Biolebensmittel Ökopioniere auf Nachfolgersuche

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"Wir sind offener gegenüber Dingen, die bislang tabu waren"

Die Industrialisierung der Biobranche beschäftigt die gesamte junge Generation an Bioproduzenten. „Wir haben großen Respekt vor den Leistungen der Pioniere, suchen aber auch nach unserem eigenen Weg“, sagt Fabian Breisinger, Vorstandsmitglied des Branchenverbands Assoziation Ökologischer Lebensmittelhersteller. Sie teilen die Werte der Eltern, interpretieren sie jedoch zum Teil anders.

Diese Fleischersatzprodukte fallen durch

Breisinger hat selbst den Betrieb seines Vaters übernommen. „Wir sind offener gegenüber Dingen, die bislang tabu waren.“ Zum Beispiel würden sie eher mit konventionellen Herstellern zusammenarbeiten und außerdem den Hype von veganen oder Convenience-Produkten nutzen. Diese Öffnung sei natürlich auch eine Gefahr, weil sie sich vielleicht nicht mehr klar genug abgrenzten. „Letztlich geht es aber immer um hohe Lebensmittelqualität, und das hat Bio ja auch groß gemacht“, sagt Breisinger.

Die Jungen setzen auf Wachstum

Mit seinem Betrieb, dem All Organic Trading Handelsunternehmen in Kempten, zeigt der 35-jährige Allgäuer, wie viel Schwung die neue Generation der Branche verleihen kann. Sein Vater handelte mit Ölen und Fetten, unter dem Junior sind Proteine dazugekommen. Die werden etwa genutzt, um vegetarische Wurst und Fleischersatz herzustellen – Zeitgeistprodukte, die mittlerweile in jedem Supermarkt zu finden sind. Seit er das Zepter im Jahr 2011 übernahm, habe sich der Umsatz seines Unternehmens verdoppelt, sagt Breisinger. „Anders als mein Vater musste ich die Firma nicht aufbauen“, sagt der Jungunternehmer. „Dadurch blieb Kraft, neue Dinge anzustoßen.“

Für den Ölmüller Werner Baensch ist es ein „großes Glück“, dass sein Sohn die Firma übernommen hat und vielleicht sogar noch seine Tochter einsteigt. An einem heißen Spätsommertag steht er im großen Schaugarten vor der Ölmühle und versucht seinen im Birnbaum gelandeten Papagei einzufangen. Er freut sich auf die Dinge, für die er nun mehr Zeit hat: den Garten erweitern, malen, reisen. Und um sich um seine Passion zu kümmern, die Nutzung der Kokosfrucht: „Da gibt es noch einiges zu entwickeln.“

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