Die Industrialisierung der Biobranche beschäftigt die gesamte junge Generation an Bioproduzenten. „Wir haben großen Respekt vor den Leistungen der Pioniere, suchen aber auch nach unserem eigenen Weg“, sagt Fabian Breisinger, Vorstandsmitglied des Branchenverbands Assoziation Ökologischer Lebensmittelhersteller. Sie teilen die Werte der Eltern, interpretieren sie jedoch zum Teil anders.
Diese Fleischersatzprodukte fallen durch
Das Naturgut Bio-Veggie Schnitzel von Penny erhält die Note „mangelhaft“. Der Mineralölanteil ist sehr stark erhöht. Auch der Test auf Inhaltsstoffe fiel mangelhaft aus.
Quelle: Ökotest
Die Hackbällchen von Veganz wurden ebenfalls mit „mangelhaft“ bewertet. Auch bei ihnen ist der Mineralölanteil sehr stark erhöht.
Die vegetarische Fleischwurst des Reformhauses Eden erhält die Note „ungenügend“. Der Salzgehalt wie der Mineralölgehalt sind zu hoch.
Ebenfalls mit „ungenügend“ bewertet wurden „Valess Filet“ von Friesland Campina. Der Mineralölanteil ist erhöht. Zudem enthält das Produkt umstrittene Inhaltsstoffe.
Die vegetarischen Schnitzel Wiener Art von Real lassen die Ökotester auch durchfallen. Grund: Stark erhöhter Mineralölanteil, umstrittene Inhaltsstoffe und ein zu hoher Salzgehalt.
Die Döner-Chunks mit Würzmarinade von Like Meat beinhalten zu viel Mineralöl und umstrittene Inhaltsstoffe wie Eisen und Zink.
Das Schnitzel Wiener Art von Topas ist mit Hefeextrakt angereichert, enthält zu viel Salz und einen sehr stark erhöhten Mineralölanteil.
Die Viana Veggiefresh Bratwurst mild des Herstellers Tofutown wird auch mit „ungenügend“ bewertet. Der Salzgehalt ist erhöht und die Wurst weist einen sehr stark erhöhten Mineralölanteil auf.
In der Veggie-Bratwurst von Taifun fanden die Tester gentechnisch veränderte Soja-DNA.
Heirlers „Wie Salami, vegetarisch“ fällt ebenfalls durch. Grund: Hefeextrakt, ein deutlich erhöhter Salzgehalt und ein sehr stark erhöhter Mineralölanteil.
Breisinger hat selbst den Betrieb seines Vaters übernommen. „Wir sind offener gegenüber Dingen, die bislang tabu waren.“ Zum Beispiel würden sie eher mit konventionellen Herstellern zusammenarbeiten und außerdem den Hype von veganen oder Convenience-Produkten nutzen. Diese Öffnung sei natürlich auch eine Gefahr, weil sie sich vielleicht nicht mehr klar genug abgrenzten. „Letztlich geht es aber immer um hohe Lebensmittelqualität, und das hat Bio ja auch groß gemacht“, sagt Breisinger.
Die Jungen setzen auf Wachstum
Mit seinem Betrieb, dem All Organic Trading Handelsunternehmen in Kempten, zeigt der 35-jährige Allgäuer, wie viel Schwung die neue Generation der Branche verleihen kann. Sein Vater handelte mit Ölen und Fetten, unter dem Junior sind Proteine dazugekommen. Die werden etwa genutzt, um vegetarische Wurst und Fleischersatz herzustellen – Zeitgeistprodukte, die mittlerweile in jedem Supermarkt zu finden sind. Seit er das Zepter im Jahr 2011 übernahm, habe sich der Umsatz seines Unternehmens verdoppelt, sagt Breisinger. „Anders als mein Vater musste ich die Firma nicht aufbauen“, sagt der Jungunternehmer. „Dadurch blieb Kraft, neue Dinge anzustoßen.“
Für den Ölmüller Werner Baensch ist es ein „großes Glück“, dass sein Sohn die Firma übernommen hat und vielleicht sogar noch seine Tochter einsteigt. An einem heißen Spätsommertag steht er im großen Schaugarten vor der Ölmühle und versucht seinen im Birnbaum gelandeten Papagei einzufangen. Er freut sich auf die Dinge, für die er nun mehr Zeit hat: den Garten erweitern, malen, reisen. Und um sich um seine Passion zu kümmern, die Nutzung der Kokosfrucht: „Da gibt es noch einiges zu entwickeln.“