Japan Shimano bricht alle Rekorde

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Shimano: Mitarbeiter beim Mitagessen in der Kantine Quelle: Robert Gilhooly für WirtschaftsWoche

Der Firmengründer hatte seine Pläne kaum gefasst, da fertigte er auch schon Japans erste Freilaufzahnkränze für das Hinterrad eines Fahrrads – nach englischem Vorbild und mit einer geliehenen Drehmaschine. Die Ware lieferte er mit dem Handkarren aus. Zehn Jahre später exportierte der Kleinbetrieb die ersten Teile ins Ausland.

Noch immer halten die Shimanos zusammen, wie es ihnen Shozaburo, der 1958 im Alter von 64 Jahren starb, vorlebte. Die drei Söhne führten das Erbe fort, seit Shozo als Ältester mit 30 Jahren in den Chefsessel stieg. Tapfer wehrten die Junioren alle Übernahmeversuche japanischer Konkurrenten ab und gaben selbst dem Autobauer Honda einen Korb.

In fast genialer Voraussicht hatte der Vater die Talente seiner Sprösslinge gefördert. Shozo, der Älteste, gilt als Stratege und Manager, der mittlere Sohn, Keizo, als technisch hochbegabt, auf ihn gehen viele Erfindungen zurück. Und der jüngste Stammhalter, Yoshizo, macht als Verkäufer und Marketingmann von sich reden, der vor der Karriere im väterlichen Unternehmen als blutjunger Anfänger bei Nissan auf Anhieb bester Autoverkäufer wurde. Ihm gelang der internationale Durchbruch bei Shimano, indem er in die Phalanx der europäischen Komponentenhersteller einbrach, die 1970 mit ihren Zehn-Gang-Kettenschaltungen die Branche völlig beherrschten.

„Die Europäer hatten damals einen großen Vorsprung“, erinnert sich Yoshizo Shimano in seinem auf Englisch erschienenen Buch „This is my road“. Aber die Konkurrenten hätten strategische Fehler begangen, sich nur um ihren Heimatmarkt gekümmert. Yoshizo dagegen berichtete seinen Brüdern Anfang der Siebzigerjahre aus New York: „Die Zehn-Gang-Schaltung ist hier der absolute Hammer, jeder Amerikaner will das haben. Fahrt die Produktion hoch!“ Die Umsätze in den USA verdreifachten sich binnen weniger Jahre, und Shimano verkaufte 60 Prozent seiner Fahrradteile jenseits des Pazifiks.

Seitdem läuft das Geschäft rund. Mit gut einer Milliarde Euro und einem Plus von 27 Prozent stellte Shimano 2007 das zweite Jahr in Folge einen Umsatzrekord auf. „Das Rad bekommt in der Gesellschaft einen größeren Stellenwert als je zuvor“, freut sich Finanzchef Yoshihiro Hirata. „Das Gesundheitsbewusstsein nimmt ebenso zu wie die Sorge um die Umwelt.“ Hirata rechnet deshalb mit weiteren Steigerungen.

Mit Freude beobachten die Shimanos, wie Europas Politiker die Bürger zum Radfahren animieren und Städte wie Paris flächendeckend Ausleihstationen für den ökofreundlichen Umstieg vom Auto aufs Zweirad einrichten. Auch rasant steigende Benzinpreise sind gute Nachrichten. „Das Fahrrad als populärstes Nahverkehrsmittel – das wäre eine schöner Triumph für uns“, sagt Marketing-Profi Jimbo. „Dafür würden wir ihm sogar Fliegen beibringen.“

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