Magna-Technikchef über Elektromobilität "Ernst nehmen, was wie Zukunft aussieht"

Seite 2/2

Müsste nicht die vorhandene Förderung konzentriert werden? Fast jedes Bundesland hat derzeit eigene Feldversuche.

Die Frage ist berechtigt. Derzeit laufen die Versuche einzelner Städte und Länder völlig losgelöst voneinander. Eine Konzentration ist da erforderlich.

Ist das Ziel, bis 2020 eine Million Elektroautos in Deutschland auf die Straße zu bringen, bei so viel Testerei realisierbar?

Das Ziel ist richtig. Aber es ist auch notwendig, einen Markt für solche Autos zu schaffen. Ich muss den Wunsch der Kunden wecken, ein Elektroauto zu fahren – sonst läuft es nicht. Wir brauchen ein tragfähiges Geschäftsmodell für Elektroautos. Das bedarf es noch einiger Überlegungen.

Hat die Autoindustrie überhaupt ein Interesse, möglichst viele Elektromobile auf die Straße zu bekommen, die Investitionen in herkömmliche Antriebe entwerten?

Verbrennungsmotoren und die darauf basierenden Geschäftsprozesse werden noch einige Zeit Bestand haben. Das Elektroauto verändert aber etablierte Geschäftsprozesse. Deshalb sollte die Autoindustrie die Chance wahrnehmen und Prozesse trainieren und entwickeln, solange der Markt noch begrenzt ist.

Woran denken Sie?

Renault-Nissan treibt die Elektromobilität signifikant voran, und auch BMW wagt sich mit dem elektrogetriebenen Megacity Vehicle weit vor. Das neue Geschäftsmodell parallel anzugehen braucht Mut, aber es wird den Konzernen eine Menge Erfahrungen und Kenntnisse über die Technologie und den Kunden von morgen bringen. Natürlich kostet das eine Menge Geld. Aber das Risiko ist aufgrund der kleinen Stückzahlen begrenzt.

Bei Siemens hieß es nach der Rekordfahrt eines E-Mobils von München nach Berlin, die Industrie habe kein Interesse an Autos mit großer Reichweite. Stimmt das?

Die Aussage kann ich mir so nicht vorstellen. Offenheit gegenüber neuen Ideen ist gefragt. Elektrische Speicher im Fahrzeug wie etwa Batterien sind derzeit eine im wissenschaftlichen Sinne „unreife“ Technologie. Deshalb ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass in Startups oder völlig anderen Bereichen Ideen generiert werden, die zum Erfolg führen können. In dieser Phase müssen wir alles ernst nehmen, was nach Zukunft aussieht.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%