Merkel-Reise nach Washington Was die Dax-Bosse Donald Trump sagen sollten

Deutsche CEO wie Siemens-Boss Joe Kaeser und Harald Krüger von BMW begleiten Kanzlerin Merkel auf ihrem Trip in die USA. Sie täten gut daran, Präsident Trump einige Fakten zur Wirtschaftslage zu vermitteln. Eine Analyse.

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Der Siemens-Chef begleitet Angela Merkel auf ihre USA-Reise. Quelle: AFP

Düsseldorf Angela Merkel trifft am Freitag erstmals persönlich auf Donald Trump. Viel ließ sich die Kanzlerin im Vorfeld nicht entlocken, was sie dem US-Präsidenten bei ihrem verschobenen Besuch sagen will. Und das ist auch gut so. Denn das direkte Vier-Augen-Gespräch mit dem streitbaren Staatschef ist immer noch sehr viel besser, als wenn beide Regierungschefs übereinander reden.

Doch was könnten BMW-Chef Harald Krüger, Siemens-Vorstandschef Joe Kaeser, Schaeffler-Boss Klaus Rosenfeld und einige andere Vorstandschefs, die Merkel auf ihrer heiklen Mission begleiten, vorbringen?

Vermutlich werden sie zunächst wohlwollend und staatstragend auf die jahrzehntelange enge Partnerschaft ihrer Unternehmen in beiden Staaten verweisen. Sie werden selbstverständlich nicht abstreiten, dass Deutschland Jahr für Jahr Waren im Wert von rund 100 Milliarden Euro in die USA ausführen. Und, ja, sie werden pflichtschuldig einräumen, dass deutsche Firmen gemessen and der Wirtschaftskraft beider Länder sehr viel mehr Waren in den USA verkaufen, als die Amerikaner dies in Deutschland je erreichten.

Aber Krüger & Co. sollten zugleich auch selbstbewusst darauf verweisen, dass 4000 deutsche Unternehmen in den USA Standorte haben und dort jährlich über 400 Milliarden Euro umsetzen. Und das nicht mit deutschen, sondern mit einer dreiviertel Million amerikanischen Angestellten. Allein BMW baute im vergangenen Jahr in den USA 400.000 Autos. Das Werk in Spartanburg in South Carolina, wo fast alle Geländewagen der x-Reihe produziert werden, ist inzwischen der weltweit größte Produktionsstandort der Münchener.

Über 100.000 Arbeitsplätze hat die deutsche Autoindustrie in den USA geschaffen. Bei BMW, Daimler und VW arbeiten rund 35.000 Amerikaner, hinzu kommen über 70.000 Beschäftigte bei vielen Zulieferern, die sich im Umfeld von Spartanburg, Chattanooga (Volkswagen) und Tuscaloosa (Daimler) angesiedelt haben. Nicht auszudenken, was die Gouverneure dieser US-Bundesstaaten sagen würden, wenn Trump den Deutschen künftig das Leben schwer macht und diese daraufhin ihr Engagement zurückfahren.


Der freie Handel hilft auch US-Konzernen

Denn noch immer steht die Drohung Donald Trumps und seines Sprechers im Weißen Haus, Sean Spicer, im Raum, Steuern auf Importe aus Ländern zu erheben, mit denen die USA ein Handelsbilanzdefizit haben. Gemeint sind vor allem China und eben Deutschland. Kommt die befürchtete 20-Prozent-Steuer, dann entstünde ein „Strafzoll“ für deutsche Exporte in Höhe von rund 20 Milliarden Euro jährlich.

Das ergibt sich aus den 20 Prozent von der Exportsumme in Höhe von 100 Milliarden Euro. Vorausgesetzt, deutsche Produkte, wie etwa die in Mexiko von Beiersdorf produzierte und von dort in amerikanische Läden verkaufte Nivea-Creme, sind dann überhaupt noch wettbewerbsfähig.

Am stärksten betroffen wären von solchen Zöllen Fahrzeuge und Kraftwagenteile, die deutsche Firmen im vergangenen Jahr im Wert von über 35 Milliarden Euro in den USA verkauften. An zweiter Stelle stehen mit rund 17 Milliarden Euro die Maschinenbauer mit Getrieben, Gebläsen, Pumpen, Verdichtern bis hin zu Schrauben, wie sie in den USA nicht mehr produziert werden. Hier wären vor allem mittelständische deutsche Firmen betroffen, die nicht so leicht wie Siemens, Bayer & Co. neue Standorte in den USA errichten können.

Ganz wichtig wäre schließlich der Hinweis von Krüger, Rosenfeld & Co, dass in den vergangenen Jahrzehnten noch nie jemand davon profitiert hat, wenn ein Land neue Grenzen, Import- oder Strafzölle einführt. Vor allem nicht derjenige, der diese neuen Handelsbeschränkungen erlassen hat.

Denn der freie Handel hilft allen freien Staaten und seinen Unternehmen. Übrigens auch den vielen amerikanischen Firmen in Deutschland um IBM, General Electric und Esso mit seinen 1000 Tankstellen. Allein der Online-Händler Amazon beschäftigt mehr als 10.000 Menschen in Deutschland. Die 50 größten US-Firmen in Deutschland erwirtschaften hierzulande fast 200 Milliarden Euro Umsatz. Niemand dürfte daran interessiert sein, so viele gegenseitige Vorteile aufs Spiel zu setzen.

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