Kommentar Angriff „light“ der chinesischen Autobauer

Der chinesische Autobauer Chery bläst zur Attacke gegen Europas Konzerne. Die Gefahr soll größer sein denn je, vor allem für den Markt in Südamerika. Doch von einer echten Konkurrenz sind die Chinesen noch weit entfernt.

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Chinas Autohersteller sind für die deutschen Konzerne bisher noch keine echte Konkurrenz im Premium-Segment. Quelle: handelsblatt.com

Ein Auto nach "westlichen Standards" soll es also werden. Qualitativ hochwertig, sicher und dennoch bezahlbar. China greift Europas Autobauer an. Der chinesische Autobauer Chery will zusammen mit einem israelischen Industriekonglomerat Premium-Autos zum kleinen Preis anbieten.

Bereits 2012 soll die Produktion des ersten Modells - ungefähr von der Größe eines Skoda Octavia - in China anlaufen. Das Ziel sind die Märkte in Fernost, Indien und Brasilien, wo auch deutsche Hersteller aktiv sind. Kommentatoren sehen bereits "jene Welt, in der Audi, BMW und die anderen deutschen Autokonzerne bisher blenden verdienen" in ihren Grundfesten erschüttert.

Doch was in den Medien mal wieder als großer Angriff der Chinesen auf Europas Autobauer betitelt wird, ist auf den zweiten Blick halb so wild: Chinas Autoexporteur Nummer eins, Chery, tritt nur als Investor auf, liefert nicht einmal Bauteile. Auch der Partner Israel Corp. ist ein Neuling in der Automobilbranche. Zwar sind die Israelis zu einem Drittel an Better Place beteiligt, doch das Unternehmen des Ex-SAP-Managers Shai Agassi arbeitet lediglich am Aufbau einer massentauglichen Infrastruktur für Elektroautos. Über Erfahrungswerte im Autobau verfügt auch Israel Corp. nicht.

Also lässt das chinesisch-israelische Joint Venture die Fahrzeuge von Magna entwickeln, bekommen damit Zugang zu europäischer Technologie. Aber auch deshalb müssen die deutschen Autobauer nicht vor Angst mit den Zähnen klappern: Nahezu jeder großer chinesischer Hersteller hat internationalen Kooperationspartner. SAIC arbeitet mit Volkswagen und General Motors zusammen, BAIC mit Daimler und Hyundai, Changan unter anderem mit Ford und Mazda. Den Technologietransfer gibt es schon längst.

Ein Preis von 11.000 bis 15.000 Euro für eine viertürige Limousine mit Premium-Qualität ist natürlich eine Kampfansage an VW und seine Tochter Skoda. Aber: Volkswagen kann einfach wegen seiner enorm hohen Stückzahlen zu relativ günstigen Preisen gute Qualität anbieten. Mit den von Israel Corp. angegebenen 150.000 Einheiten sind solche Preise nicht zu halten - es sei denn es gibt Abstriche bei der Qualität.

Selbst der Plan, ab 2013 Fahrzeuge in Brasilien für den dortigen Markt zu fertigen, gerät schon vor der Ausführung ins Wanken. Eine neue Schutzsteuer soll die Hersteller dazu zwingen, auch die Teile in Brasilien herzustellen. Wer Komponenten aus China importieren und die Autos in Brasilien nur noch zusammenschrauben lassen will, kann mit der Schutzsteuer nicht zu marktgerechten Preisen anbieten. Nicht in diesem Preissegment.

Die Strategie, nur als Investor aufzutreten und sowohl Entwicklung als auch Fertigung der Fahrzeuge anderen zu überlassen, ist neu. Die einen nennen das noble Uneitelkeit, die anderen ein Eingeständnis, dass die eigenen Teile dem Premium-Anspruch nicht gerecht werden. Aber eins ist klar: Ein echter Angriff auf breiter Front sieht anders aus. Ob dieser "Angriff light", den wir hier sehen, erfolgreich ist, wird sich im kommenden Jahr zeigen.

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