Martin Weckwerth von Permira im Interview „Wir zwingen niemanden“

Der Vertreter des Investors Permira im Hugo-Boss-Aufsichtsrat über die Turbulenzen beim Modekonzern.

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Jeans-Hosen des Modekonzerns Quelle: dpa

WirtschaftsWoche: Herr Weckwerth, Sie vertreten den Finanzinvestor Permira im Aufsichtsrat von Hugo Boss und zwingen das Unternehmen dazu, 450 Millionen Euro an die Aktionäre auszuschütten. Wäre weniger nicht mehr gewesen?

Weckwerth: Also, wir zwingen niemanden. Nach deutschem Aktienrecht schlägt der Vorstand die Dividende vor.

Sie halten 88 Prozent der Stimmrechte und werden auf der Hauptversammlung die Ausschüttung durchwinken und so einen Gutteil der Übernahme refinanzieren.

Mit Dividenden kann man eine Übernahme dieser Größenordnung nicht finanzieren. Wir wollen den Unternehmenswert von Hugo Boss langfristig steigern. Das funktioniert nur bei einem gesunden Unternehmen. Auch die anderen Aktionäre profitieren. Von der Dividende gehen 250 Millionen Euro an die Valentino Fashion Group für die Tilgung eines Kredits.

Sie meinen den 2,4 Milliarden-Euro-Kredit für die Übernahme der Boss-Mutter Valentino?

Richtig. Es geht dabei nicht darum, unseren Investoren eine schnelle Rückzahlung zu bescheren, sondern einen Teil der Finanzierung zurückzuführen.

Mit wie viel Eigenkapital gehen Sie ins Risiko?

Wir haben gemeinsam mit Partnern rund 1,5 Milliarden Euro investiert, das ist eine solide Finanzierung. Zu den Partnern gehört unter anderem die Marzotto-Familie.

Marzotto hat früher die Boss-Mutter Valentino kontrolliert. Boss selbst hat sich noch eine Kreditlinie über 750 Millionen Euro gesichert. Wozu?

Zum einen für die geplante Akquisition, zum anderen, um die finanzielle Flexibilität für das Unternehmen zu garantieren.

Flexibilität auch für eine weitere Sonderausschüttung?

Es geht vor allem um den möglichen Kauf einer Modemarke. Banken stellen eine Kreditlinie in dieser Höhe in der Regel zweckgebunden. Und um es ganz klar zu sagen: Unsere Finanzierung steht auch ohne etwaige Sonderausschüttungen.

Die geplante Ausschüttung hat für Aufruhr gesorgt. Boss-Vorstandschef Bruno Sälzer und ein weiterer Vorstand sind gegangen, Aufsichtsratschef Guiseppe Vita geht im Juni.

Aber nicht wegen der Dividende. Auch die Arbeitnehmervertreter haben mehrfach öffentlich gesagt, dass sie die Höhe der Ausschüttung für vertretbar halten. Guiseppe Vita hat ein weiteres Mandat bei einer italienischen Bank angenommen. Er hatte schon vor Monaten signalisiert, das Amt niederlegen zu wollen. Bei Herrn Sälzer waren wir grundsätzlich anderer Auffassung von der Geschäftspolitik.

Permira kommt, die Boss-Führung geht. Das soll alles nur Zufall sein?

Bruno Sälzer hat Hugo Boss auf Kurs gebracht. Aber Hugo Boss hat seine eigenen Stärken, und daran wollen wir anknüpfen. Wir verfolgen einen evolutionären Kurs und unterstützen die Wachstumsstrategie des Vorstandsteams. Es gibt noch große Potenziale in Asien, bei der Damenmode und den eigenen Shops. Wir orientieren uns an Wettbewerbern wie Burberry oder Ralph Lauren. Ziel ist es, stärker als der Modemarkt, der jährlich sieben bis acht Prozent zulegt, zu wachsen.

Wann steigen Sie bei Hugo Boss wieder aus?

Eine solche Strategie braucht Zeit. Wir wollen wenigstens vier bis fünf Jahre an Bord bleiben. In der Zeit wollen wir mehr investieren als je zuvor in der Unternehmensgeschichte.

Kleinaktionäre und Mitarbeiter befürchten, dass Sie sich 2009 wieder eine Sonderdividende genehmigen.

Zeigen Sie mir einen Aufsichtsrat, der langfristige und verbindliche Dividendenprognosen abgibt. Das kann und darf er nicht. Unsere Finanzierung hängt nicht von künftigen Sonderdividenden ab.

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