Logistik Warum Transportunternehmen von der Pleite bedroht sind

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In einer ähnlichen Größenordnung bewegte sich auch die zusätzliche Mautbelastung des zahlungsunfähigen Transportunternehmers Weyand aus Wermelskirchen. Doch der Wegezoll war nicht die einzige Ursache. Der eigentliche Grund lag in den ausbleibenden Überweisungen der Auftraggeber. „Wenn von vier, fünf großen Kunden jeden Monat eine sechsstellige Summe überwiesen wird und dieses Geld plötzlich immer später oder gar nicht mehr kommt, dann treten ganz schnell Zahlungsschwierigkeiten auf“, erklärt Insolvenzverwalter Ries, Mitglied der bundesweit tätigen Schultze & Braun Rechtsanwaltsgesellschaft für Insolvenzverwaltung.

Natürlich beging Weyand auch Fehler. Er investierte 2008 noch kräftig, obwohl sich die Auftragslage abschwächte. Insolvenzverwalter Ries war anfangs noch optimistisch, Weyand unter dem Schutzschirm der Insolvenzordnung vom Kostendruck zu befreien. Doch es gelang nicht: „Sie merken dann ganz schnell, was Konsolidierung bedeutet“, sagt Ries. Wenn andere umfallen, freue sich die Konkurrenz. „Die haben Weyand gnadenlos zwei Disponenten mitsamt Kunden abgeworben.“ Ein anderer Wettbewerber wollte gleich den ganzen Laden übernehmen, musste dann aber selbst, elf Tage nach Kaufangebot, die Segel streichen.

Ohne Bargeld geht nichts mehr

Dass alles blitzschnell ging, liegt an der Internet-Plattform insolvenzbekanntmachungen.de, die von den deutschen Insolvenzgerichten betrieben wird. Tank- sowie Mautkartengesellschaften registrieren die täglichen Neueintragungen von insolvenzgefährdeten Speditionen: Blitzschnell ist dann die Tankkarte gesperrt und die Mautkarte deaktiviert. Ohne Bargeld geht dann nichts mehr: „Da sitzt dann der Fahrer in Spanien fest und fragt, wie er nach Hause kommen soll“, erinnert sich Ries.

Klar, dass die Wirtschaftskrise jetzt vor allem Unternehmer vom Markt zu fegen droht, um die es ohnehin nicht gut bestellt ist. Peter Lohner im bayrischen Taufkirchen ist so einer. Der 70-Jährige bereut, dass er sich vor 44 Jahren den Stress auflud und Fuhrunternehmer wurde. Wenn es sein muss, setzt er sich noch immer ans Steuer eines seiner 14 Lastwagen. Lohner hat in seinem Leben drei Millionen Kilometer auf der Straße verbracht. Vier seiner Lkws stehen inzwischen abgemeldet herum.

Zum Jahresende soll nun sein 33-jähriger Sohn Klaus die Firma übernehmen. Ob der ein überlebensfähiges oder ein todgeweihtes Unternehmen erhält, weiß der Seniorchef selber nicht so recht: „Ich hab resigniert. Ich sag’s so hart, wie’s ist.“

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