Was bleibt einem Unternehmer, wenn in einer Branche, die ihm mehr als 75 Prozent seiner Erlöse einbrachte und eine weltweite Spitzenposition bescherte, binnen weniger Jahre fast der komplette Umsatz wegbricht? Die Brocken hinwerfen? Oder etwas anderes anfangen?
Dieter Manz, Chef und Großaktionär des börsennotierten Maschinenbauers Manz im schwäbischen Reutlingen, hat sich entschieden, sein Unternehmen neu zu erfinden. Nur noch vier Prozent des Umsatzes von 266 Millionen Euro entfallen auf Anlagen zur Produktion von Solarzellen- und Modulen, mit denen es Manz um die Jahrtausendwende zu einem der weltweit wichtigsten Ausrüster von Solarfabriken brachte.
Alles Geschichte. Heute macht der 53-jährige Schwabe das dicke Geschäft – mehr als 170 Millionen Euro Umsatz – mit Produzenten von Displays für Smartphones, Notebooks und Tablets. Für sie stellt er Maschinen und Anlagen für Laserprozesstechnologie, Vakuumbeschichtung, Messtechnik und Siebdruck her.
Displays und Batterien sind jetzt die Rettung
Selbst das dritte Geschäftsfeld, Maschinen zur Batterieproduktion, bringt Manz mit einem Anteil von fünf Prozent mehr Umsatz als die traditionsreiche Solarsparte. Auch dieser Bereich solle wachsen, so Manz. In den Büchern stünden Rekordaufträge im Wert von 40 Millionen Euro.
Es sind die Keime, die Manz vor Jahren pflanzte und die nun sprießen. So liefen die Maschinen für Displays und Batterien lange Zeit nur nebenher und sind heute die Rettung.
Die Strategie, Reserve zu haben, funktioniert so gut, dass Manz für 2014 mit rund 300 Millionen Euro Umsatz rechnet. Dies wäre ein Rekord – und ein Paradebeispiel, wie Champions aus dem Mittelstand ihre Spitzenposition halten können, wenn die Zeiten schwerer werden.
Aus dem TecDax geflogen und neu angefangen
Als Unternehmer angefangen hatte Manz 1987. Damals gerade mal 26 Jahre alt, gründete der ehemalige Ingenieur beim US-Computerkonzern IBM mit zwei Studienkollegen in einer Garage die Firma Manz Automatisierungstechnik. Früher als andere baute er auf Maschinen für die Herstellung von Solarmodulen, die dank Einspeisevergütung für Sonnenstrom einen weltweiten Boom erlebten. Doch irgendwann, um 2008, gibt es zu viele Solarfabriken, niemand braucht mehr Maschinen von Manz, das Unternehmen macht hohe Verluste, entlässt Mitarbeiter und fliegt 2011 aus dem Börsensegment TecDax.
Der Unternehmer
Sein Traum vom Physiker platzte, als der Vater starb und ihm und den Geschwistern eine Firma mit 25 Mitarbeitern hinterließ. Der Vater wäre wohl stolz auf ihn. Längst setzt Beckhoff junior weltweit Standards in der Elektrotechnik.
Manz vollzog eine komplette Wende und setzte auf die Maschinen für die Displaytechnik. Dabei half dem Schwaben, dass er schon 2003 einen taiwanesischen Spezialisten für Laserprozesstechnik, die er dazu benötigte, übernommen hatte. Auch beim Einstieg ins Geschäft mit Maschinen für Batterien vor zwei Jahren half ihm eine Akquisition – des italienischen Spezialisten Arcotronics. Immer wieder übernimmt Manz kleinere Unternehmen, um neue Geschäftsfelder zu entwickeln. So holt er sich das nötige Wissen und ihm fehlende Kontakte ins Haus.
Bei Manz scheint alles im Fluss. Im März 2014 kehrte das Unternehmen in den TecDax zurück. Selbst ein Plus bei Maschinen für Solarzellen sieht der Anfangfünfziger wieder am Horizont.