Merck, Intel, Under Armour US-Manager bieten Trump die Stirn

Merck, Intel, Under Armour: Aus Protest gegen Trumps Verharmlosung der Charlottesville-Attacke ziehen sich immer mehr Manager als Berater des US-Präsidenten zurück. Auch eine späte Reaktion Trumps ändert daran nichts.

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Der CEO von Merck und Co (Mitte) neben Donald Trump: Frazier trat aus Protest gegen Trump aus einem Beratergremium des Präsidenten zurück. Quelle: AP

Kenneth Frazier tritt als Berater von Donald Trump zurück. Der Chef von Merck & Co, dem zweitgrößten Pharmakonzern der USA, kritisiert den Präsidenten für seine Haltung bei den Ausschreitungen bei Demonstrationen von Ultrarechten am vergangenen Wochenende. Als „Vorstandschef“ und „aus persönlichem Gewissen“ müsse er sich „gegen Intoleranz und Rassismus“ stellen.

Für Aufsehen in der amerikanischen Geschäftswelt sorgt die Reaktion von Trump. Nur kurze Zeit nach dem Rücktritt griff er Frazier auf Twitter an: „Jetzt hat er mehr Zeit, die betrügerischen Preise von Medikamenten zu senken“.

Einige Stunden später beugte sich Trump aber dem Druck: Nach einem Treffen mit dem FBI-Chef Christopher Wray und Justizminister Jeff Sessions verurteilte er explizit die ultrarechten Parteien, was er zuvor nicht getan hatte: „Rassismus ist böse“, schrieb der Präsident. „Wir sind eine Nation, die auf der Wahrheit gebaut ist, das wir alle gleich geschaffen sind“. Der Seitenhieb auf Frazier basiert auf einer Vorgeschichte.

Seit einigen Jahren steigen die Preise für verschreibungspflichtige Medikamente in den USA. Das Thema machte sich Trump im Wahlkampf zu eigen. Pharmakonzerne würden „mit Mord davon kommen“, sagte er im vergangenen Januar, kurz vor seinem Amtsantritt als Präsident. Trotzdem berief er Frazier ins American Manufacturing Council, das den Präsidenten über Arbeitsplätze und Initiativen in der verarbeitenden Industrie der USA berät.

Merck & Co gilt mit knapp 40 Milliarden Dollar Umsatz als eines der angesehensten Unternehmen der Branche. Als Manager besitzt Frazier einen guten Ruf, er gilt als Chef, der mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg hält. Auf Presseterminen saß er oft direkt neben Trump, was eine gewisse herausgestellte Position in dem Beraterkreis des Präsidenten andeutete.

Mit Frazier verliert Trump nicht den ersten CEO

Der Manager verkörpert den amerikanischen Traum, kommt er doch aus einfachen Verhältnissen. Der Vater des Afro-Amerikaners arbeitete als Hausmeister. Seine Mutter starb, als er zwölf Jahre alt war.

Gegen alle Widrigkeiten setzte sich Frazier durch. Er studierte Jura an Harvard, wurde Partner in einer Anwaltskanzlei in Philadelphia. 1992 wechselte er zu Merck & Co, dem zweitgrößten Pharmakonzern der USA mit knapp 40 Milliarden Dollar Umsatz. Der Jurist stieg im Konzern auf, wurde 2011 Vorstandschef und Chairman.

Mit Frazier verlor Trump nicht den ersten CEO – und auch nicht den letzten: In der Nacht zum Dienstag haben zwei weitere Konzernchefs ihren Dienst in einem Beratergremium des Präsidenten quittiert – auch aus Protest gegen dessen Reaktion auf die rechtsextreme Gewalt in der US-Stadt Charlottesville. Auf Frazier folgten jetzt die Unternehmenslenker von Intel und Under Armour, Brian Krzanich und Kevin Plank.

Die beiden Vorstandschefs teilten ihren Rückzug aus einem Gremium, das den Präsidenten in Industriefragen berät, via Firmenblog beziehungsweise Twitter mit. „Ich trete zurück, weil ich Fortschritte machen möchte, während viele Leute in Washington mehr damit beschäftigt zu sein scheinen, jeden zu attackieren, der nicht mit ihnen übereinstimmt“, begründete Krzanich seinen Schritt.

Im vergangenen Juni kehrten sowohl Bob Iger vom Medienkonzern Disney als auch Elon Musk von Elektroautohersteller Tesla Trump den Rücken, als er aus dem Pariser Klimaabkommen austrat. Travis Kalanick verließ bereits im Februar aus Prostest das Weiße Haus, noch bevor er als Chef des Fahrdienstes Uber zurücktrat.

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