Herr des Verfahrens
Joaquín Almunia, EU-Wettbewerbskommissar
Begeisterung klingt anders. „Angesichts der Tatsache, dass sich beide Banken in einem Restrukturierungsprozess befinden, führt eine Fusion nicht automatisch zur Wiederherstellung ihrer langfristigen Lebensfähigkeit“, erklärte der spanische EU-Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia, als er von den Fusionsbemühungen von WestLB und BayernLB hörte.
In München und Düsseldorf erregen solche Sätze Besorgnis. Denn Almunia ist der entscheidende Mann und zugleich der große Unbekannte in ihren Planspielen. Bei seiner Vorgängerin Neelie Kroes wussten Landesbankvertreter zumindest, wie sie entscheiden würde — nämlich gegen sie. Kroes galt als Feindin des deutschen Sparkassenwesens an sich und der WestLB im Besonderen. Unter ihrer Leitung legte Brüssel fest, dass die WestLB bis Ende 2011 verkauft werden muss. Zudem stellte sie harte Anforderungen an die Überlebensfähigkeit von ihr geprüfter Banken. Die müssten etwa eine zweistellige Eigenkapitalrendite erzielen können.
Sowohl für WestLB als auch für BayernLB laufen derzeit wegen der Milliardenhilfen in der Krise noch Verfahren. Ökonom Almunia will harte Zahlen sehen, bevor er eine endgültige Entscheidung fällt. Es passt ins Bild des akribischen Kommissars, dass er die endgültige Genehmigung der WestLB-Beihilfe im Juni erst mal verschoben hat. Seine Mitarbeiter haben nochmals umfangreiche Fragebögen an die Landesbanken geschickt.
Die Landesbanken-Vertreter hoffen nun, dass Almunia das Thema pragmatischer angeht als seine Vorgängerin. Der Sozialist Almunia dürfte dagegen auch Aspekte wie den Verlust von Arbeitsplätzen mit berücksichtigen. Außerdem ist er aus seiner spanischen Heimat mit dem Thema Sparkassen vertraut.
Die Unterhändler
Dietrich Voigtländer, WestLB
Für einen Vorstandsvorsitzenden der WestLB ist Dietrich Voigtländer schon ziemlich lange im Amt — nämlich eineinhalb Jahre. Dass er bereits der sechste Chef in acht Jahren ist, ist Zeugnis für Turbulenzen und Skandale, mit denen die einst größte deutsche Bank immer wieder für Aufsehen gesorgt hat.
Der uneitle Voitgländer hat bereits einiges erreicht. Sein größter Erfolg ist die weitgehend reibungsfreie Ausgliederung von riskanten Vermögenswerten in Höhe von 77 Milliarden Euro in die offiziell „erste Abwicklungsanstalt“ genannte Bad Bank. Durch das Manöver gilt zumindest der Rest der WestLB als einigermaßen solide. Die internen Umbauarbeiten laufen weitgehend nach Plan. Andere Projekte gestalten sich jedoch bisher weniger erfolgreich. Der Verkauf der Tochterunternehmen Westimmo und Readybank etwa ist äußerst schwierig.