Schon 2011 versuchte Youtube, überzeugte Fernsehschauer für sich zu gewinnen. Hierfür kaufte es Hollywood-Filme ein, die exklusiv auf Youtube liefen und nicht im Kino – wie etwa der Film „Girl walks into a bar“. Doch wer Serien und Filme online sehen will, nutzt die Angebote von Netflix, Amazon oder streamt sie illegal auf den gängigen Plattformen. Als Anbieter für Serien und Filme hat Youtube sich nie etablieren können.
„Google hat nicht primär den Anspruch, eigene Inhalte zu produzieren“, sagt Reppesgaard. „Das Ziel hinter diesen Investitionen war es, Youtube hochwertiger aufzustellen und zu zeigen, welche Möglichkeiten es bietet.“
Die teuersten Übernahmen von YouTube-Netzwerken
Käufer: Disney
Preis: 950 Millionen US-Dollar
Quelle: eigene Recherchen
Käufer: AT&T/Chernin Group
Preis: 200-300 Millionen US-Dollar
Quelle: eigene Recherchen
Käufer: Dreamworks
Preis: 117 Millionen US-Dollar
Quelle: eigene Recherche
Käufer: RTL
Preis: 107 Millionen US-Dollar
Quelle: eigene Recherche
Käufer: Warner
Preis: 18 Millionen US-Dollar
Quelle: eigene Recherchen
Das ist gelungen. In Deutschland gibt es mittlerweile eine professionelle Youtube-Szene, deren Dienste in Youtube-Netzwerken monetarisiert werden.
Was allerdings immer wieder bemängelt wird: Die geringe Verweildauer. Marktforscher hatten 2011 berechnet, dass ein Nutzer in den USA im Schnitt zwei Stunden und 23 Minuten pro Monat auf Youtube verbringt. Die Verweildauer bei Netflix war fünf Mal so hoch.
In der kurzen Verweildauer will Reppesgaard aber kein Manko sehen. „Netflix verkauft Abonnements – sie brauchen eine höhere Verweildauer, sonst zahlt der Nutzer nicht.“ Bei Youtube verhalte es sich anders. „Die kurze Verweildauer schafft mehr Punkte, an denen Werber Interaktion betreiben können.“ Kein Nutzer mag Werbung während eines Videos – Werbung zu Beginn und am Ende des Videos wird dagegen eher toleriert. Doch nicht nur Netflix lauert auf Youtubes Marktanteile.
Auch Facebook greift an
Die Professionalisierung des Videonetzwerks hat eine Lücke geschlagen, in die Facebook dringen will. Anfang Januar gab Mark Zuckerberg nicht nur die Quartalszahlen von Facebook bekannt – er drohte auch Youtube.
Zehn Jahre Youtube - Die wichtigsten Fakten
Seit 10 Jahren gibt es Youtube. Mitte Februar 2005 registrierten die Gründer Chad Hurley und Steve Chen die Webseite Youtube.com und legten so den Grundstein für das Video-Imperium.
Jede Minute werden rund 300 Stunden Videomaterial auf Youtube hochgeladen.
Mehr als eine Milliarde Nutzer besuchen die Plattform jeden Monat.
Das meistgeklickte Video im vergangenen Jahr zeigt einen als Spinne verkleideten Hund, der Passanten erschreckt.
Unter den größten Youtube-Hits ist das Video „Charlie bit my finger“, in dem der kleine Charlie seinem Bruder in den Finger beißt. Das Video, das weniger als eine Minute lang ist, wurde mehr als 800 Millionen Mal angesehen.
Das meistgesehene Youtube-Video aller Zeiten ist „Gangnam Style“ von Psy. Youtube musste seinen Zähler überarbeiten, um die mehr als zwei Milliarden Aufrufe korrekt anzuzeigen.
Bei deutschen Jugendlichen zählt Youtube zu den beliebtesten Webseiten. Gefragt, welches Internet-Angebot sie derzeit besonders gut fänden, nannten 30 Prozent der Jugendlichen Youtube. Auf Platz zwei folgt Facebook mit 23 Prozent.
Facebook macht Youtube zunehmend Konkurrenz. Immer mehr Menschen schauen Videos auf Facebook, und das Online-Netzwerk ermutigt die Nutzer, ihre Clips direkt hochzuladen und nicht von anderen Seiten aus zu verlinken. Mit 1,3 Milliarden Facebook-Nutzern könnte so eine wachsende Zahl an Videos nicht mehr über Youtube im Netz landen.
Polizei und Behörden wollen immer wieder Videos von Youtube entfernen lassen. In der zweiten Jahreshälfte 2013 löschte Youtube 973 Inhalten, davon 735 aus juristischen Gründen und 238, die gegen die Unternehmens-eigenen Richtlinien verstießen.
Denn Facebook setzt vermehrt auf Videoinhalte – mittlerweile schauen amerikanische Nutzer schon mehr Videos auf Facebook als auf Youtube. Das liegt vor allem daran, dass die Videos in der Facebook-Timeline automatisch abgespielt werden.
Gleichzeitig kreuzen Youtube-Videos, die in der Timeline landen, nur noch als kleine Bilder auf und sind damit weniger sichtbar.
„Nach Facebook sind Teile des User-Generated-Contents abgewandert“, sagt Reppesgaard. Ob und inwiefern das problematisch für Youtube wird, ist aktuell schwer einzuschätzen. Sicher ist: Mit Facebook-Videos lässt sich für die Filmer aktuell kein Geld verdienen – während sie bei Youtube große Summen generieren können. Der hochwertigere Inhalt dürfte deswegen auf absehbarer Zeit bei Youtube zu finden sein.
Und genau damit wird das große Geld in der Online-Video-Welt zu verdienen sein. „Die Einnahmeseite von Youtube ist noch lange nicht ausgeschöpft“, sagt Reppesgaard. „In den nächsten Jahren wird sich Youtube zu einer unheimlichen Einnahmequelle entwickeln.“