Cisco investiert in Start-ups „Wir nehmen den deutschen Markt sehr ernst“

Erstmals investiert der Netzwerkausrüster Cisco in einen deutschen Start-up-Fonds. Mit ihrem Investment wollen die Amerikaner auch dafür sorgen, dass die Digitalisierung hierzulande an Fahrt gewinnt.

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Der IT-Konzern investiert einen einstelligen Millionenbetrag in den Fonds. Quelle: AP

Berlin Es gibt nicht viele Start-up-Fonds in Europa, die über 100 Millionen Euro zur Verfügung haben, um junge Firmen zu finanzieren. Aber es werden langsam mehr. Wie das Handelsblatt erfuhr, wird Capnamic Ventures aus Köln am heutigen Dienstag die Auflage seines zweiten Fonds verkünden. Die Investoren Jörg Binnenbrücker, Olaf Jacobi und Christian Siegele haben 115 Millionen Euro eingesammelt – bei institutionellen Anlegern und bei großen Unternehmen.

Erstmals wird dabei auch der amerikanische IT-Konzern Cisco in einen deutschen Start-up-Fonds investieren. „Wir nehmen den deutschen Markt sehr ernst“, sagte Cisco-Deutschland-Chef Oliver Tuszik dem Handelsblatt. Das Investment, ein einstelliger Millionenbetrag, ist Teil der Initiative „Deutschland Digital“. Im vergangenen Jahr hatte Cisco angekündigt, 500 Millionen US-Dollar hierzulande investieren zu wollen.

„Wir wollen die Digitalisierung in Deutschland beschleunigen“, erklärt Tuszik. „Deutschland ist bei der Digitalisierung vielleicht nicht der Schnellste, aber wahrscheinlich der Gründlichste.“ Darum investiere Cisco hierzulande in Bildung, IT-Sicherheit und Innovation. „Viele Innovationen kommen aus dem Start-up-Umfeld“, sagt Tuszik, darum müsse man hier mit der Förderung ansetzen. Irgendwann würden sie auch große Unternehmen erreichen.

Als gemeinnütziges Projekt darf man die Cisco-Initiative aber nicht betrachten. Der Netzwerk-Ausrüster, der zuletzt mit Umsatzeinbrüchen und Stellenabbau auf sich aufmerksam machte, hat ein veritables Interesse daran, dass seine Unternehmenskunden ihr digitales Geschäft ausbauen.

Die Amerikaner würden die Entwicklung in Deutschland genau beobachten. Bei der Vernetzung der Produktion, dem Internet der Dinge habe Deutschland große Chancen. „Deutschland hat so viele Weltmarktführer in der Industrie, so etwas gibt es im Silicon Valley nicht“, sagt Tuszik. „Die Amerikaner glauben an den deutschen Markt. Sie sehen die Möglichkeiten.“

Capnamic Ventures konzentriert sich auf B-to-B-Start-ups. So hat der neue Fonds unter anderem in die Datenanalyse-Plattform Contiamo aus Berlin investiert. Für den Venture-Capital-Fonds ist die Beteiligung von Cisco nicht nur in finanzieller Hinsicht interessant. „Cisco hat ein unglaubliches technisches Know-how, das ist ein absoluter Mehrwert für die Start-ups“, sagt Capnamic-Partner Olaf Jacobi.

Nicht zuletzt haben die Amerikaner auch Zugang zu Industriekunden, was für ein Start-up wertvoll ist. Für Cisco wiederum birgt das Engagement die Chance, jede Menge innovativer Ideen zu sehen, auch solche, die am Ende vielleicht gar nicht finanziert werden.

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