Limitiert wird der Einfluss des iPhones allein durch Google und sein Smartphone-Betriebssystem Android, mit dem die Smartphones von Samsung, LG, Motorola, Xiaomi und vielen anderen Herstellern laufen. Jobs verwies bei der Premiere des iPhone von zehn Jahren noch darauf, wie sehr Apple das Gerät und die Software durch Patente geschützt habe. In einem erbittert geführten Patentkrieg erwiesen sich aber viele der Patente als quasi wirkungslos. Apple konnte nur kleinere Erfolge gegen Samsung vor Gericht durchsetzen, nicht aber den Erfolg von Android stoppen. Das Google-System läuft inzwischen auf deutlich über 80 Prozent aller Smartphones, allerdings verdient in der Branche Apple den überwiegenden Anteil des Gewinns. Apple-Chef Tim Cook und Google-Mitbegründer Larry Page legten den Patentkrieg 2014 bei.
Die Evolution des iPhones
Mit seinem leicht bedienbaren Touchscreen revolutionierte das iPhone die Handybranche. Dabei waren die technischen Daten der ersten Generation noch recht bescheiden: Der Prozessor leistete nur 667 Megahertz, der Arbeitsspeicher war nur 128 Megabyte groß. Den Datenfunk UMTS unterstützte die erste Generation nicht. Trotzdem wurde das Gerät ein riesiger Erfolg.
Das zweite Gerät der iPhone-Reihe, vorgestellt im Juni 2008, brachte einige wesentliche Änderungen. Zum einen überarbeitete Apple das Design gründlich. Zum anderen unterstützte das Gerät den Datenfunk UMTS sowie den Datenturbo HSDPA.
Ein Jahr später stellte Apple das iPhone 3GS vor. Am Design änderte sich nichts, allerdings stattete der Hersteller das Gerät mit einem besseren Prozessor und einem größeren Speicher aus. Das suggeriert auch der Name: Das S steht für „Speed“. Zudem war eine Kamera mit 3 Megapixel Auflösung an Bord.
Mit der vierten Generation, präsentiert im Juni 2010, wagte Apple wieder ein neues Design: Das Gehäuse war kantiger und aus Edelstahl. Zudem verbaute der Hersteller ein Display mit höherer Auflösung. Auch der Prozessor war leistungsfähiger als beim Vorgänger. Der Ansturm auf das Gerät war gewaltig.
Äußerlich unterschied sich das iPhone 4S kaum von seinem Vorgänger, das Design blieb weitgehend gleich. Schlagzeilen machte vor allem der persönliche sprachgesteuerte Assistent Siri, der zunächst nur auf dem 4S lief, später aber auch auf anderen iPhone-Modellen. Siri kann Fragen beantworten oder Kommandos ausführen. Die Kamera des iPhone 4S hatte eine Auflösung von 8 Megapixel.
Das sechste und aktuelle Gerät der Reihe heißt iPhone 5. Es ist etwas länger, aber gleichzeitig dünner als das Vorgängermodell – dadurch ergibt sich ein neues Seitenverhältnis von 16:9. Die 8-Megapixel-Kamera kann Aufnahmen in HD anfertigen. Ein neuer Prozessor soll für mehr Tempo sorgen. In die Kritik geriet Apple, weil vor allem an der schwarzen Variante schnell Abnutzungserscheinungen zu sehen waren. Mit dem iPhone 5 führte Apple auch iOS 6 ein, die neue Version des Betriebssystems, die den vielkritisierten Kartendienst Maps enthält.
Das iPhone 5C und das iPhone 5S waren die Modelle sieben und acht. Das 5C ist die etwas günstigere Variante: Weitgehend ausgestattet wie das iPhone 5, hat es aber ein Gehäuse aus buntem Plastik. Das 5S hat unter anderem einen doppelt so schnellen Chip, eine bessere Kamera und einen Fingerabdrucksensor zur Entsperrung des Gerätes.
Die sichtbarste Neuerung bei der jüngsten iPhone-Generation sind die Maße: iPhone 6 und iPhone 6 Plus sind mit 4,7 beziehungsweise 5,5 Zoll deutlich größer als die Vorgänger. Damit reagiert Apple auf den Boom der Phablets, also der übergroßen Smartphones. Die Geräte unterstützen den Bezahldienst Apple Pay, der über den Nahfunkstandard NFC Daten überträgt.
Mit dem iPhone 6S setzte Apple das Tick-Tock-Prinzip fort: In einem Jahr kommt das "große" Update mit einer neuen Zahl, im Folgejahr werden vor allem Details wie Rechnerleistung, Speicher oder die Kamera verbessert – am Design selbst ändert sich wenig.
Nachdem das iPhone 5C mit seinem billigen Kunststoff-Design als Einstiegsvariante wenig erfolgreich war, hat Apple im Frühjahr 2016 einen neuen Ansatz für das Low-Budget-Smartphone gewagt: Das iPhone SE kombiniert die Optik des iPhone 5S (mit dem kleineren Display) mit der besseren Technik des iPhone 6S. Da auf Details wie eine teure Front-Kamera, die modernste Variante des Fingerabdrucksensors oder das Force-Touch-Display verzichtet wurde, konnte es zum Budget-Preis angeboten werden.
Der enorme ökonomische Erfolg des iPhone sorgte auch dafür, dass Umweltschützer und Menschenrechtsaktivisten Apple für Probleme der Branche insgesamt verantwortlich machten. Greenpeace legte sich schon 2007 mit Steve Jobs an und beklagte, dass im iPhone gefährliche Chemikalien verbaut werden. Auch für miese Arbeitsbedingungen beim chinesischen Auftragsfertiger Foxconn wurde vor allem Apple verantwortlich gemacht, nicht etwa andere Foxconn-Kunden wie Hewlett-Packard, Dell, Microsoft oder Sony. Und jeden September, wenn Apple sein neues Smartphone-Modell präsentiert, entflammen Verbraucherschützer eine Debatte, ob es tatsächlich notwendig ist, schon wieder ein neues iPhone zu kaufen.
Apple-Mitbegründer Jobs erkannte nur zögerlich, dass nicht nur das Design und die Funktion des iPhones alleine den Erfolg begründen können. Erst sein Nachfolger Cook setzte mit Nachdruck durch, dass Umweltschutz-Prinzipien eingehalten werden müssen und möglichst nur konfliktfreie Rohstoffe verwendet werden dürfen. Außerdem setzte er sich für bessere Verhältnisse in den chinesischen Fabriken ein. Inzwischen gilt Apple bei Greenpeace quasi als Vorzeige-Unternehmen. Und auch in den Werkhallen in China wird inzwischen stärker auf die Einhaltung von Arbeitszeit-Beschränkungen geachtet, auch wenn die Bedingungen dort längst noch nicht alle Kritiker zufriedenstellen.
Die Debatte um Apple wird inzwischen aber weniger von diesen politischen Themen bestimmt, sondern von der Frage, ob Apple nach dem Tod von Steve Jobs noch echte Innovationen wie iPod, iPhone und iPad vorlegen kann. Jobs starb am 5. Oktober 2011, einen Tag nachdem der sichtlich mitgenommene Tim Cook das iPhone 4S vorgestellt hatte.
Rein ökonomisch kann sich die Bilanz von Jobs-Nachfolger Cook sehen lassen. Besonders groß war der Sprung mit dem iPhone 6, als im Weihnachtsgeschäft 2014 mit der Einführung größerer Modelle die iPhone-Verkäufe um 46 Prozent auf rund 74,5 Millionen Geräte hochschnellten. 2015 gelang es Apple in einem abgebremsten Smartphone-Markt aber nur noch, diese Zahlenmarke knapp zu übertreffen. Und im vergangenen Jahr sanken die iPhone-Verkäufe erstmals seit der Markteinführung. Und Kritiker bezweifelten, ob die wenigen Neuheiten beim iPhone 7 ausreichen werden, diesen Trend wieder umzukehren.
Trotzdem steht das iPhone weiterhin im Blickpunkt des öffentlichen Interesses. Das zeigen auch die Statistiken des Apple-Konkurrenten Google. In der Top-10-Liste der „Suchbegriffe des Jahres“ eroberte „iPhone 7“ hinter „EM 2016“ und „Pokémon Go“ Platz drei. Andere Smartphones wie das „Pixel“ von Google tauchen in der Liste nicht auf.