Mitten in den Verhandlungen über den Verkauf seines Kerngeschäftes hat Yahoo Umsatz und Gewinn überraschend deutlich gesteigert. Das deutete darauf hin, dass dem Internetpionier die Kunden nach dem gewaltigen Datenklau zumindest nicht sofort in Scharen davongelaufen sind. Doch einige Analysten befürchten, dass das noch kommen könnte und dann möglicherweise die Verkaufsgespräche mit dem Telekommunikationskonzern Verizon platzen. Yahoo verdiente im dritten Quartal unter dem Strich 162,8 Millionen Dollar und damit mehr als doppelt so viel wie noch ein Jahr zuvor. Der Gesamtumsatz sei um 6,5 Prozent auf 1,31 Milliarden Dollar gestiegen, teilte das Unternehmen aus dem kalifornischen Sunnyvale am Dienstag nach US-Börsenschluss mit. Die Kundendaten zeigten einen Anstieg bei Webseiten-Zugriff und Email-Nutzung, erklärte Yahoo.
Doch das könne auch das Ergebnis davon sein, dass 500 Millionen Menschen versucht hätten herauszufinden, ob sie vom Datenklau betroffen sind, sagte Fatemeh Khatibloo, Analyst von Forrester Research. Ein Verlust von Kunden und Klagen wegen des Datendiebstahls könnten Verizon dazu bewegen, von dem Kauf Abstand zu nehmen, sagte Khatibloo. Bei dem beispiellosen Hackerangriff waren im Jahr 2014 mindestens 500 Millionen Yahoo-Nutzerkonten gehackt worden. Nutzernamen, Email-Adressen, Telefonnummern, Geburtsdaten und Passwörter wurden gestohlen.
Ronald Josey von JMP Securities dagegen nannte den Trend bei den Kunden "ermutigend", es sei noch zu früh, um sagen zu können, ob der Datendiebstahl dauerhaften Schaden angerichtet habe. Scott Kessler, Analyst bei CFRA Research, wertete die Tatsache, dass Yahoo nicht sofort einen Kunden-Exodus erlebt hat, als Zeichen dafür, dass es keine derart einschneidenden Änderungen gibt, dass der Verizon-Deal gefährdet wäre.
Tatsächlich könnte Verizon unter Umständen das 4,8 Milliarden Dollar schwere Geschäft platzen lassen. Dafür müsste Verizon Rechtsexperten zufolge aber hohe Hürden überwinden und beweisen, dass der Datenklau massive Auswirkungen auf die zum Verkauf stehende Sparte hat. Yahoo war zuletzt gegenüber Unternehmen wie Google und Facebook immer mehr ins Hintertreffen geraten und will sich nach dem Verkauf an Verizon im Kern zu einer Holding-Firma mit Beteiligungen in China und Japan wandeln.
Den Umsatzschwund nach Abzug von Gebühren an Partnerunternehmen konnte Yahoo-Chefin Marissa Mayer auch im Berichtsquartal nicht stoppen. Auch die Einnahmen aus dem klassischen Geschäft mit der Internetsuche gingen zurück. Dagegen legten von Mayer zum Zukunftsgeschäft erklärten Bereiche wie Werbung auf Mobilgeräten zu. Yahoo-Aktien notierten im nachbörslichen Handel 1,3 Prozent fester.