Boomender Handel Deutsche Mittelständler zieht es nach Singapur

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"Hier gibt es praktisch keine Korruption"

Die größten deutschen Arbeitgeber in China
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Neue Märkte sind für ihn Südostasien und Indien. Dorthin wollen die Deutschen neben Autokomponenten vor allem Filter zur Wasseraufbereitung verkaufen – ein gewaltiger Markt angesichts der miesen Trinkwasserqualität in diesen Regionen.

Wer sich aufmacht zum Singapur-Werk von Mann + Hummel sollte erst mal tanken. Die schlichte Fabrik versteckt sich nahe der Grenze zu Malaysia – und auf dem Zubringer schreibt der Stadtstaat vor, dass jeder Tank mindestens zu zwei Dritteln gefüllt sein muss. So will die Regierung den Sprit-Tourismus ins rohstoffreiche und daher günstigere Malaysia klein halten.

Wasseraufbereitung als Kerngeschäft

Ansonsten klagt Manager Parzhuber nicht über allzu viel Regulierungswahn: „Es gibt hier praktisch keine Korruption, und die Behörden waren uns bei der Ansiedlung von Anfang an behilflich.“ Diese Sicherheit sei entscheidend gewesen, schließlich hat Mann + Hummel in Singapur einen zweistelligen Euro-Millionenbetrag investiert: in den Aufbau eines Forschungs- und Entwicklungszentrums für Membranfiltration sowie in eine eigene Filterproduktion durch die Übernahme des lokalen Herstellers Ultra-Flo in 2010.

Mit dem Trinkwasserfilter aus der Küche haben die Produkte nichts gemein. Im industriellen Maßstab sind die Membranen fast mannshoch, im Innern der Plastik-Kartuschen baumeln 8000 Polykarbon-Fasern. Die schauen aus wie Spaghetti, sind innen hohl und leiten das Wasser durch – rund fünf Kubikmeter pro Stunde. Metalle wie Eisen oder Schadstoffe lagern sich dabei ab. Eine Membran kostet ab 2400 Dollar.

Im Wassersektor sei bisher die Aufbereitung von Brauch- und Abwasser für die Industrie sein Kerngeschäft, sagt Parzhuber. Er erwartet aber verstärkt Aufträge aus Indien oder Indonesien. Dort könnten Kommunen interessante Kunden werden, um die miserable Trinkwasserqualität zu verbessern. Aktuell ist Singapur ein wichtiger Auftraggeber. Der reiche Stadtstaat will unabhängig werden von Trinkwasserimporten aus Malaysia, mit dessen Regierung man sich nicht immer grün ist.

High-Tech-Unternehmen wie Mann + Hummel sind nach dem Geschmack der Regierung. Die will, dass Singapur seinen Wohlstand mit wissensbasierten Industrien erwirtschaftet. Darum lockt man ausländische Hochschulen in Kooperationen mit lokalen Universitäten. Die TU München und Insead aus Frankreich haben in Singapur Ableger gegründet und freuen sich über ausgezeichnete Forschungsbedingungen. Gesetze und Vorschriften etwa zur Biotechnologie sind großzügig. Darum hat die Regierung auch das Zentrum Biopolis gegründet, wo Unternehmen und Wissenschaftler aus dem Ausland ungestört an Neuentwicklungen in der Gentechnik forschen können.

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