passt doch null die Überheblichkeit aus Kalifornien, die Kunden hier so abzuspeisen.“
Sie lächelte und nickte: „Schreib es auf, schick es an Apple, wenn das genügend Leute tun, ändert sich vielleicht ja mal was.“
Das mit dem Aufschreiben war eine gute Idee. Fast hätte ich mich verliebt. Früher nannte man sowas das Stockholm-Syndrom. Aber dann fiel mir ein: Mein iPhone war immer noch kaputt. Und die Liebe war schon dahin. Ohne Termin hin, mit ruinierter Laune wieder raus. Das Apple-Store-Syndrom. Dank Apple Care +.