Yiannopoulos verlässt Breitbart Die Titanic der rechten Medien ist gesunken

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Ausschreitungen und Twitter-Sperre


Als er im Februar an der Universität Berkeley in Kalifornien sprechen wollte, kam es zu schweren Ausschreitungen. Der Vortrag wurde aus Sicherheitsgründen abgesagt. Trump drohte der Universität danach, ihr sämtliche finanzielle Unterstützung zu entziehen. Yiannopoulos war auf dem Gipfel der Popularität als Vorkämpfer der angeblich von den Linken unterdrückten konservativen Bewegung.

Und jetzt der tiefe Fall. Offiziell gibt es keinen Kommentar aus dem Weißen Haus zur Personalie Yiannopoulos. Aber Donald Trump versucht derzeit mit Macht, seinen Ruf als Präsident der weißen US-Bevölkerung abzuschütteln.

Trump will seinen Ruf ändern

Am Dienstag besuchte er demonstrativ ein Museum über die Geschichte der Schwarzen in den USA und äußerte sich dabei zum rapiden Anstieg anti-semitischer Gewalttaten in den USA der seit Januar zu beobachten sind. Überfälle auf jüdische Gemeindezentren nehmen zu, und jüdische Friedhöfe werden geschändet. Die Vorfälle nannte Trump „grauenvoll“ und sie „müssen aufhören“.

Eine direkte Linie vom populistischen Wadenbeißer Yiannopoulos über Steve Bannon, dem Kritiker seit seinen Zeiten bei Breitbart Antisemitismus und Rassismus vorwerfen, bis ins Oval Office zu Donald Trump, der selbst Probleme mit sexistischen Äußerungen hat, passt da nicht zusätzlich in die politische Landschaft. „Yianni“ ist vom Unterstützer zum Problem geworden. Kommentatoren gehen davon aus, dass seine Kündigung, die von Breitbart mit dürren Worten angenommen wurde, nicht ohne Rücksprache mit Bannon erfolgt sei und einer Kündigung durch das Unternehmen zuvorkam.

Diese Menschen sprechen für den US-Präsidenten
Sean Spicer ist Sprecher des Weißen Hauses, früher Sprecher der Republikaner Quelle: AP
Kellyanne Conway Quelle: AP
Stephen Bannon Quelle: REUTERS
Hope Hicks Quelle: REUTERS
Dan Scavino Quelle: REUTERS
Stephen Miller Quelle: AP

Doch Yiannopoulos will nicht so einfach aufgeben. In einer am Dienstag veröffentlichten Mitteilung bezeichnet er sich zunächst selbst als Opfer von Kindesmissbrauch. Im Alter von „13 bis 16 Jahren“ sei er von zwei Männern „in einer Art berührt worden, wie es nicht hätte sein sollen.“ Einer davon sei ein Priester gewesen. Die Beziehung zu den Männern sei „kompliziert“, weil er damals noch nicht wahrgenommen habe, dass er ein Opfer war. Heute sehe er das anders. Seine Aussagen zu dem Thema, eine Mischung aus „britischem Sarkasmus, Provokation und Galgenhumor“ hätten zu einem Teil dazu beigetragen, dass sein Standpunkt falsch interpretiert worden sei.

Doch nur wenig später war er wieder da, der alte „Yianni“. Von Einsicht fehlt nun jede Spur: „Aus politischem Kalkül haben diese Woche Medien und das republikanische Establishment ein Opfer von Kindesmissbrauch der Förderung von Kindesmissbrauch bezichtigt“, postete er auf Facebook. „Das ist einfach nur krank. Aber sie haben mich nicht umgebracht. Sie haben mich nur stärker gemacht.“

Er will jetzt eine eigene Medienfirma in Konkurrenz zu Breitbart gründen und einen neuen Verleger für sein Buch finden. Noch sitzt er frierend und nass im Rettungsboot und schaut auf die Trümmer seiner Karriere. Aber am Ende will er allen zeigen, so wie früher.

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