Japan Mit Tempo 500 nach Tokio

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Schon im ersten Betriebsjahr 2027 will JR Tokai schwarze Zahlen schreiben – obwohl ein Maglev-Zug mit 16 Waggons für 1000 Personen knapp ein Viertel weniger Passagiere befördert als der Shinkansen. Die Betriebskosten von 140 Millionen Euro jährlich liegen sogar um die Hälfte höher, so verbraucht der Maglev dreimal mehr Strom. Dennoch soll eine Maglev-Fahrkarte von Tokio nach Osaka nur 8,70 Euro teurer sein als beim schnellsten Shinkansen mit 120 Euro. Der laufende Betrieb zwischen Tokio und Nagoya soll so viel einbringen, dass JR Tokai die aufgelaufenen Schulden abtragen und die nächsten 152 Kilometer bis Osaka bauen kann. Diese zweite Teilstrecke kostet 34 Milliarden Euro und soll 2045 in Betrieb gehen.

Ohne staatliche Hilfen

Konzernchef Kasai verzichtete bewusst auf Finanzhilfe der öffentlichen Hand. Die Kosten für Entwicklung und Teststrecke übernahm JR Tokai zu 80 Prozent selbst – auch weil Japan hoch verschuldet ist und viele Politiker den Maglev für ein teures Spielzeug halten. Nach jahrelangen Debatten hatten die JR-Tokai-Manager die Nase voll und setzten auf eigene Kraft, zumal es bei staatlich geförderten Bahnprojekten häufig Verzögerungen gab.

"Die Strecke ist ein Goldesel"

Das Projekt ist ambitioniert. JR Tokai will die Investition stemmen, ohne die Dividende zu streichen und sich übermäßig zu verschulden. Die Gesamtschulden dürfen 44 Milliarden Euro nicht übersteigen. Das wäre vier Mal mehr als das Aktienkapital, kalkuliert wird mit drei Prozent Zinsen. Weil JR Tokai Ende März schon mit 30 Milliarden Euro in der Kreide stand, müssen zwei Drittel der Maglev-Investitionen aus laufenden Einnahmen finanziert werden. Das scheint machbar, da JR Tokai als Cash-Flow-König unter Japans Eisenbahnen gilt und zuletzt über mehr als eine Milliarde Euro an flüssigen Mitteln verfügte. „Die Tokio–Osaka-Strecke ist ein Goldesel“, sagt Mana Nakazora vom Brokerhaus BNP Paribas in Tokio.

US-Verkehrsminister Ray LaHood zeigte sich nach einer Probefahrt im Mai 2010 beeindruckt, wie ruhig und stabil der schlanke Maglev die Test-Betontrasse befuhr. Damit hat JR Tokai die Chancen verbessert, mit den Amerikanern ins Geschäft zu kommen. Bekommen die Japaner den Zuschlag, würde die US-Strecke sogar vor ihrer eigenen in Betrieb gehen.

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