Lufthansa Lufthansas neue First Class verspricht Ruhe an Bord

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Entspannung als höchstes Ziel

Ebenso unsichtbar ist die zweite Säule der Innovationen: Ruhe. Zwar ist der A380 dank neuer Triebwerke bereits deutlich leiser als andere Maschinen. Dazu hat Lufthansa um den ganzen Rumpf als bislang Einzige einen zusätzlichen Lärmschutz gezogen – und den in der First noch mal verdickt. Damit die Wände die Gespräche nicht reflektieren, sind sie mit einem samtähnlichen Stoff überzogen. Am Boden liegen Teppiche, die fast alle Gehgeräusche schlucken. Zu guter Letzt hängen vor den Eingängen dicke Vorhänge mit Klettverschluss, durch die weder Küchenlärm noch Kinderschreien dringt. Die üblichen Kopfhörer, die dank Elektronik die Umgebungsgeräusche unterdrücken, sind in der First kaum nötig.

Entspannt ankommen, das ist das Ziel. Die Matratze, die den Sessel zu einem 80 Zentimeter breiten und 2,08 Meter langen Bett macht, ist dicker als eine Hand. Die Bildschirme sollen den Passagieren ebenso helfen, die Filme mit so wenig Anstrengung wie möglich zu schauen. Dafür beschränkte sich die Lufthansa bei der Größe der Monitore, die mit 43 Zentimeter Diagonale gut 15 Zentimeter kleiner sind als die einiger Mitbewerber. Der Kopf danke es, lobt Körfgen die Bescheidenheit. „Bei unseren Tests hat kein Proband etwas vermisst, weil er immer das ganze Bild im Blick hatte.“ Größere Bildschirme könnten dagegen das Gehirn anstrengen, weil Betrachter öfter Kopf und Augen gleichzeitig bewegen müssen. Im Flug müssen Filmfreunde nicht nur die vielen oft kaum spürbaren Bewegungen des Flugzeugs ausgleichen. Da sie nie den ganzen Monitor im Blick haben, wandern die Augen unbewusst auf dem Schirm hin und her, was auf Dauer ermüdet.

Ähnlich argumentiert die Lufthansa auch beim Verzicht auf Duschen für die acht Passagiere der First. „Das ginge nicht ohne eine Regulierung unserer Kunden“, sagt Körfgen. So müssten die Duschzeiten vom Bordpersonal zugeteilt werden, da sich mindestens vier Passagiere eine teilen und höchstens bis zu 25 Minuten im Bad verbringen könnten. Der erste in der Schlange müsste spätestens drei Stunden vor Landung geweckt werden. Laut Befragungen ziehen es die Passagiere vor, in einer speziellen Lufthansa Lounge direkt nach der Landung zu duschen – und sich derweil das Hemd aufbügeln zu lassen.

Neue Business-Class

Nach dem Start der neuen First Class im A380 beginnt für die Kabinenplaner die Arbeit von vorn. Alle neuen Langstrecken-Flugzeuge bekommen die neue First Class, und ab dem kommenden Frühjahr werden die Sitze sukzessive in die bestehende Interkontinental-Flotte eingebaut und dem jeweiligen Flugzeugtyp angepasst. Körfgens aktuell größtes Projekt ist jedoch die neue Businessclass. Sie soll im kommenden Jahr starten, wenn Lufthansa die ersten Großraumflugzeuge vom Typ Boeing 747–8I in Betrieb nimmt. Die Sessel entwickelt Körfgen mit dem gleichen Aufwand wie dem für die teuersten Plätze. Ein wesentlicher Wunsch der Businessclass-Passagiere: eine vollständig ebene Liegefläche mit ausreichender Länge und Breite auch für großgewachsene Menschen. „Das werden wir umsetzen.“

Und hoffen, dass die Vielflieger diesmal nicht nur vor, sondern auch in der Kabine aufgekratzt und begeistert sind.

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