Champions des deutschen Mittelstands Die neuen Strategien der Weltmarktführer

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Hans Beckhoff - Demokratischer Diktator

Dank vieler Regeln will Hans Beckhoff mit seinen Steuerungen auch künftig seine Konkurrenten überholen.

Beckhoff Automation wächst und wächst und wächst. So geht das seit 1980. Damals starb der Vater von Hans Beckhoff und hinterließ ihm und den drei Geschwistern einen kleinen Elektrobetrieb in Verl nahe Gütersloh. Da war Hans, der Älteste, gerade 26 Jahre alt, liebte die Kernphysik und hatte ganz andere Pläne.

Heute ist der Westfale Geschäftsführer des Familienunternehmens und hat im Rückblick vieles richtig gemacht. Beckhoff Automation erreichte 2014 erstmals 500 Millionen Euro Umsatz und spielt mit seinen Automatisierungs- und Steuerungssystemen auf PC-Basis ganz vorne mit im Zukunftsgeschäft Industrie 4.0, der mit ihren Produkten kommunizierenden Fabrik.

"Mit einer kleinen Firma hatte ich es viel leichter als in einem Konzern"

Den Aufstieg verdankt das Unternehmen nach Beckhoffs Meinung auch seiner überschaubaren Größe. „Mit einer kleinen Firma hatte ich es viel leichter als in einem Konzern“, sagt der Chef. „Hier haben neue Technologien gute Chancen, denn Entscheidungen fallen nicht so langatmig wie in Konzernen. Zudem arbeiten wir gern mit mittelständischen Kunden zusammen und sind mit deren Bedürfnissen und Wünschen gewachsen.“ Eine Fremdfinanzierung habe er dafür nicht gebraucht.

So wurde Beckhoff Automation über die Jahre selber zu einem kleinen Konzern, mit 2700 Mitarbeitern in 60 Ländern. Davon kann auch der Blick aus der Chefetage über weite Felder, auf denen die Fasane spazieren, nicht ablenken.

Führen mit Know-How und Bauchgefühl

Beckhoff lebt eine Mischung aus Know-how, Bauchgefühl und Strategie. Vier Punkte hält er für entscheidend, damit sein Unternehmen auch in Zukunft schneller als die Konkurrenz wächst:

  • Die Konzentration auf Querschnittsbranchen wie zum Beispiel Energieerzeugung, Maschinenbau oder Building Automation. „So können wir mit einer Technik überall Wachstum mitnehmen“, sagt Beckhoff. Mit seinen Steuerungen verdient er so bei Windrädern, Fertigungsstraßen und Privathäusern mit.
  • Sei Innovationsführer und nicht Nachahmer auf dem jeweiligen Geschäftsfeld und fessele die Kunden nicht an geschlossene Systeme: „Unsere offene Systemarchitektur gewährleistet, dass unsere Anlagen kompatibel mit Wettbewerbsprodukten sind“, sagt Beckhoff. Seine Kunden bleiben freiwillig.
  • Ein technisch kompetenter weltweiter Vertrieb: „Ein Drittel unserer Mitarbeiter arbeitet vertriebsorientiert, und wir investieren dort genauso viel Geld wie in die Technik“, sagt Beckhoff. Dabei gewähre er den Töchtern im Ausland zugleich „große Freiheit“, alle Niederlassungen würden bis zum Chef ausschließlich mit Einheimischen besetzt.
  • Loyale langjährige Mitarbeiter: „Wir begleiten Kunden über Generationen von Maschinen. Dafür müssen sie über viele Jahre denselben Ansprechpartner haben. Also strengen wir uns an, unseren Mitarbeitern beruflich und finanziell so gute Perspektiven zu bieten, dass sie bei uns bleiben“, sagt Beckhoff. „Auch Loyalität ist ein großer Wachstumstreiber.“

Im Alltag pflegt Beckhoff, heiter im Ton, hart in der Sache, einen Führungsstil, den er so beschreibt: „Frei spinnen, demokratisch diskutieren, diktatorisch entscheiden. Sonst wird das nichts.“

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