KfW-Chefin Matthäus-Maier: Jähes Ende einer zielstrebigen Karriere

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Ingrid Matthäus-Maier Quelle: AP

Bei ihrem Amtsantritt im Oktober 2006 war sie mit genau dieser Maßgabe angetreten. Die KfW fördert als Hausbank des Bundes im Auftrag der Bundesregierung Entwicklungsprojekte, vergibt Kredite an Mittelständler, Häuslebauer und Studenten und verkauft Post- und Telekomanteile des Bundes. Das Fass zum Überlaufen brachte dann offenbar vor wenigen Wochen eine Verwaltungsrats-Sitzung. Dort ging es erneut um die Abschirmung milliardenschwerer IKB-Risiken - doch gleichzeitig fragte Matthäus- Maier im denkbar unpassendsten Augenblick nach den Modalitäten ihrer Vertragsverlängerung. Danach war Insidern klar, dass der Mitte 2009 auslaufende Vertrag nicht erneuert würde.

Die „aufrechte Ingrid“, wie sie von SPD-Freunden genannt wurde, galt stets als zäh und zielstrebig. 22 Jahre lang saß sie im Bundestag. Die „Sozialliberale“ trat 1969 nach ihrem Studium der FDP bei und wurde 1976 in den Bundestag gewählt. 1977 wurde sie gegen den Widerstand von Otto Graf Lambsdorff, damals für die Wirtschaftspolitik zuständig, zur finanzpolitischen Sprecherin der FDP-Fraktion gewählt. Matthäus-Maier engagierte sich aber auch gegen Extremistenerlass und Kontaktsperregesetz und lehnte Genehmigungen für neue Atomkraftwerke ab.

Dass sie Grundsätze pflegt, zeigte sich 1982: Nach dem Koalitionswechsel der FDP zur CDU verließ sie aus Protest die Partei und wechselte zur SPD, wo sie als streitbare Finanzexpertin in die Fraktionsführung aufstieg. Am 1. Juli 1999 legte Matthäus-Maier ihr Bundestagsmandat nieder und trat in den Vorstand der Kfw ein. Im Dezember 2005 wurde sie zum Nachfolger von Kfw-Chef Hans W. Reich gewählt, dessen Job sie am 1. Oktober 2006 übernahm.

Die Mutter von zwei erwachsenen Kindern war in der KfW eine burschikose Teamarbeiterin und vertrat einen gemäßigten Feminismus. „Ich bin mehr ein Teammensch - vielleicht liegt das daran, dass ich eine Frau bin“, sagte sie und freute sich darüber, dass immer mehr Frauen in Führungspositionen aufrücken, egal ob als Bundeskanzlerin oder Richterin. „Frauen müssen bereit sein, in Bereiche und Positionen zu gehen, wo die Luft dünner wird“, lautete ihr Motto. Zuletzt war die Luft wohl zu dünn.

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