Luxusprodukte Was Delikatessenhändler Dallmayr anders macht

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Attraktion Lukullusbrunnen: Lebende Krebse paddeln im Wasser Quelle: Andreas Pohlmann für WirtschaftsWoche

Während Familie Randlkofer den feinen Shop samt Gourmetrestaurant und -Catering hütet, beackern die Willes die Kaffeesparte und das Automatengeschäft. Die Unterschiede sind eigentlich Dynamit für das Kaffeekränzchen der beiden Altvorderen: 37 Millionen Euro Edel-Umsatz stehen 573 Millionen Massen-Euro gegenüber, 300 Feinkostkräfte kommen auf 1900 Leute im Snack&Bohnen-Reich. Doch Randlkofer und Wille wiegeln ab: Die Familien seien gleichberechtigt, wichtige Entscheidungen würden gemeinsam getroffen, heißt es. Dabei ist Familie Wille gerade erst an Bord gekommen – zumindest nach dallmayrschen Maßstäben.

Ende des 19. Jahrhunderts hatten Anton und Therese Randlkofer in München einen kleinen Lebensmittelhandel von Alois Dallmayr übernommen, den Namen beibehalten und so den Grundstein der Delikatessendynastie gelegt. Nach dem Tod ihres Mannes verzückte Witwe Randlkofer die Schlossküchen des Reichs mit so exotischen Früchten wie Bananen und Lychees und heimste nach und nach 14 Hoflieferanten-Titel ein.

1933 heuerte dann der junge Bremer Kaufmann Konrad Werner Wille in -München an, um den Kaffeehandel aufzubauen. Doch es sollte bis Mitte der Achtzigerjahre dauern, ehe Dallmayr zum großen Sprung ansetzte: Alle Marketingausgaben wurden auf Prodomo konzentriert. Und der Kaffeehandel, bis dahin auf Bayern beschränkt, wurde aus dem Gesamtunternehmen herausgelöst, um mit dem Nestlé-Konzern als Vertriebspartner den gesamten deutschen Markt zu erobern.

Ruf des Feinkosthauses strahlt auf die Kaffeesparte ab

Tatsächlich scheint die bajuwarisch-hanseatische Melange einträglich zu harmonieren. Der Ruf des Feinkosthauses strahlt auf die Kaffeesparte ab, die sich in guten Zeiten mit hohen Erträgen revanchiert. Die Kaffeereklame wiederum, in der seit 30 Jahren das Dallmayr-Haus zu sehen ist, lockt Kundschaft nach München. Von dort geht’s oft zurück ans Supermarktregal. „Der Laden ist sicher auch ein Scharnier“, sagt Randlkofer. Beim Kaffeekauf würden sich die Kunden „ an den Besuch im Delikatessenhaus erinnern“. Falls sie je Volker Meyer-Lücke kennengelernt haben, ganz bestimmt. Der Mann taugt als James-Bond-Ersatz. Dezenter Anzug, smarter Auftritt, perfekte Manieren – wenn nur das Schlürfen nicht wäre.

Grafik: Umsätze der Dallmayr-Sparten

Meyer-Lücke greift in der Probierküche zu einer Kelle, saugt lautstark den lauwarmen Sud ein und spuckt das schwarze Destillat anschließend in einen Blechnapf. Ein Dutzend Tassen schafft er so in wenigen Minuten. Meyer-Lücke ist der Kaffee-Chefeinkäufer von Dallmayr. Mischungen, die der Experte für gut befindet, landen später im Handel.

Zugleich muss Meyer-Lücke die Märkte im Blick behalten. „Die Preise werden nicht mehr nur von Dürren oder Frost bestimmt”, sagt er. Heute investieren milliardenschwere Fonds in den Agrarrohstoff. Hinzu kommen politische Unwägbarkeiten. Dallmayr bezieht den Rohkaffee großteils aus dem Krisenland Äthiopien.

Vor einem halben Jahrhundert tourte Willes Vater auf Eselsrücken durch das ostafrikanische Land und brachte Kaffeebohnen mit in die Heimat. Heute ist Kaffee der wichtigste Exportartikel Äthiopiens und Dallmayr einer der wichtigsten Abnehmer. Eine Million Säcke Rohkaffee importierte das Haus im Geschäftsjahr 2008/09 und produzierte daraus 48 000 Tonnen Röstkaffee. Nicht nur Prodomo. Auch die Gastronomiemarken Azul und Heimbs gehören dazu. Dallmayr verkauft Kaffee-Pads und Espressobohnen, entkoffeinierte und naturmilde Sorten.

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