Xiaomi Chinas Smartphone-Star steckt in der Krise

Chinas wertvollstes Start-up Xiaomi gerät unter Druck. Der Verkauf von Smartphones fällt schwächer aus als erwartet. Deshalb nimmt der Konzern stärker das Ausland in den Blick – darunter auch Deutschland.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Der Smartphone-Hersteller hat sein absatzziel deutlich verfehlt. Quelle: ap

Taipeh Xiaomi ist erfolgsverwöhnt. In nur fünf Jahren hatte die Firma den größten Handymarkt der Welt erobert. Zwischenzeitig war Xiaomi das wertvollste Start-up der Welt, bevor Uber ganz knapp in den Bewertungen an den Chinesen vorbeizog. Der Fahrdienst ist derzeit etwa 50 Milliarden Dollar wert, Xiaomi 46 Milliarden.

Doch nun läuft es nicht mehr rund: Erst wollte Xiaomi in diesem Jahr 100 Millionen Smartphones verkaufen, dann wurde die Zahl auf 80 Millionen gesenkt. Und jetzt verfehlte die Pekinger Firma sogar das zurückgefahrene Ziel um rund 10 Millionen Stück, wie das Unternehmen am Freitag mitteilte.

Ist Xiaomi nun in der Krise? „Die Firma ist nicht nur überbewertet, sondern muss sich auch fundamentale Fragen zu ihrem Geschäftsmodell gefallen lassen“, kritisierte der Technologie-Analyst Ben Thomson.

Xiaomi setzt auf Blitzverkäufe im Internet. Die neusten Geräte sind zunächst nur online in kleiner Stückzahl verfügbar. Das soll die Vorfreude unter technikbegeisterten Nutzern steigern. Gleichzeitig bietet Xiaomi seine Geräte für einen geringen Preis an. Dafür werden die Kunden an Xiaomis digitalen Kosmos gebunden: einer von der chinesischen Firma angepassten Version von Android. Kostenpflichtige Extradienste sollen der Firma Geld in die Kassen spülen.

Die Führungsriege bei Xiaomi hat bereits auf das schwächere Geschäft mit Smartphones reagiert. Nicht mehr Smartphones und Tablets sollen die Wachstumstreiber sein, sondern alle Geräte, die zu einem umfassend vernetzten Haushalt gehören: Lampen, Waagen, Router, TV-Boxen, Luftfilter, Wasserfilter, Fitnessbänder und viele weitere Geräte gehören bereits zum Sortiment, das fast monatlich erweitert wird.

Damit möchte Xiaomi auch in Europa punkten. „Wir haben große Pläne für Europa“, kündigte Xiaomi-Topmanager Su Jun kürzlich in einem Interview mit dem Handelsblatt an. „In Deutschland halten wir nach Händlern Ausschau. Es gibt bereits großes Interesse etwa an den Stehrollern von Ninebot und Segway, die zum Xiaomi-Kosmos gehören.“ Im April 2015 hatte Xiaomi das Startup Ninebot bei der Übernahme des Weltmarktführers für Stehroller, Segway, unterstützt. Segway hatte kurz zuvor noch Ninebot vorgeworfen, seine Produkte zu kopieren und gegen Urheberrechtsregelungen verstoßen zu haben.

Die Produktpalette werde aber weit über Stehroller hinausgehen, kündigte Su an. „Bislang haben wir uns an 60 Firmen beteiligt. Erst 20 von ihnen haben Produkte auf den Markt gebracht. Es wird in Zukunft also noch viel mehr Produkte geben.“ Gerade die Stehroller dürften sich auch in Europa gut verkaufen lassen, schätzte der Manager. „Unser Preis ist mit 2000 Yuan (rund 280 Euro) sehr gering. Jeder junge Europäer dürfte sich das leisten können. Manche nutzen den Roller vielleicht nur als Spielzeug, für andere ist es ein gutes Transportmittel für Orte in der näheren Umgebung“, sagte Su.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%