Christo "Floating Piers" Wenn Kunst auf Mittelstand trifft

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Nicht glamourös, aber lukrativ

Heute umfasst das Unternehmen 1100 Mitarbeiter und erzielte im vergangenen Jahr einen Umsatz von etwa 150 Millionen Euro. Pro Woche produziert das Unternehmen rund eine Million Quadratmeter Stoff. Dagegen ist die Lieferung für Christo mit einem Volumen von einer halben Million Euro vergleichsweise bescheiden.

„Das ist ein Prestigeauftrag für uns“, sagt Geschäftsführer Konrad Schröer. Geld verdient das Unternehmen hingegen mit Matratzenschonern, Möbelstoffen, Theatervorhängen und Brandschutzbekleidung. Nicht glamourös, aber lukrativ. Weniger lukrativ, dafür aber umso anspruchsvoller ist der Stoff für den Künstler. „Christo hat sehr genaue Vorstellungen für seine Materialien, vor allem bei der Farbe“, sagt Schröer.

Der Stoff darf zum Beispiel nicht schimmeln – was angesichts ständigen Wasserkontaktes eine echte Herausforderung darstellt. Außerdem benötigte Christo bei den Stoffballen eine Breite von fünf Metern – das können nur wenige Unternehmen, sagt Schröer. Immer wieder schickten sie Muster hin und her, bis der Künstler endlich zufrieden war.

Er schätzt die persönliche Betreuung, kurze Lieferwege und die hohe Qualität des deutschen Mittelständlers. Bei Herstellern in Asien oder Osteuropa käme er sicher günstiger davon. „Dank ihres breiten Know-how ist Setex ein unverzichtbarer Partner zur Realisierung der Floating Piers“, sagt Wolfgang Volz, der immer noch für Christo arbeitet.

Echte deutsche Ingenieurskunst

von Dieter Schnaas, Christopher Schwarz

Denn bei den feuerfesten oder geruchsabsorbierenden Stoffen von Setex handelt es sich um echte deutsche Ingenieurkunst. Damit hat Schröer eine Nische gefunden, die in der globalisierten Welt auch vom Unteren Niederrhein aus funktioniert. Einer der Gründe, warum die Textilbranche seit einiger Zeit wieder besser dasteht. Im vergangenen Jahr erwirtschafteten die hiesigen Hersteller einen Umsatz von knapp zwölf Milliarden Euro – der beste Wert seit dem Krisenjahr 2008. Da wundert es nicht, dass Christo auch nach Ende des aktuellen Projektes auf dem Iseosee auf die Symbiose von Kunst und Mittelstand setzt.

Wenn das Spektakel nach nur 16 Tagen wieder vorbei ist und auch der letzte Mensch übers Wasser gelaufen ist, treten jene Stoffreste, die nicht an Besucher verteilt und verkauft wurden, ihre Reise ins Münsterland an. Dort werden sie vom Gronauer Unternehmen Altex weiterverarbeitet.

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