Xing-Chef Vollmoeller „Wir befinden uns sehr sauber auf der Ziellinie“

Xing hat im ersten Quartal wieder einmal zugelegt: Der Umsatz steigt, beim Mitgliederwachstum verzeichnet die Burda-Tochter einen Rekord. Firmenchef Thomas Vollmoeller setzt jetzt auf die Expansion in den USA.

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Das Karrierenetzwerk präsentiert gute Zahlen. Quelle: dpa

Düsseldorf Deutschland und soziale Netzwerke haben ein Problem: Irgendwie hängt über ihnen immer der dunkle Schatten von StudiVZ. Das erfolgreich gestartete Netzwerk scheiterte kläglich, die US-Konkurrenz durch Facebook war zu groß. Manch einer sah ein ähnliches Schicksal auf das Karrierenetzwerk Xing zu kommen: Der Rivale Linkedin bedrohe den Erfolg der Burda-Tochter. Ein aufs andere Quartal zeigt sich jedoch: Von Gefahr kann keine Rede sein.

Denn die Zahlen sind gut – wieder einmal: Der Umsatz in den ersten drei Monaten des Jahres stieg im Vergleich zum Vorjahr um 23 Prozent auf rund 42 Millionen Euro. Größter Wachstumstreiber war dabei erneut der Bereich E-Recruiting. Konsequent treibt das Karrierenetzwerk unter Chef Thomas Vollmoeller die Entwicklung des Geschäfts mit der digitalen Personalsuche voran. Das zahlt sich aus: Der Erlös in diesem Segment stieg von rund zwölf im Vorjahr auf 17 Millionen Euro im ersten Quartal 2017 – ein Zuwachs von vierzig Prozent. Damit beweist der Hamburger Konzern nicht nur, dass es sich nicht vor der US-Konkurrenz zu fürchten braucht. Xing hat auch Pläne für den amerikanischen Markt.

Zwar ist der Umsatz mit der digitalen Personalsuche Wachstumstreiber, aber auch an anderer Stelle kann das Karrierenetzwerk zulegen. Im Geschäft mit den Endkunden steigt der Umsatz um zwölf Prozent auf 20,5 Millionen. Und auch das Geschäft mit Veranstaltungen entwickelt sich gut – hier steigt der Erlös von 2,9 auf 3,6 Millionen Euro. Beim Mitgliederwachstum sieht es ähnlich aus: Im März hatte das Karrierenetzwerk die Marke von zwölf Millionen Mitgliedern geknackt. Im abgelaufenen Quartal kamen 567.000 neue hinzu – ein Rekord.

Doch vor Steuern und Abschreibungen stieg der Gewinn um nur 15 Prozent von rund zehn auf zwölf Millionen Euro. Als Grund nennt der Konzern die erhöhten Ausgaben für die Kampagne zum Thema „Neues Arbeiten“, die Anfang des Jahres großflächig in Fernsehen oder Plakatwerbung zu sehen war. Es war die bislang größte Kampagne der Burda-Tochter. Ebenfalls zu Buche schlägt die Veranstaltung „New Work Experience“ in Berlin, zu der das Netzwerk rund 1000 Gäste in die Hauptstadt lud.

Xing-Chef Thomas Vollmoeller glaubt an die Kraft solcher Veranstaltungen: „Wir wollen das Thema neue Arbeit besetzen – und uns mit so einer Veranstaltung als Ansprechpartner und Experte etablieren." Auf lange Sicht werde es nicht nur bei Veranstaltungen bleiben, auch weitere Produkte in diesem Themenbereich sollen folgen, kündigt der Xing-Chef an. Schon jetzt drehe sich das Angebot von Xing in Bereichen wie Stellenanzeigen aber auch Nachrichten, um die Themen Transparenz und das richtige Zusammenspiel von Arbeit und Privatleben.


Mit einem Joint Venture auf den US-Markt

Und obwohl Umsatz und Mitglieder wachsen, zieht der Gewinn dann auch nicht mit: Mit 5,1 Millionen liegt er leicht unter dem Vorjahresniveau von 5,3 Millionen Euro. Grund sind ambitionierte Pläne des deutschen Konzerns und die damit verbundenen planmäßigen Investitionen. 2013 hatte Xing das österreichische Arbeitergeberbewertungsportal Kununu gekauft – und im vergangenen Jahr die Expansion in die Vereinigten Staaten angekündigt.

In einem Joint Venture mit der Plattform Monster wollen die Deutschen auch auf dem US-Markt punkten. Doch der ist umkämpft, mit Plattformen wie Glassdoor gibt es bereits ähnliche Angebote. Vollmoeller glaubt an den Erfolg und das Potenzial für die Tochter: „Mit Monster haben wir einen sehr starken Partner.“ Zudem habe sich Konkurrent Glassdoor wegentwickelt vom Bewertungs- hin zu einem Stellenportal, erklärt Vollmoeller: „Wir glauben an einen anderen Ansatz, denn wer eine Arbeitgeberbewertung liest, hat meist schon konkrete Stellenausschreibungen im Sinn und sucht nicht mehr danach.“ Deshalb halte Xing auch beide Angebote getrennt: „Wir wollen also gleichsam das Original auf dem US-Markt sein“, sagt Vollmoeller.

Auch in Deutschland werkelt Xing weiter an seinem Angebot: Im ersten Quartal wurde aus dem Nachrichtenbereich eine Art Messenger, wie ihn beispielsweise auch Facebook bietet. Neben einer Veränderung des Designs, können Nutzer nun auch nachvollziehen, ob eine Nachricht vom Empfänger gelesen wurde. Klingt ganz nach Angeboten wie WhatsApp oder Facebook. Man wolle damit den geänderten Nutzungsgewohnheiten Rechnung tragen, die auch im beruflichen Kontext eine zunehmend beschleunigte und spontane Kommunikation erwarten, heißt es bei Xing.

Droht nicht irgendwann die mobile Nachrichtenüberfüllung? Vollmoeller glaubt an „seinen“ Messenger: „Die Zahl der versendeten Nachrichten ist im ersten Quartal um über 25 Prozent gestiegen.“ Verantwortlich macht Vollmoeller dafür neben der Verfügbarkeit seiner beruflichen Kontakte auch die Sicherheit: „Die Nutzer trennen Berufliches und Privates. Wir sind ein geschütztes Netzwerk auch für geschäftliche Kommunikation.“

Für das laufende Jahr rechnet er mit weiteren Erfolgsmeldungen – zwanzig Prozent Umsatzwachstum. Analysten gehen von einem Umsatz von 180 Millionen Euro aus: „Mit dem ersten Quartal befinden wir uns sehr sauber auf der Ziellinie, um das zu erreichen.“ Die Geschichte von Deutschland und den sozialen Netzwerken ist eben doch nicht so düster, wie manch einer meint.

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