Kartellamt und Benzinpreise Lahme Erkenntnis vom Kartellamt

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Schiff im Duisburger Hafen: Quelle: dpa/dpaweb

Gehen die Kosten hoch, reagieren die Oligopolisten sehr schnell. Würde er nicht reagieren, würde er ja versuchen Marktanteile zu gewinnen und einen Preiskrieg einleiten, bei dem er auf jeden Fall verliert. Die Kosten müssen dabei nicht unbedingt aufgrund des Anstiegs der Rohölpreises steigen. Ein trockender Sommer mit Flüssen, auf denen Tankschiffe nur halb beladen werden können oder ein kalter Winter mit zugefrorenen Flüssen wirkt wie ein Steigen des Rohölpreises.

Das gleiche gilt für den Euro/Dollarkurs. Öl wird in Dollar fakturiert, also reagiert der Angebotspreis auf den Wechselkurs. Oder die Raffineriekapazität. Fragen die US-Amerikaner etwa mehr Benzin nach, dann schicken unsere Ölkonzerne Benzin nach USA. Da die Raffinierkapazität bei uns beschränkt ist und da nicht mehr produziert werden kann, steigt der Preis an unseren Zapfsäulen. Es gibt also eine ganze Reihe von Gründen, die nichts mit dem Osterhasen oder Weihnachtsmann zu tun. Die Tankstellenpreise mit dem Osterhasen zu verknüpfen ist eher niedlich.

Struktur der Ölkonzerne definiert Preisreaktionen

Alle Mineralölkonzerne unterscheiden in ihrem Geschäfts zwischen Up-Stream und Down-Stream-Aktivitäten. Up-Stream ist die Ölförderung. Sobald der Ölpreis über 40 US-Dollar liegt wird mit dem Up-Stream-Geschäft fest Geld verdient. Up-Stream ist die eigentliche Gelddruckmaschine der Ölkonzerne. Das spannende am Mineralölgeschäft ist also nicht die Tankstelle, sondern die Ölquelle und eventuell die Raffinerie.

Im Downstream-Geschäft, also bei den Tankstellen, wird kaum Geld verdient. „Up-Stream“ verkauft Benzin an Downstream und Downstream sitzt in der Kostenklemme. Deshalb können auch freie Tankstellen kaum das Preisgefüge beeinflussen. Die kaufen an den klassischen Raffinerien – eben vom Up-Stream Arm des Mineralölkonzerns. Die Empfehlung des ADAC, sich auf mehr freie Tankstellen zu konzentrieren, geht also genauso am Markt vorbei wie die Geschichte mit dem Osterhasen und kann relativ wenig bewirken..

Staat verdient am meisten

Im Downstream wird üblicherweise das Geld mit dem Schokoriegel an der Tanke verdient. Tanken haben keine gesetzlichen Ladenöffnungszeiten und daher einen Sonderstatuts beim Shop-Geschäft, dem wahren Gewinnbringer beim Downstream.

Wenn man jetzt wirklich mal schaut, wo das meiste Geld von Liter Benzin hängen bleibt, ist man schnell beim Finanzminister. In Luxemburg verlangt der Finanzminister 0,462 Cent pro Liter Benzin, in Deutschland immerhin 0,655 Cent. Und auf das ganz kommt dann nochmals die Mehrwertsteuer, die in Luxemburg 15% beträgt und bei uns 19%. Bei Beachtung der Mehrwertsteuer kostet damit der Liter Benzin in Luxemburg 25% weniger als in Deutschland. Schade, daß es hierfür kein Kartellamt gibt.

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