Boomland Indien Was Mittelständler in Indien beachten müssen

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Nachholbedarf bei der Ausbildung

Ein weiterer Tipp des international erfahrenen Unternehmenslenkers: In einem Emerging Market kann ein lokales Management eine große Hilfe sein. „Für uns ist es sehr schwer, ein Land mit 29 relativ unabhängig agierenden Bundesstaaten und 21 Amtssprachen zu koordinieren“, sagt der Phoenix Contact-Geschäftsführer. „Die unterschiedlichen Steuersysteme, Handels- und Vertriebsstrukturen kennt ein indischer Manager viel besser.“

Die 30 Besten des deutschen Mittelstands
Produktion bei Ensinger Quelle: Presse
Sennheiser Produktion Quelle: Presse
Screenshot der Adva-Internetseite Quelle: Screenshot
Schiffsschraube Quelle: PR
Das Pfeiffer Vacuum Firmengebäude Quelle: Pfeiffer Vacuum Pressebild
Frank Blase, der Geschäftsführer von igus. Quelle: Presse
Armaturen in der Fertigung von Hansgrohe Quelle: REUTERS

Soll heißen: Jeder der Bundesstaaten erhebt andere Steuersätze, beim Transport zwischen den Staaten fallen zum Teil Zölle an. Deshalb kommt auch hier der Standortwahl eine große Bedeutung zu: Potenzielle Kunden können nah sein, die Geschäfte werden aber von Zollgrenzen gehemmt.

Weiter gute Nerven gefragt

Klaus John, Leiter International Trade & Future Markets beim Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI), sieht aus diesem Grund in der Logistik eine der größten Herausforderungen. „Zum Teil gibt es zwischen den Bundesstaaten immer noch Mautstationen, die – zumindest in früheren Jahren – an den Wochenenden noch nicht einmal besetzt waren“, so John. „Die Folge waren lange Lastwagenkolonnen von Freitagnachmittag bis Montagmorgen, weil die Fahrer nicht in der Lage waren, die notwendigen Mautbescheinigungen zu erwerben.“

Alle Hürden wird Modi nicht beseitigen können, es sind also weiter gute Nerven gefragt. Das Steuersystem zu vereinfachen wird immerhin ein Anfang sein. Neben der Infrastruktur und der Korruptionsbekämpfung steht noch die Bildung auf dem ehrgeizigen Plan des Premiers – nicht nur für die Manager ein äußerst wichtiger Punkt.

Pro Jahr drängen 15 Millionen junge Inder auf den Arbeitsmarkt. Alleine um für sie ausreichend Jobs zu schaffen, ist ein Wachstum von mindestens acht Prozent nötig. Doch diese Nachwuchskräfte müssen auch entsprechend gebildet sein, um auf dem Arbeitsmarkt bestehen zu können. „Wir sagen immer, dass wir in Indien mehr als genug Arbeitskräfte haben. Es kommt aber auf deren Qualität an“, sagt Rashmikant Joshi, Geschäftsführer von Festo Indien. „In diesem Punkt liegt China vor uns, denn die Chinesen haben früh mit europäischen Unternehmen und Forschungsinstituten zusammengearbeitet.“

Der Spezialist für Steuerung- und Automatisierungstechnik aus Esslingen am Neckar brachte sein Konzept für die industrielle Aus- und Weiterbildung „Festo Didactic“ bereits 1995 nach Indien. Neben der Zentrale in Bangalore unterhält Festo auf dem Subkontinent sechs weitere Trainings-Center. „Der Markt für Bildungsprogramme entwickelt sich positiv“, sagt Joshi.

Auch Rittal hat seit 2014 ein eigenes Trainingszentrum am Standort Bangalore. „An der Universität bekommen die Studenten keine Praxiserfahrung. Deshalb gibt es eine Differenz zwischen der Lehre und dem, was wir im Unternehmen benötigen“, sagt Ajay Bhargava. „Wir müssen die Leute von verschiedenen Levels auf ein Niveau bringen.“

Von der mangelnden Ausbildung sind nicht nur die Töchter mittelständischer Unternehmen betroffen, auch Siemens bleibt vom Fachkräftemangel nicht verschont. „Weil uns qualifizierte Mitarbeiter fehlen, können wir nicht 100 Prozent aus den Maschinen herausholen“, sagt Niederlassungsleiter Vijay Pratap Singh. „Im CNC-Werkzeugbau brauchen wir mehr als 50.000 Programmierer. Pro Jahr bilden wir 2.500 Programmierer aus, der Bedarf ist aber deutlich größer.“

So groß die kulturellen und wirtschaftlichen Unterschiede zwischen dem Westen und Europa zum Teil noch sein mögen, in einem Punkt seien sie gleich, sagt Festo-Manager Joshi: „Qualifizierte Menschen sind der Schlüssel zum Erfolg.“

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