Beluga Ex-Reeder Stolberg gesteht Fehler vor Gericht ein

Mit Fälschungen in den Bilanzen und Geschäften über Briefkastenfirmen in Panama soll Niels Stolberg den Niedergang der Schwergutreederei Beluga herbeigeführt haben. Im Prozess hat er nun ein Teilgeständnis abgelegt.

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Niels Stolberg, Ex-Beluga-Chef, werden mehrfacher Betrug und Untreue vorgeworfen. Quelle: dpa

Bremen In einem der größten Wirtschaftsstrafprozesse der Schifffahrtsbranche hat Ex-Reeder Niels Stolberg ein Teilgeständnis abgelegt. Der Gründer der 2011 insolvent gegangenen Schwergutreederei Beluga räumte ein, Bilanzen durch Scheinumsätze gefälscht zu haben. „Mir ist völlig klar, dass dieses Verhalten unzulässig war“, sagte Stolberg am Mittwoch vor dem Landgericht Bremen.

2009 flossen nach seinen Angaben über drei Briefkastenfirmen in Panama erhebliche Scheinumsätze in die Bilanz von Beluga, die seinerzeit zu den Weltmarktführern im Schwerguttransport zählte. Die falschen Bilanzen für 2009 und das erste Quartal 2010 seien auch dem späteren US-Investor Oaktree vorgelegt worden. „Diese Vorwürfe treffen eindeutig zu“, sagte Stolberg.

Den Vorwurf der Kreditfälschung bei der Finanzierung von Schiffsneubauten wies Stolberg aber im Gegensatz zu einem mitangeklagten früheren Manager vehement zurück. Den Banken sei kein Schaden entstanden. Er habe sich nie persönlich bereichert und auch niemanden schädigen wollen, sagte Stolberg. Er kritisierte, die Anklage habe es sich in diesem Punkt zu einfach gemacht.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Ex-Reeder vor, er habe überhöhte Rechnungen der niederländischen Werft Volharding vereinbart und so höhere Darlehen bekommen. Stolberg bestätigte zwar, seine Reederei habe die überhöhten Rechnungen in Millionenhöhe bezahlt. Sie wurden aus Eigenkapital einer Beluga-Gesellschaft beglichen, allerdings überwies die niederländische Werft den größten Teil des Geldes wieder zurück.

„Diese Rückzahlung konnte ich dann in der nächsten Gesellschaft erneut als Eigenkapital einsetzen. Ich habe alle Gelder immer reinvestiert“, erläuterte Stolberg. Er betonte, dies sei branchenübliche Praxis gewesen.

Er sei davon ausgegangen, dass die „Volharding-Tangente“ den Banken, die hervorragend an der Finanzierung verdient hätten, bekannt gewesen sei.

Beluga arbeitete bei Dutzenden Schiffsneubauten neben Volharding auch mit Werften in China zusammen.

Ein mitangeklagter früherer Beluga-Manager, der auch für Schiffsfinanzierungen zuständig war, sprach dagegen von einem „kriminellen System“ bei Beluga. Die Anklage wegen Kreditbetruges sei im Grundsatz „korrekt“, weil die von Volharding gestellten Rechnungen nicht den erbrachten Leistungen entsprochen hätten.

Der Manager schilderte Stolberg als einen Chef, der nach dem Prinzip „Zuckerbrot und Peitsche“ geführt habe.

Stolberg sagte mit Blick auf die drei mitangeklagten Ex-Beluga- Mitarbeiter, diese hätten nach seinen generellen Vorgaben und seinem Willen gehandelt. Auch wenn er nicht mit allen Details befasst gewesen sei, trage er die Verantwortung. „Ich stand als Kapitän auf der Brücke bei Beluga“, bekräftigte Stolberg.

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