Yahoo Marissa Mayer - die unverhoffte Retterin

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Mayer kennt Googles Strategie im Detail

Mayer gilt als bodenständig und wirkt sympathisch, allerdings wegen ihrer Ungeduld und ihrem Fokus auf Details auch als anstrengende Chefin. Aber sie lässt sich auch umstimmen. „Wenn mir jemand anhand von Daten schlüssig beweisen kann, dass er richtig liegt und ich falsch, habe ich kein Problem damit“, so Mayer. Für Yahoo und seine Mitarbeiter ist die Berufung von Mayer nach der Pleite mit der resoluten Software-Expertin Carol Bartz und dem geschassten Ex-Paypal-Chef Scott Thompson ein Glücksfall. Denn erstmals seit Jahren kehrt dabei wieder etwas Enthusiasmus bei dem angeschlagenen Unternehmen ein, sogar leise Hoffnung. Zumindest bei den Entwicklern. In der Verkaufssparte, die sich auf mehr Einfluss unter Levinsohn gefreut hatte, wollte sich am Montag keine richtige Begeisterung einstellen.

Finanziell unabhängig und glaubwürdig

Die erst 37-jährige Vorstandschefin ist eine der erfahrensten Internet-Expertinnen, hat Trends im Internet vorangetrieben und großen Anteil am Aufstieg von Google. Bei Google war sie zuletzt für dessen lokale Produkte wie die mobile Suche, Google Maps, Street View und Google Earth verantwortlich. Lokale Anzeigenwerbung gilt als das nächste große Wachstumsgeschäft im Internet.

Die mit dem Immobilieninvestor Zachary Bogue verheiratete Managerin ist dank ihrem frühen Einstieg bei Google schwerreich. Ihr Privatvermögen wird auf mehrere hundert Millionen Dollar geschätzt. Damit ist sie finanziell unabhängig. Vor allem aber genießt Mayer – der Prototyp eines Workaholics – wegen ihrer Verdienste und ihres Arbeitseifers hohen Respekt in der Branche. Kombiniert mit ihrer finanziellen Unabhängigkeit, ihrem Wissen und Kontakten kann sie damit bei Yahoo auch Entscheidungen durchsetzen, die sonst nur ein Gründer vertreten könnte und vor allem auch nach innen und außen glaubhaft kommunizieren.
Leicht wird es nicht. Obwohl im Wachstumsmarkt Online-Werbung tätig, leidet Yahoo unter Cash-Flow-Problemen. Das Unternehmen hat begabte Talente und mit ihnen viel Erfahrung an Facebook und Google verloren, von der angeknacksten Mitarbeitermotivation ganz zu schweigen. „Yahoo ist seit mindestens fünf Jahren schlecht geführt worden“, gibt Citigroup-Analyst Mark Mahaney zu bedenken. Er hat Zweifel, dass Mayer „trotz ihrer herausragenden Fähigkeiten“ Yahoo wieder fit machen kann. Ihr finanzieller Spielraum ist eingeengt.

Nach der ehemaligen Google-Topmanagerin Sheryl Sandberg, die als operatives Genie hinter Facebook-Gründer Mark Zuckerberg gilt, drückt nun eine weitere Vorzeigefrau der Branche ihren Stempel auf. Nach HP-Chefin Meg Whitman und IBM-Lenkerin Virginia Rometty ist Mayer nun die dritte Frau an der Spitze eines weltweit tätigen US-Hightechkonzerns. Ihre Berufung hat die Dynamik in der Internet-Branche verändert.

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