Werner knallhart

Lesen Sie wirklich die Leserkommentare?

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Eigene Meinung kundtun? Ja, aber nicht auf einer Nachrichtenseite

Mich persönlich nicht. Und trotzdem billige ich jedem zu, auf diese Weise seine Meinung kundzutun. Auf seiner eigenen Facebook-Seite! Dort können dann die Mitarbeiter der milliardenschweren sozialen Netzwerke selber dafür sorgen, dass alles mit rechten Dingen zugeht, wenn es um Flüchtlinge geht, die alle unsere Kinder entführen und auffressen, oder darum, dass die Bundesregierung uns mit den Kondensstreifen der Flugzeuge alle systematisch vergiften möchte.

Aber auf einer Nachrichtenseite, auf der ich eine inhaltliche Aufbereitung von Fakten und deren Einordnung suche, helfen mir die vielen Ausrufe von jedermann mit den vielen Ausrufezeichen nicht weiter.

Nun könnte man sagen: So mancher kommentierende Leser hat als Fachmann genauso viel Ahnung vom jeweiligen Thema, wie der jeweilige Journalist nach seiner Recherche. Das mag ja stimmen.

Aber auch wenn ich im Restaurant auf meinen Teller blicke und mir denke: "die Pampe hätte ich selber aber leckerer hingekriegt", ist das für mich noch lange kein Grund, nach hinten in die Küche zu stürmen und zur Bratpfanne zu greifen. Wenn ich meine Kochkünste für so unwiderstehlich halte, dass ich sie keinem vorenthalten will, dann steht es mir frei, mein eigenes Restaurant zu eröffnen.

Und so steht es jedem frei, sich als Journalist in Redaktionen zu bewerben, als Blogger sein Glück zu versuchen (wie es einige Fachleute erfolgreich getan haben) oder eben ein Facebook-Star zu werden.

Eindeutige Identifizierung nötig

Trotzdem gäbe es eine Möglichkeit, wie Verfasser von wirklich fairen und fundierten Beiträgen in Diskussionsforen auf Medienseiten zu Wort kämen. Zugunsten der anderen Leser und damit auch zugunsten der Medienmacher. Raus aus der Anonymität! Schluss mit den Fake-Profilen mit Fantasie-Namen. Wer gut schreibt und es nicht darauf anlegt, andere zu diskreditieren, der kann dann sogar persönlich von seiner Leistung als Kommentator profitieren.

Was Betreiber von Unternehmensseiten beachten müssen
Facebook-Profil Quelle: dpa
Facebook-Zeichen Quelle: dpa
Malerin mit Pinsel Quelle: Fotolia
Schild: Werbung, nein danke! Quelle: dapd
Katzennachwuchs Quelle: dpa
Mann und Frau streiten sich Quelle: Fotolia
Frau wischt Boden Quelle: dpa

Dafür braucht man die Möglichkeit, sich persönlich als Forumsmitglied eindeutig zu identifizieren. Etwa per einmaliger Registrierung über Skype mit vor die Cam gehaltenem Personalausweis (per E-Mail alleine reicht nicht aus, das lässt sich alles zurechtlügen). Die Mühe zu dieser aufwändigen Registrierung nähmen nur die Leute auf sich, die wirklich das Interesse haben, mit ihrem Namen zu ihren Wortbeiträgen zu stehen. Viel weniger wäre hier aber viel mehr. Denn wer sich dann im Tonfall vergreift, steht damit dann persönlich gerade. Da reißt man sich gerne zusammen. Auch dann, wenn der Name nicht im Forum erscheint. Denn der Redaktion wäre die Identität des Autoren bekannt.

Erste Ansätze für so etwas gibt es. Aber es müsste sich massenhaft durchsetzen. Das würde vielen den Spaß am Kommentieren zwar versauen, dafür vielen anderen den Spaß am Lesen und Videos schauen steigern. Und das ist doch das Ziel der Medienseiten. Hunderte Redakteure könnten sich dann wieder ans Recherchieren, Interviewen, Schreiben und Schneiden machen.

Für die Ad-Hoc-Kommentare nach Lust und Laune wäre dann weiterhin Facebook zuständig - und leider auch für die ohne Sinn und Verstand.

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