Joint Venture mit MAN Rheinmetall schmiedet neuen Rüstungsriesen

Die Konsolidierung der deutschen Rüstungsbranche kommt in Schwung. Die Düsseldorfer Rheinmetall AG und MAN bündeln ihr Geschäft mit militärischen Radfahrzeugen. Das Gemeinschaftsunternehmen schafft einen Weltmarktführer für militärische Landsysteme. Die Bündelung der Kräfte soll die Exportchancen für Militärlaster und Radpanzer erhöhen.

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DÜSSELDORF. An der geplanten Gemeinschaftsfirma wird Rheinmetall 51 Prozent halten und auch die industrielle Führung übernehmen. Von der Transaktion versprechen sich die Konzerne größere Exportchancen für Militärlaster und Radpanzer wie den Boxer oder Fuchs.

"Die Bündelung der Aktivitäten wird uns insbesondere auf wichtigen Auslandsmärkten helfen", sagte Rheinmetall-Chef Klaus Eberhardt dem Handelsblatt. Dies sind neben den Nato-Ländern Regionen wie der Nahe Osten. "Zusammen sind die beiden Unternehmen klarer Marktführer im Markt für Landsysteme vor BAE, Saab und Kraus-Maffei Wegmann", sagte WestLB-Analyst Wolfgang Fickus.

Deutschland zählt nach den Vereinigten Staaten zu den weltweit größten Waffenexporteuren, allerdings ist die Branche stark zerfasert. Dominante Hersteller wie Thales in Frankreich, BAE Systems in Großbritannien oder General Dynamics in den USA gibt es nicht. Neben Rheinmetall baut in Deutschland Kraus-Maffei Wegmann noch Panzerfahrzeuge, Kriegsschiffe laufen bei Thyssen-Krupp und Lürssen vom Stapel. EADS Boeing Waffen Bundeswehr -->

Experten wie auch die Politik drängen seit längerem auf eine Konsolidierung der Wehrindustrie. Ziel ist die Schaffung eines großen Anbieters von Heerestechnik, der auf dem Weltmarkt eine größere Wahrnehmung hätte. Rheinmetall dürfte mit der Vereinbarung mit MAN dabei einen großen Schritt vorangekommen sein.

Rheinmetall und MAN wollen ihre Aktivitäten in zwei Stufen zusammenführen. In einem ersten Schritt werden Entwicklung und Vertrieb gebündelt und in einem zweiten die Produktionskapazitäten von Rheinmetall in Kassel und MAN in Wien in das Joint Venture eingebracht. Ende 2011 soll der Prozess abgeschlossen sein.

Die Gemeinschaftsfirma soll einen Jahresumsatz von einer Mrd. Euro haben, der sich mehrheitlich aus dem MAN-Geschäft speist. Der Nutzfahrzeugekonzern erhalte daher eine Ausgleichszahlung in ungenannter Höhe, hieß es. Mit der Transaktion unterstreicht MAN seine Strategie, sich auf den Bau von Lkws zu konzentrieren. Großaktionär VW verfolgt mittelfristig den Plan einer Lkw-Allianz mit der schwedischen Tochter Scania.

Für Rheinmetall ist der Deal mit MAN ein großer Schritt, um das für 2013 angepeilte Umsatzziel zu erreichen. Die für den Defence-Bereich gesetzte Marke von drei Mrd. Euro werde jetzt wohl früher erreicht, sagte ein Sprecher. Für das vergangene Jahr hatte Rheinmetall einen Umsatz von 1,9 Mrd. Euro für seine Rüstungssparte in Aussicht gestellt. Der Konzernzweig wird damit erstmals das Automotive-Geschäft überflügeln.

Seit seinem Amtsantritt im Jahr 2000 hat Vorstandschef Eberhardt die Gesellschaft konsequent auf das Rüstungsgeschäft umgekrempelt. Dieses weist nicht nur größere Margen als die Autozuliefersparte aus, sondern erweist sich in der Krise auch als stabiler.

Der Schwenk hin zum reinen Rüstungskonzern spiegelt sich in der Akquisitionspolitik wider. Unter Eberhardts Führung beteiligte sich Rheinmetall an einem Dutzend Firmen. An dem Rivalen Kraus-Maffei Wegmann biss sich Rheinmetall aber die Zähne aus. Eine Fusion scheiterte, weil sich die Manager nicht darauf einigen konnten, wer die Führung übernehmen soll. Für einen neuen Anlauf steht die nun größere Rheinmetall bereit.

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