China auf Einkaufstour "Chinesische Investoren sind keine Heuschrecken"

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"Chinesen sind tendenziell nicht auf das schnelle Geld aus"

Doch die Vorbehalte sind nach wie vor groß, zumal es in der Vergangenheit auch zahlreiche Fehlschläge mit den vermeintlichen Rettern aus China gab. Etwa beim Fernsehgerätehersteller Schneider aus Türkheim im Allgäu. 2002 meldete das Unternehmen Insolvenz an, noch im selben Jahr stieg der chinesische Elektronikriese TCL ein. Nur zwei Jahre später folgte das endgültige Aus.

Auch die großen Pläne eines Investors aus dem Reich der Mitte, der 2014 den insolventen Flughafen Lübeck gekauft hatte und um dort den Medizintourismus auszubauen, scheiterten krachend. Ein Jahr später war der Airport erneut pleite. 

Trotz solcher Flops ziehen Experten wie Insolvenzverwalter Bruno M. Kübler, Gründer der Kanzlei Kübler, ein überwiegend positives Fazit: „Chinesische Investoren sind keine Heuschrecken. Sie sind tendenziell nicht auf das schnelle Geld aus, sondern auf nachhaltig solide Investments“, sagt Kübler. „Hier bestehen durchaus kulturelle Ähnlichkeiten zwischen dem deutschen Mittelstand und chinesischen Unternehmen“, so Kübler.

Wohl auch deshalb verkaufte Kübler 2013 das insolvente Unternehmen Ziegler, einen Hersteller von Feuerwehrautos aus Baden-Württemberg, an den Konzern CIMC aus Shenzhen.

Chinesische Investoren sind professionell aufgestellt

Rund 55 Millionen Euro bezahlte der chinesische Investor für den schwäbischen Mittelständler. Alle 1000 Arbeitsplätze würden gerettet, hieß es nach der Unterzeichnung des Kaufvertrags. Zuvor hatte sich der Bieter aus China gegen rund 150 weitere Interessenten durchgesetzt.

So benehmen Sie sich in China richtig

Noch vor wenigen Jahren wäre das kaum möglich gewesen. Chinesische Interessenten hätten damals „bei Investorenprozessen oftmals wenig stringent“ agiert, erinnert sich Experte Seagon. Interne Abstimmungsprozesse hätten sich teils über Monate hingezogen. Inzwischen seien aber gerade die chinesischen Investoren „in der Regel mindestens genauso professionell aufgestellt“ wie ihre amerikanischen und europäischen Wettbewerber. "Ist die politische Entscheidung in China bezüglich des "Ob" eines Investments getroffen, wird sehr gezielt vorgegangen“, so Seagon. „Die Verhandlungen verlaufen dann meistens sehr angenehm und fair."

Und auch beim Tempo haben die Investoren offenbar aufgeholt. So ging der Verkauf von Metz innerhalb von dreieinhalb Monaten über die Bühne. „Das ist schon extrem schnell“, sagt Verwalter Exner.

Unterschiede bleiben jedoch bestehen und können im Zweifel schnell zum Abbruch von Verhandlungen führen. „Hier können selbst scheinbar kleinste Missverständnisse erhebliche Konsequenzen haben“, sagt Kübler und rät dazu, „sich bei Verkaufsverhandlungen erfahrener Berater zu bedienen, die sich mit der chinesischen Geschäftswelt auskennen."

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