Marco Fuchs im Interview "Wir sind zu klein"

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Marco Fuchs, Firmenschef des Satellitenbauers OHB Quelle: Pressefoto

Was wird jetzt aus Ihrem Luftfahrtgeschäft ohne die Airbus-Werke?

Wir sind gegenwärtig mit unseren Aktivitäten bei der MT-Aerospace zu klein und wollen zukaufen. Wir wollen schon ein größerer Akteur werden. Doch momentan gibt es nichts Konkretes.

Wachstumschancen bietet vor allem die Raumfahrt – die EU schreibt die Aufträge für die noch fehlenden Satelliten des europäischen Navigationssystems Galileo neu aus. Ist das eine Chance für Sie?

Ja. Bisher hat der Rahmenkonsortialvertrag der EADS-Tochter Astrium mit Thales einen Wettbewerb ja praktisch ausgeschaltet, weil beide das Projekt ohne Ausschreibung bekommen sollten. Nun sind wir die Alternative.

Sie wollen also ein eigenes Angebot vorlegen?

Ja, für alle 26 Satelliten und auch mögliche Einzeltranchen.

Haben Sie überhaupt eine Chance gegen die Großen?

Ja, denn wir können einen sehr attraktiven Preis bieten. Jetzt gibt es einen europaweiten Wettbewerb nach EU-Vergaberecht, beaufsichtigt von der europäischen Raumfahrt-Agentur ESA. Die sorgt für Konkurrenz. Damit will sie ein Szenario wie beim Transrapid verhindern, wo jahrelang nur geredet wurde und am Ende die Industrie als Monopolist den Preis verdoppelt hat.

Und wenn Sie den Zuschlag nicht bekommen?

Dann haben wir durch unser Konkurrenzangebot wenigstens den europäischen Steuerzahlern viel Geld gespart.

Zu Ihrem Konsortium gehört die britische Satelliten-Firma SSTL, die aber gerade ausgerechnet von Ihrem Hauptkonkurrenten, der EADS-Raumfahrttochter Astrium, geschluckt worden ist. Verlieren Sie damit nicht Ihren Partner?

Die Übernahme ist schon bemerkenswert. Wir hören sowohl von SSTL selbst als auch von Astrium, dass SSTL autonom bleibt und weiter mit uns arbeiten kann. Solange das der Fall ist, werden wir jedenfalls kein wettbewerbsrechtliches Verfahren starten. Aber wir sind natürlich nicht naiv und werden das genau beobachten.

Warum haben Sie nicht selbst gekauft?

Das war so teuer, dass es sich zu unseren Grundrechenarten nicht gelohnt hätte.

Was tun Sie, wenn SSTL doch aus dem Konsortium aussteigt?

Der Arbeitsanteil der SSTL ist technisch anspruchsvoll, aber nicht unersetzbar.

Wer gehört noch zu Ihrem Konsortium?

Kann ich Ihnen nicht sagen. Sonst werden die am Ende auch weggekauft (lacht).

Galileo hat heute fünf Jahre Verspätung. Kann das Programm trotz der Neuausschreibung wie geplant 2013 in Betrieb gehen?

Ja, wenn die Auftragsvergabe noch 2008 erfolgt. Es wird allerdings sportlich.

Sie arbeiten sehr oft mit Thales zusammen. Sind Sie eine Art U-Boot der Franzosen?

(lacht) Nein, wir kooperieren bei verschiedenen Projekten, teilweise weil wir schon früher mit Raumfahrtfirmen kooperierten, die wie Alenia und Alcatel jetzt zu Thales gehören oder mit denen eine Partnerschaft haben. Das ist nur natürlich, denn im Satellitengeschäft teilt sich die Welt weitgehend zwischen Thales und Astrium. Aber wir arbeiten auch gerne mit Astrium zusammen. Zum Beispiel bei der Ariane-5-Weltraumrakete oder bei nationalen Projekten für die Bundeswehr oder die Deutsche Raumfahrtagentur DLR. Übrigens stehen wir auch mit Thales of in hartem Wettbewerb, zurzeit ist das gerade bei Satellitenausschreibungen in der Türkei und Kasachstan der Fall.

Reicht das Raumfahrtgeschäft, um auf Dauer zu wachsen?

Ja, der Raumfahrt geht es zurzeit sehr gut. Wir arbeiten an dem ARTES-11 genannten Projekt eines neuen Telekommunikationssatelliten. Außerdem haben wir gute Aussichten beim nächsten Paket der Ariane 5. Beides sollte in diesem Sommer kommen. Doch wir schauen uns auch nach Akquisitionen um.

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