Millionenmarkt Marathon Wer an den Marathon-Läufern verdient

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Grafik: Die größten deutschen Marathon-Läufe

Mitunter steigt die Verdienstmöglichkeit sogar während des Rennens. Laufexperte Franke erinnert sich an einen kenianischen Tempomacher beim Berlin Marathon, der bei Kilometer 25 aussteigen wollte. Der Manager, erzählt Franke, rief dem Läufer zu, dass er eine Extra-Prämie für jeden weiteren Führungskilometer bekommen würde: "Der lief dann noch bis Kilometer 30 weiter."

Das Gros der Läufer zahlt für das kräftezehrende Vergnügen. Schließlich fällt nicht nur das Startgeld an; auch Ausrüstung und Ernährung müssen stimmen.

Auf den zahlreichen Marathon-Messen rund um die großen Läufe buhlen Unternehmen um die Gunst der Läufer. Tourismusveranstalter legen ihre Prospekte für Marathon-Reisen nach New York, London oder Mallorca aus. Konzerne wie PepsiCo (Gatorade) oder Coca-Cola (Powerade) bieten isotonische Sportlergetränke oder Powerriegel feil.

Ambitionierte Hobbyläufer können sich in diversen Marathon-Ratgebern Tipps für ihre Fitness holen, etwa von Wessinghage oder dem mehrfachen Marathon-Olympiateilnehmer Manfred Steffny. Wer es lieber lustig mag, liest die Lauferlebnisse von "Achim Achilles". Etwa 6000 Titel führt Amazon.de zum Thema Marathon.

Asics ist die Nummer eins im Laufgesschäft

Den meisten Platz auf den MarathonMessen nehmen die Hersteller von Laufschuhen ein. Der japanische Sportkonzern Asics ist bei Wettkampfschuhen mit mehr als 40 Prozent Marktanteil die unangefochtene Nummer eins. Dahinter folgen Adidas und Nike. Puma will spätestens zu den Olympischen Spielen 2012 in London Anschluss finden an die Spitzengruppe.

Hinter den Schwergewichten finden auch Marken wie New Balance, Brooks, Saucony (alle USA) und Mizuno (Japan) ihre Fans. Läufer gelten als konservativ: Haben sie einmal den passenden Schuh gefunden, halten sie ihm die Treue. 300 Millionen Euro macht der Markt für Laufschuhe in Deutschland pro Jahr aus.

Auch Neulinge mischen das Feld auf – wie etwa die Brüder Lars und Ulf Lunge, die in Hamburg und Berlin Laufsportgeschäfte betreiben. Anders als bei Adidas und Puma stammen die Lunge-Latschen nicht aus Asien, sondern aus einem Kuhstall in Brandenburg. In dem umgebauten Ziegelbau fertigen die Brüder mit knapp 15 Mitarbeitern ein paar Tausend Paar Schuhe pro Jahr – ein Klacks im Vergleich zu den Produktionszahlen der Riesen. Mit 200 Euro sind die Schuhe auch deutlich teurer. Dafür versprechen die Lunges ihren Kunden, dass die Laufschuhe länger halten.

Mit einen speziellen Konzept ist auch die Familienfirma Bär aus Bietigheim-Bissingen bei Stuttgart dabei. Bär, eigentlich ein Spezialist für Bequemtreter, stattete den deutschen Extremläufer Achim Heukemes für den berüchtigten Badwater Ultramarathon im kalifornischen Death Valley mit dem High Performance 2.5 aus. Der Laufschuh unterscheidet sich schon optisch von anderen Modellen: Der Vorderfußteil ist breiter. So hätten die Zehen mehr Freiheit, erklärt Firmengründer Christian Bär.

Derart ausgerüstet machte sich Heukemes auf die 217 Kilometer lange Strecke – die fünffache Marathondistanz. Er überwand 4000 Höhenmeter und schwitzte bei bis zu 52 Grad Celsius. Nach etwas mehr als 33 Stunden kam er als 14. ins Ziel.

Am Ende der Leiden zeigten seine Füße keine Blasen. "Andere Läufer verbrauchen beim Lauf durch die Mojave-Wüste im Durchschnitt zehn Paar Schuhe", sagt Bär und grinst. Bei bis zu 80 Grad Bodentemperatur verbogen sich schon manchem Läufer die Sohlen oder für die Dämpfung gedachte Gelkissen. Heukemes dagegen kam mit einem Paar aus.

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