„Die Höhle der Löwen“ Von großen Geschäften und kleinen Deals

Die zweite Staffel der „Höhle der Löwen“ startete mit Vorschusslorbeeren. Wirtschaft hautnah, unterhaltsam verpackt, lautete das Versprechen. In Berlin, München und Bonn luden die Investoren zum Rudelgucken.

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In Bonn verfolgten die Gäste den Auftakt der zweiten Staffel „Die Höhle der Löwen“.

Bonn/Düsseldorf Leichte Kost, das hatten die Macher der Sendung „Die Höhle der Löwen“ versprochen. Und genau damit startet die zweite Staffel des Erfolgsformats zur besten Sendezeit um 20.15 Uhr. Mit Wirsingchips, um genau zu sein. Die zwei Gründer des Unternehmens Heimatgut sagen ihren auswendig gelernten Text auf, mit dem sie sich um 125.000 Euro Investorengeld bewerben.

Die fünf Investoren, Löwen genannt, nicken anerkennend. Judith Williams, die Kosmetik-Unternehmerin und Tele-Shopping-Queen ist sichtlich interessiert. Ein Knabber-Snack, der kaum Kalorien zählt, erscheint ihr verführerisch. Sie schwärmt dem Zuschauer vor: „Wie die knirschen!“

Die Gründer brauchen dringend eine Verpackungsmaschine, denn 600 Märkte in Hamburg und Umgebung haben die Chips von Heimatgut bereits in ihrem Sortiment, Anfragen aus dem Ausland können sie nicht bedienen, erklärt Maurice. Mitgründer Aryan und er wollen für die 125.000 Euro fünf Prozent an ihrem Unternehmen abgeben. So der Plan.

Doch Geschmack hin oder her, die Investoren, Touristikunternehmer Vural Öger, Judith Williams und Seriengründer Frank Thelen wollen nicht nur fünf Prozent, sondern 30 Prozent am Unternehmen. Viel zu viel, finden die Gründer. Lencke Steiner, Geschäftsführerin des Familienunternehmens W-Pack, Vorsitzende der jungen Unternehmer und der FDP-Fraktion in Bremen, bietet einen Kredit in der geforderten Höhe und will dafür 26 Prozent. Die Gründer einigen sich schließlich darauf, immerhin 15 Prozent an ihrem Unternehmen abzugeben. Die drei Investoren lassen sich darauf nicht ein – außer Eventunternehmer Jochen Schweizer, der das Angebot der Gründer annimmt. Der erste Deal ist geglückt.

Bereits eine Stunde vor dem Beginn der Sendung hat Investor und Seriengründer Frank Thelen in eine Lounge des Kameha Grand Hotels in Bonn Freunde und Investoren geladen. Die Idee: Gemeinsam schauen, Netzwerken bei Champagner und Aperol, Hugo und Häppchen. Doch die Gemeinsamkeit ist begrenzt, denn Thelen hat sich einer Twitter-Runde verpflichtet, also tippt er still in sein Macbook, nutzt aber jede Pause, um sich um seine Gäste zu kümmern. Seinen Computer behält er fest im Blick – selbst am Buffet hat er ihn dabei.

In der Sendung kämpft währenddessen das zweite Start-up um die Gunst der Investoren, doch es läuft alles andere als glatt für Monique und Michael. Sie stellen ihre App „SixtyoneMinutes“ vor. Eine persönlicher Assistent, mit dem die Kunden Reisen buchen, Putzkräfte bestellen oder Angebote einholen lassen können. Ein Pendant zu GoButler. Doch der App mangelt es an einer einzigartigen Idee, finden die Löwen. Mit Sprüchen wie „Das ist von gestern“ werden die Gründer von den Investoren abgelehnt. Auch die Umsatzvorstellungen der Gründer – 150 Millionen in drei Jahren und 30 Millionen Euro Gewinn, erzeugen erstaunte Gesichter in der Investorenriege.

Per Twitter äußert sich auch Konkurrent GoButler dazu:


„Thronjuwel“: Sympathiepunkte, aber kein Geld

In der Lounge des Bonner Kameha Hotels will Frank nun den Ton leiser stellen, es gehe ja auch ums Netzwerken, doch die Gäste wollen weiter schauen.

Das Unterhaltungshighlight des Abends ist das Produkt „Thronjuwel“: Es geht um das große Geschäft – auf der Toilette. Wer hat es nicht schon erlebt, dass man vor dem Bewerbungsgespräch, beim ersten Date oder einfach im Büro ein dringendes Geschäft erledigen muss und sich um den hinterlassenen Geruch sorgt. Das Spray der Gründer verhindert eben solche Gerüche, durch einen aufzusprühenden Fettfilm aus ätherischen Ölen auf dem Toilettenwasser. Die Erfinderin, eine Psychologin, kam einst per Zufall auf die Idee, als sie eine fettige Hühnersuppe in die Toilette schüttete und danach der Toilettengang ihres Mannes keine lästigen Geruchsspuren hinterließ. Es gibt Sympathie der Investoren, aber kein Geld. Es sei zu leicht nachzumachen. Und: „Da will man nicht drüber reden“, meint Judith Williams mit professioneller Miene. 1.000 Einheiten seien schon verkauft, sagen die Gründer. Doch sie gehen ohne Geld heim.

Manch ein Twitterer sieht während der Show bei den Investoren jedoch lediglich die Gier, dem Gründer Anteile abzuluchsen oder gleich die Mehrheit zu beschlagnahmen:

Dass die Investoren nicht nur rational, sondern auch mit Herzblut investieren, offenbart sich am Schluss der Sendung. Der Student Peter, ein leidenschaftlicher Skateboarder aus Österreich baut mit seinem Unternehmen „Kape Skateboards“ Boards in der Garage seiner Eltern. 15.000 Euro sind schon in die Ein-Mann-Produktion geflossen. Für die Serienproduktion fehlt das Geld. 60.000 Euro braucht er, 20 Prozent an der neu zu gründenden Firma will er abgeben. Seine Boards sollen dank Carbon länger leben als andere.

Investor Frank Thelen springt begeistert von seinem Sitz auf und versucht sich direkt an ein paar Skateboardtricks aus seiner Jugend. „Skateboard war mein Leben“, erzählt Thelen zieht eine Verbindung zwischen Sport und Gründen: „Du kannst kein Skateboard fahren, ohne hinzufallen und Dir weh zu tun“, erklärt er und fachsimpelt mit dem jungen Gründer: „Ja, da kommt es auf den Popp an. Das muss stimmen.“ Die Tricks kontert Investor Jochen Schweizer mit einem Ausschnitt aus seinen jungen Jahren. Oberkörperfrei, mit Sixpack, flimmert der damals noch blonde Schweizer auf einem Skateboard über die Fernsehbildschirme.


Schweizer gegen Thelen

Der Kampf um das Investment beginnt: Thelen gegen Schweizer. Herzblut gegen versprochene Internetwerbung. Der junge Skateboard-Bauer entscheidet sich schließlich für Thelen, allerdings muss er 30 Prozent des künftigen Unternehmens abgeben.

Im Bonner Hotel hebt Thelen nochmal die Siegerfaust, die Gäste applaudieren.

Das Ergebnis des Abends: Zwei Deals. Einer für Thelen. Einer für Schweizer. Doch auch die abgelehnten Start-ups können durch den Fernsehauftritt noch auf Angebote hoffen. In kleinen Beiträgen zwischen den Finanzierungsrunden zeigt Vox, was aus den Gründern der vergangenen Staffel geworden ist. Der Süßigkeiten-Dienst „Zuckerzahn“ bekam damals kein Geld, freut sich heute aber über 450 Prozent mehr Umsatz und ist auch mit Cupcake-Kursen gut im Geschäft. Die Gründer von „Meine Spielzeugkiste“, die Spielzeug verleihen, bekamen damals Geld und Unterstützung von Thelen, heute ist noch der Fernsehsender Super RTL als Investor mit im Boot.

Am Ende der Sendung sprechen auch die sozialen Netzwerke ihr Urteil, auf Twitter ist der Tenor überwiegend positiv, leichte Kost:

Und auch die Einschaltquoten stimmen: 1,10 Millionen 14- bis 49-Jährige schalteten also den Auftakt ein, ein Anteil von 10,9 Prozent. Damit erreichte die Vox-Show ihren drittbesten Marktanteil, in Staffel 1 gab es nur zweimal einen noch besseren Wert: 11,6 und 11,2 Prozent. Im Gesamtpublikum entsprachen 1,92 Millionen Zuschauer ebenfalls guten 6,6 Prozent. Die höchsten Marktanteile erzielt „Die Höhle der Löwen“ bei den 20- bis 29-Jährigen: sagenhafte 16,2 Prozent.

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