Christo "Floating Piers" Wenn Kunst auf Mittelstand trifft

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Stoffe kommen immer vom gleichen Hersteller

Die Miete kann sich Christo hingegen sparen, auch wenn er dafür mit einem durchaus umstrittenen Geschäftsmann kooperieren muss: Eine der Nachbarinseln befindet sich im Besitz des Waffenfabrikanten Beretta. Ausnahmsweise waren sogar die Behörden begeistert – Christo erhielt die Genehmigung innerhalb von zwei Jahren. Bei der Verhüllung des Berliner Reichstags dauerte es von der Idee bis zur Umsetzung noch 24 Jahre.

Umso wichtiger ist es, dass alles reibungslos abläuft – und vor allem pünktlich fertig wird. Jeder verlorene Tag kostet. Deshalb arbeitet Christo bei seinen Projekten häufig seit Jahren mit den gleichen Unternehmen zusammen. Auch beim Material.

Der silbrig glänzende Vorhang, der den Berliner Reichstag bedeckte und der Hauptstadt 1995 ihr erstes Sommermärchen bescherte? Der Stoff für die 7500 safrangelben Tore, die sich 2005 durch den New Yorker Central Park schlingelten? Oder das transparente Textil, mit dem Christo im schweizerischen Riehen 1997 knapp 200 Bäume umwickelte? Immer der gleiche Hersteller. Nur der Besitzer änderte sich.

Diese Weltmarktführer haben die stärksten Marken
Die Zentrale von Big Dutchman in Vechta-Calveslage. Quelle: Presse
Das Luftbild zeigt das Werk der Max Weishaupt GmbH in Schwendi. Quelle: PR
Sennheiser Kopfhörer Quelle: dpa
Renolit SE Vorstand Quelle: Presse
KWS Saat Quelle: PR
Platz 15 (15): Abeking & RasmussenBranche: SchiffbauMarken-Performance*: 61,4 (54,2)Unternehmens-Performance*: 57,9 (56,8)Gesamt-Performance²: 119,4 (111,0)* maximal 100 Punkte; ² maximal 200 Punkte; Quelle: Biesalski & Company Quelle: Screenshot
Ein Ladekabel für ein Elektroauto der Firma Mennekes Quelle: dpa

Nach der Wende glaubte keiner an die Textilproduktion

Ein Jahr nach der Wende stand Konrad Schröers damaliger Arbeitgeber Vagedes kurz vor der Insolvenz. Sein Chef fragte den langjährigen Verkaufsleiter und Prokuristen Schröer daraufhin, ob er den kleinen Textilhersteller mit 17 Angestellten nicht übernehmen mochte. Er wollte. Allerdings brauchte er dafür 3,8 Millionen D-Mark. Sämtliche Großbanken im Umkreis lehnten einen Kredit ab. „Außer einer Tasse Kaffee bekam ich nichts“, sagt Schröer.

Kein Wunder: Damals ging es der einst erfolgreichen deutschen Textilindustrie schlecht – und zunächst fand er keinen Banker, der in eine vermeintlich sterbende Branche investieren wollte. Doch Schröer glaubte fest an die Zukunft feiner, spezialisierter Textilien made in Germany. Er behielt recht. Nach zahlreichen Absagen bekam er letztendlich einen Kredit bei einer kleinen Volksbankfiliale in Dingden, einem Ortsteil von Hamminkeln.

Stoff zur Verhüllung des Reichstags wird sonst in Kläranlagen genutzt

In den folgenden Jahren kaufte der gelernte Industriekaufmann und Textiltechniker immer mehr strauchelnde Unternehmen in der Region auf. Unter anderem auch 2013 die Weberei Schilgen aus dem westfälischen Emsdetten. Eigentlich hatte Schröer dort nur zwei Maschinen erwerben wollen. Doch nach anderthalb Stunden Gespräch waren sich der damalige Besitzer Stephan Schilgen und der Setex-Chef einig. Das Unternehmen wechselte den Besitzer – und damit auch der Christo-Auftrag. Den hatte der mittlerweile verstorbene Schilgen ergattert. Als Student bestaunte er 1968 auf der Documenta das Christo-Projekt „5600 Kubikmeter Paket“, eine 85 Meter hohe, luftgefüllte Säule aus Synthetikstoff.

Bürokratische Belastungen für mittelständische Unternehmen

Als Schilgen 24 Jahre später den väterlichen Betrieb übernahm, schrieb der Textilfabrikant dem Künstlerpaar einen Brief, in dem er ihnen die Dienste seines Unternehmens anbot. Kurz darauf schickte Christo tatsächlich seinen Vertrauten und Projektleiter Wolfgang Volz ins Münsterland. Zusammen sichteten die beiden rund 200 verschiedene Stoffproben, bis sie das richtige Gewebe für die Verhüllung des Berliner Reichstages gefunden hatten: ein Polypropylenstoff, der sonst in Kläranlagen eingesetzt wird. Seitdem Schilgen von der Setex-Gruppe aufgekauft wurde, kümmern sich Schröer und sein Team um die Wünsche des Künstlers.

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