DEKRA Award Schlaue Sicherheitsinitiativen - zur Nachahmung empfohlen

Zusammen mit der WirtschaftsWoche zeichnet die Prüforganisation in Düsseldorf die Gewinner des wichtigsten deutschen Sicherheitspreises aus

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Die Gewinner des Dekra-Awards 2016.Quelle: Gregor König

Beim Thema Sicherheit zählt jede Kleinigkeit. Aber manchmal sind es auch nur Kleinigkeiten, die für deutlich höhere Sicherheit sorgen - im Verkehr, am Arbeitsplatz oder daheim. Drei gute Beispiele dafür wurden jetzt von der Prüforganisation Dekra und der WirtschaftsWoche bei einer Feierstunde in den Düsseldorfer Böhlerhallen ausgezeichnet.

Der DEKRA Award in der Kategorie „Sicherheit im Verkehr“ ging an die Truckers Life Foundation – die gemeinnützige Stiftung aus dem polnischen Wysoka hat seit 2013 bis heute europaweit rund 60 Fitnessplätze eingerichtet, an denen sich Lastwagenfahrer während ihrer Lenkpausen trimmen können. Gewinner in der Kategorie „Sicherheit bei der Arbeit“ wurde in diesem Jahr der Technologiekonzern Voith aus dem schwäbischen Heidenheim mit einer App, mit deren Hilfe Mitarbeiter des Unternehmens Gefahrenstellen im Unternehmen melden können. Und die Versicherung Axa erhielt den DEKRA Award in der Kategorie „Sicherheit zu Hause“. ausgezeichnet wurde hier eine die Kampagne #ichkanndasschonalleine, die über die sozialen Medien jungen Eltern Denkanstöße geben will, Gefahrenstellen für Kleinkinder zu erkennen und zu beseitigen – sozusagen Risikoforschung von Kindesbeinen an.

Stefan Kölbl übernahm die Leitung der hochkarätig besetzten Jury.Quelle: Gregor König

Insgesamt 50 Unternehmen, Großkonzerne wie mittelständische Unternehmen aus Deutschland und den Nachbarländern, hatten sich in diesem Jahr um den DEKRA Award beworben, der seit 2013 in Zusammenarbeit mit der WirtschaftsWoche verliehen wird. Die Sieger kürte eine hochkarätig besetzte Jury unter Leitung von Dekra-Chef Stefan Kölbl. „Mit dem DEKRA Award wollen wir die Unternehmen und vor allem die dahinterstehenden Menschen auszeichnen, die für vorbildliche Ideen und Initiativen ganz im Zeichen der Sicherheit stehen“, erläuterte Kölbl bei der Preisverleihung. Die Gewinner sollten nicht nur ein Zeichen setzen, sondern Inspiration für eigene Ideen sein – und zur Nachahmung animieren. So bewertete die Jury nicht nur die Originalität des eingereichten Konzepts, sondern auch dessen Wirksamkeit und Übertragbarkeit.

Torsten Kallweit (links) und sein Team von Voith.Quelle: Gregor König

Torsten Kallweit, verantwortlich für die nachhaltige Unternehmensführung bei Voith, hat jedenfalls keine großen Probleme, die Wirksamkeit der App nachzuweisen, die von seinem Team entwickelt wurde. „Seit dem Geschäftsjahr 2006/07 ist die Unfallgefahr in unseren Betrieben um 93 Prozent auf inzwischen nur noch 1,5 Arbeitsunfälle pro eine Million Arbeitsstunden gesunken“, rechnete der Ingenieur vor. Die App habe dazu ganz wesentlich beigetragen. Mitarbeiter, die dieses kleine Computerprogramm auf ihr Smartphone oder ein Tablet herunterladen, können mit Hilfe einfacher Symbole die Gefahrenstelle lokalisieren und beschreiben, aber auch gleich Lösungsvorschläge einbringen, jederzeit und auf Wunsch auch anonym. Die Meldungen werden zentral ausgewertet, die Gefahrenstellen von den verantwortlichen Abteilungsleitern zeitnah entschärft – und auch andere Betriebsteile über potenzielle Unfallrisiken und Störquellen informiert. „Längst hat sich die App als System vom Nutzer für den Nutzer fest etabliert, sowohl im Unternehmensalltag wie auch in unser Gesamt-Sicherheitskonzept freut sich Kallweit.

„Kinder in Watte zu packen ist der falsche Ansatz."

Auf Aufklärung und Interaktion setzen auch Anja Barghoorn und Christiane Pabelick von der Kindersicherheitsinitiative der Axa-Versicherung. Und um Zahlen sind auch sie nicht verlegen: Eltern von Kindern im Vorschulalter, wissen sie aus einschlägigen Studien ihres Arbeitgebers, schätzen zu 70 Prozent den Straßenverkehr als gefährlichsten Ort für ihre Kinder ein. Nur knapp ein Drittel der Eltern misst dem in der Regel gut gehüteten Zuhause eine entsprechende Bedeutung bei. „Unfallstatistiken belegen jedoch, dass gerade bei Kleinkindern die Zahl der Unfälle zu Hause etwa zehnmal so hoch ist wie im Straßenverkehr“, berichtete Barghorn. Über eine eigene Facebook-Seite und den Twitter-Account #ichkanndasschonalleine weisen seit 2015 Pädagogen und andere Experten auf Gefahrenquellen im Haus und im familiären Umfeld ein und geben Tipps, wie man Kleinkinder schützt ohne sie in ihrer Entwicklung zur Selbständigkeit einzuengen. „Kinder in Watte zu packen ist der falsche Ansatz. Wenn Kinder lernen sollen, später auch in brenzligen Situationen einen kühlen Kopf zu bewahren, müssen sie ihre eigenen Erfahrungen machen dürfen“, weiß die Mutter aus eigener Erfahrung. Im Rahmen ihrer Kindersicherheitsinitiative untersucht die Versicherung deshalb auch das Präventionsverhalten von Eltern und hält unter anderem in Kindergärten Schulungen ab – auf dass es beim Toben der Kleinen nicht zum Unfall und somit zum Versicherungsfall kommt.

Quelle: Gregor König

Gefahren entstehen bei den Kleinen durchs ungestüme Toben – bei Berufskraftfahrern hingegen durch die Monotonie der Arbeit und Bewegungsarmut. Lenkpausen werden dazu genutzt, um zu essen und zu schlafen. Nur die wenigsten Trucker nutzen die Gelegenheit, um sich die Füße zu vertreten oder ihren Körper zu ertüchtigen. Die Folge sind nicht nur Gelenk- und Haltungschäden, sondern auch zahlreiche Verkehrsunfälle – verursacht durch Sekundenschlaf am Steuer. Die gemeinnützige Truckers Life Foundation, 2013 auf Initiative der Frachtenbörse Trans.eu-System gegründet, nahm dies zum Anlass, um die Trimm-Dich-Bewegung der 1970er Jahre wiederaufleben zu lassen und entlang der europäischen Transversalen auf eigene Kosten kleine Fitnessparks einzurichten. Die jüngste wurde kürzlich am Truck Center Lauenau westlich von Hannover eröffnet. Bis Ende 2019 will die Initiative am Rande von Autobahn-Rastöfen und Tankstellen europaweit insgesamt 1000 Trimm-Dich-Stationen bauen, kündigte Projektleiterin Alexandra Gwiazdowicz an. Die Geräte sind prinzipiell ohne Anleitung nutzbar, Schulungsmaterial und Videos im Internet liefern aber Anregungen für weitere Trainingsmöglichkeiten. „Sie haben erkannt, wie wichtig Fitness ist. Und die Fitness der Lkw-Fahrer entscheidet über unsere Sicherheit“, lobte Jurymitglied Raimund Klinkner die Initiative aus Polen. Er weiß, wovon er spricht: Klinkner ist Vorstandschef der Bundesvereinigung Logistik.

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